Die Weltwirtschaft zeige zu Beginn der zweiten Jahreshälfte eine zunehmend „asynchrone Entwicklung“ und geopolitische Risiken (Stichwort Handelszölle) nehmen zu, analysieren Mag. Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH und Mag. Doris Kals, Leiterin Multi Asset Management in der Allianz Invest KAG: Ramberger formuliert aus Aktualitätsgründen „fußballerisch“: „Wir sind in der Rapid-Viertelstunde angekommen, vielleicht sogar schon im Nachspiel.“ Die extrem positiven Prognosen zu Jahresbeginn hätten sich nicht erfüllt, die effektiven Wirtschaftsdaten blieben weltweit unter den Erwartungen. Ramberger: „Zwar ist das globale Wachstum im Vergleich zu den letzten Jahren hoch und robust, das Momentum flacht allerdings deutlich ab.“ Zulegen konnte – insbesondere infolge der Trump´schen Steuerreform – einmal mehr vor allem das Wachstum in den USA, der Euroraum und die Schwellenländer verzeichneten hingegen eine schwächere Entwicklung als erwartet. Die Arbeitslosigkeit ist jedoch „infolge des Wachstums weiter rückläufig und müsste vor allem in den USA mehr Lohndruck erzeugen“.
Impulse der Geldpolitik gehen zurück
„Die Inflationserwartungen sind in den letzten eineinhalb Jahren kaum nach oben gegangen“, erklärt Ramberger, der Rate im Euroraum dürfte weiterhin unter zwei Prozent bleiben. Die US-Notenbank FED schreite mit der Reduktion der Bilanzsumme und der Anhebung der Leitzinsen voran, wodurch das Zinsdifferential zu den anderen globalen Währungen sukzessive zulege. Die Europäische Zentralbank hat das Auslaufen der Anleihekäufe angekündigt, geht jedoch von keiner Zinsanhebung vor Herbst 2019 aus. „In Summe bleibt die Geldpolitik unterstützend für die Wirtschaft, die Impulse für die Finanzmärkte gehen jedoch zurück. Zudem könnte die Verflachung der US-Zinskurve ein erstes Warnzeichen für die nächste Rezession in den USA darstellen“, prognostiziert der Allianz Experte.
Als Anlagestrategie der Allianz erklärt Doris Kals: „Konkret raten wir Anlegern, im aktuellen Umfeld Aktien gegenüber Anleihen leicht überzugewichten.“ Aktienseitig empfiehlt Kals, die USA und Europa überzugewichten, die Emerging Markets unterzugewichten und Japan (hatte nach acht (!) aufeinanderfolgenden positiven Quartalen im 1. Quartal ein negatives Wachstum) neutral zu halten. In den USA werden die nach der Steuerreform ohnehin hohen Erwartungen hinsichtlich Gewinnwachstum und Profitabilität von den Unternehmen noch übertroffen, und es gibt weiterhin starke positive Gewinnrevisionen.
Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz, Anleihen aus den Emerging Markets leicht überzugewichten, Euroland-Anleihen neutral zu halten und Unternehmensanleihen sowie Anleihen aus den USA unterzugewichten. Für EM-Anleihen, die in Hartwährung notieren, spricht der attraktive laufende Ertrag von aktuell 6,3 Prozent, analysiert Kals. Resümee der Allianz-Analysten: „Derzeit ist kein klarer Trend abzulesen. Es könnte aber wirklich schwierig werden, was die weltweite Wachstumsdynamik betrifft.“
Download der 16seitigen Präsentation Allianz Invest Quarterly 2/2018 „Schlusspfiff für die Euphorie an den Finanzmärkten“ hier.