Ruhig ist es um den ehemaligen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in den vergangenen Wochen geworden. Von einem neuen Job des mit 31. Dezember 2021 von Roland Weißmann abgelösten Wrabetz war bislang noch nichts zu lesen oder zu hören. Und das ist eigentlich ungewöhnlich, da Manager von großen heimischen Medienunternehmen im arbeitsfähigen Alter im Normalfall nicht unbegehrt sind und relativ rasch einen adäquaten Posten im Inland oder im deutschsprachigen Ausland finden (man denke nur an Ex-ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler, den es nach dem ORF an die Spitze der RTL Group verschlug). Im Sommer 2022 fiel der abgewählte ORF-General Wrabetz lediglich dadurch medial auf, dass er und die ORF-Kulturmoderatorin Leona König ihre Liebe zueinander coram publico ausbreiteten.
Nun, neun Monate nach seinem Ausscheiden bei der größten Medienorgel des Landes, bringt sich Wrabetz mit Interviews und Gastkommentaren in Tageszeitungen selbst als alles Mögliche ins Spiel: als Ezzesgeber bei medienpolitischen Fragen, als Medien- und/oder Kulturminister, als Präsident des Wiener Fußballvereins SK Rapid und als Finanzminister in einer nach vorgezogenen Nationalratswahlen eventuellen neuen Regierung mit SPÖ-Beteiligung.
Brauchen die Sozialdemokraten Alexander Wrabetz als Zugpferd? Sind die Sozialdemokraten auf die Finanzkompetenz des vormaligen ORF-Chefs angewiesen? Ist sein über viele Jahre am Wiener Küniglberg trainiertes Leadership-Knowhow für die SPÖ von Nutzen? Und hat das Team um die Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner nicht selbst einige herzeigbare Finanzprofis in ihren Reihen, die im Fall des Falles die Nachfolge von Magnus Brunner antreten würden? Fragen über Fragen, mit denen man sich in der Löwelstraße in der Wiener Innenstadt beschäftigt. Oder aber auch nicht.