Viele Menschen haben aufgrund der Coronakrise weniger Einkommen, weil sie in Kurzarbeit sind oder ihren Job verloren haben. „Da bleibt oft nur, das Konto zu überziehen“, erläutert Gabriele Zgubic, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer Österreich. „Ein Minus am Konto kommt teuer.“ Daher verlangt die Arbeiterkammer (AK) einen verbraucherfreundlichen Corona-Zinssatz für ein Minus am Konto für ein Jahr – maximal fünf Prozent! Zudem fordert die AK ein Aussetzen von „Strafzinsen“, wenn der Kontorahmen überzogen wird. Banken sollen den Kontorahmen auch nicht überraschend kürzen oder kündigen. Dass die Zinsen für Kontoüberziehungen sehr hoch sind, zeigen alle AK-Tests der vergangenen Jahre über die Konditionen auf Girokonten – trotz negativer Zinssätze des für viele Finanzverträge maßgeblichen Euribor-Satzes. „Für die Banken sind die Zinsen der Kontoüberziehung ein gutes Geschäft, für die Bankkunden ist es ein teures Geschäft“, so Zgubic. Die AK fordert von den Banken, dass sie – gerade in der Coronakrise – ihren Bankkunden mit vergünstigten Konditionen zur Seite stehen. Sie sollten jenen Kunden entgegenkommen, die ihren Lebensunterhalt unter anderem mit Kontoüberziehungen finanzieren müssen.
„Eine Kontoüberziehung kostet im Schnitt 10,5 Prozent und bei einer Überschreitung des Rahmens, die in Coronazeiten noch öfter notwendig sein wird, gibt es noch einen weiteren Zinsaufschlag“, erklärt Zgubic. „Die Zinsen für Guthaben am Konto sind hingegen de facto null.“ Der günstigste Zinssatz für ein Minus beträgt 5,375 Prozent, der höchste 13,5 Prozent. Zum Vergleich: Die Zinsen für neu abgeschlossene Konsumkredite sind – laut Statistik der Österreichischen Nationalbank – mit 5,06 Prozent verzinst (Februar 2020).
In der AK-Beratung melden sich immer wieder Konsumenten, die davon berichten, dass der Kontorahmen von der Bank überraschend gekürzt oder zur Gänze gekündigt wurde. „Die Banken sollten für zumindest ein Jahr keine einseitigen, überraschenden Rahmenkürzungen oder –kündigungen vornehmen. Es geht darum, dass Bankkunden Sicherheit haben, was ihre Finanzen anbelangt“, schließt die Konsumentenschützerin ab.