„Leben nach QE?“ fragen bei Präsentation des Allianz Invest Quarterly 1. Quartal 2019 die Allianz Investmentexperten Mag. Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG, und Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG – und geben einen „verhalten optimistischen“ Ausblick: „Die globalen Konjunkturdaten haben zuletzt enttäuscht“, kommentiert Ramberger und relativiert: „Das Risiko einer anstehenden Rezession schätzen wir allerdings gering ein.“ Zwar habe sich „das Umfeld für risikoreiche Assets hat sich in den letzten Monaten zusehendes eingetrübt“, beobachtet Bruckner, die Stimmung an den Kapitalmärkten sei – insbesondere mit Blick auf das turbulente letzte Quartal 2018 – „im Moment pessimistisch, die Volatilitäten haben massiv zugenommen und könnten weiter steigen – eine breite Diversifikation ist derzeit unumgänglich“, empfiehlt Bruckner.
Alsdann: Für 2019 erwarten Ramberger und Bruckner ein schwächeres Wirtschaftswachstum als 2017 und 2018 – „aber keine Rezession“. Die „Economic Surprise Indices“ seien „mittlerweile auf Niveaus angelangt, von denen aus sich die Situation verbessert“ (Anmerkung: Der Surprise-Index spiegelt die prozentuale Abweichung zwischen erwarteten und tatsächlichen Wirtschaftsdaten oder Unternehmenszahlen wider. Der Wert steigt, wenn die realen Ergebnisse positiv gegenüber Konsensschätzungen überraschen und umgekehrt. Er wird vom Datenanbieter Bloomberg berechnet.). Als größte bestehende Risiken für die (Welt-)Wirtschaft nennen Ramberger und Bruckner „die Abschwächung in China, mögliche Eskalation des US-Handelskriegs – und den BREXIT“.
Dazu kommt, dass mit dem Jahr 2019 die Finanzmärkte „nicht mehr durch QE Quantitative Easing der Nationalbanken in den USA und Europa unterstützt“ werden – die Geldpolitik sei jedoch „trotzdem expansiv ausgerichtet“. Unbestritten sei demzufolge „der positive Effekt auf Risikoassets“, fraglich sei „die Auswirkung der Bilanznormalisierung“, denn insbesondere Unternehmensanleihen haben von QE profitiert. Erwartet wird eine Verflachung der Zinskurve bei weiterhin positiven Gewinnen der Unternehmen – jedoch mit negativen Revisionen. Denn: „Inverse – sich umkehrende, Anm. – Zinskurven gelten als zuverlässiger Warnindikator für eine Rezession, die Vorlaufzeit beträgt jedoch durchschnittlich 12 Monate“. Nicht zuletzt nach dem turbulenten letzten Quartal 2018 seien „Aktienbewertungen global deutlich attraktiver geworden“ und befänden sich „unter dem langjährigen Durchschnitt“ – wobei 2019 ein globales Gewinnwachstum von 7,1 Prozent prognostiziert werde.
Empfehlung: Breite Diversifikation
„Konkret raten wir Anlegern, Aktien und Anleihen neutral zu halten“, erklärt Bruckner die Anlagestrategie der Allianz für das kommende Quartal. Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz, Anleihen aus den Emerging Markets (EM) überzugewichten. Der laufende Ertrag von in Hartwährungen notierenden EM-Anleihen von rund 7 Prozent sei sehr attraktiv; Lokalwährungen meiden die Allianz Experten aufgrund der hohen Volatilitäten weiterhin. US-Anleihen sowie Euroland-Anleihen werden neutral gewichtet, Unternehmensanleihen hingegen werden untergewichtet. Auf der Aktienseite empfiehlt die Allianz, Aktien aus den Emerging Markets überzugewichten. Diese konnten nach der schwachen Entwicklung Anfang 2018 bereits im vierten Quartal des letzten Jahres outperformen und werden von Investmentbanken favorisiert. Aktien aus den USA und Europa werden hingegen neutral gewichtet, japanische Aktien untergewichtet.
Nach soviel „Globalität“ eine Schlussfrage an die Allianz-Experten bezüglich Österreich: Was ist nach den Ankündigungen der Koalition in Sachen Steuerreform für den österreichischen Kapitalmarkt zu erwarten? Bruckner und Ramberger seufzen: Zum für sie entscheidenden Stichwort „Senkung der Unternehmensbesteuerung“ geben es weder eine Größenordnung noch einen Zeitpunkt. Ein Kollege in der Journalistenrunde ergänzt: „Naja, Regierung Kurz IV eventuell?“ Tu felix Austria.
Download des Handouts Allianz Quarterly 1/2019 „Leben nach QE?“.