Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Salzburger Bankhaus Spängler, wirft einen Blick auf die aktuellen weltweiten Konjunkturentwicklungen, die zuletzt veröffentlichten Inflationszahlen, sowie die Erwartungen an den Aktienmärkten.
Konjunktur: Wachstumserwartungen für 2022 weiter gesenkt
Anhaltende Probleme bei den Lieferketten, eine weiterhin hohe Inflation und die zuletzt deutlichen Zinsanhebungen der wichtigsten Notenbanken sind einige der wichtigsten Gründe für die nochmals reduzierten Wachstumserwartungen für 2022 des Internationalen Währungsfonds. So liegen die Schätzungen für Europa aktuell bei einem Wachstum von 2,6 Prozent und für die USA bei 2,3 Prozent.
Auch China leidet unter den aktuellen Unsicherheiten, zuletzt ist vor allem der schon lange schwelende Taiwan-Konflikt wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Das von der chinesischen Regierung immer wieder veröffentlichte Wachstumsziel von 5,5 Prozent wurde von einzelnen Regierungsbeamten zuletzt nicht mehr als „hartes Ziel” bezeichnet.
Unternehmen: Europa pessimistisch, USA optimistisch
Wie beurteilen nun die Unternehmen die aktuelle Situation? Auch hier hat sich in Europa die Einschätzung der Einkaufsmanager sowohl im Dienstleistungsgewerbe als auch in der Industrie eingetrübt und befinden sich nunmehr an bzw. knapp unter der 50-Punkte-Marke, die eine mehrheitlich negative Einschätzung signalisiert. Ein dynamischeres Bild vermitteln die USA: Sowohl Dienstleistung als auch Industrie weisen auf ein expansives Wirtschaftsumfeld hin. Dies widerspiegelt auch die positive Stimmung aufseiten der US-Verbraucher. Somit haben hier die Rezessionsängste zuletzt wieder etwas nachgelassen.
Kerninflation auf hohem Niveau
Eine der wichtigsten Fragen bleibt die Inflationsentwicklung. Sowohl in Europa als auch in den USA hat sich die Inflation noch nicht beruhigt. In Europa verzeichnete die Gesamtinflation einen Wert von 8,9 Prozent, auch die Kernrate ist mit 4 Prozent deutlich zu hoch. Die USA verzeichnet eine noch höhere Inflation von 9,1 Prozent. Positiv ist anzuführen, dass die Kerninflation – also die Preisentwicklung ohne Lebensmittel – und Energiekosten – auf einem hohen Niveau von 5,9 Prozent zuletzt etwas rückläufig war.
USA nähert sich „neutralem Zins”
Mit der Zinserhöhung von 50 Basispunkten im Juni hat der negative Einlagensatz auch in Europa ein Ende gefunden. Bis zum Jahresende werden noch weitere Zinsschritte bis auf rund 1 Prozent von den Marktteilnehmern erwartet. Die US-Notenbank FED hat die Zinsen zuletzt zwei Mal um 75 Basispunkte angehoben und hat sich dem „neutralen Zins”, welcher die Wirtschaft weder fördert noch bremst, und in den USA bei circa 3 Prozent liegt, bereits angenähert.
Aktien: Markt erwartet den “Best Case”
Die Aktienmärkte präsentierten sich in den letzten Wochen sehr fest. Der US-Markt weist mit Monatsultimo lediglich ein Minus von 5,6 Prozent im Euro auf. Hier spielt der Anstieg des US-Dollar gegenüber dem Euro von über 10 Prozent eine wichtige Rolle. Auch Europa konnte sich von seinen Tiefständen erholen und auch der chinesische Markt erfuhr eine Renaissance. Im Gegensatz zum Anleihenmarkt erwarten die Marktteilnehmer am Aktienmarkt eine, wenn überhaupt, milde und kurze Rezession, also den “Best Case” im aktuellen Umfeld.
Aktuelle Positionierung im Spängler Asset Management: Aktien untergewichtet
Die Strategien im Asset Management des Bankhaus Spängler weisen derzeit weiter eine Aktien-Untergewichtung auf, allerdings wurde diese reduziert. Regional betrachtet, liegt unser Fokus weiterhin auf den etablierten Märkten, wobei wir USA gegenüber Europa übergewichten. Im Anleihebereich setzen wir auf eine etwas längere Laufzeitenstruktur als zuletzt, sowie auf inflationsgeschützte Anleihen. Unternehmensanleihen bleiben reduziert beigemischt. Neu investiert wurden in einem ersten Schritt Hochzinsanleihen sowie Emerging-Markets-Anleihen, in den Euro währungsgesichert.