Die Entwicklungen im Nahen Osten nach dem Angriff der Hamas auf Israel haben nach einer kurzen Phase der Analyse auch die Kapitalmärkte unter Druck gebracht. “Auffallend ist, dass US-Aktien stärker nachgegeben haben als europäische Werte. Dies hängt unter anderem auch damit zusammen, dass diese – vor allem im Segment der Technologieunternehmen – deutlich stärker gestiegen waren als ihre europäischen Pendants”, erörtert Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler, in seinem aktuellen Kapitalmarktupdate.
Blickt man auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn, haben US-Aktien nach wie vor die Nase vorn, auch wenn sie zuletzt stärker gelitten haben. Sie profitieren noch von der KI-Rally, die im Mai einsetzte, und vor allem große Technologieunternehmen monatelang trug. Europäische Aktien haben ihre zwischenzeitlichen Gewinne hingegen fast komplett wieder abgegeben. Die jüngste Erholung der chinesischen Aktien relativiere sich vor dem Hintergrund der zuvor aufgelaufenen hohen Verluste. Bislang habe China die hoch gesteckten Erwartungen nach dem Ende der Corona-Restriktionen noch nicht erfüllt. “Noch halten wir die Lage insgesamt für zu unklar, um schon jetzt wieder die Aktienquote zu erhöhen”, so Dürnberger.
Anleihen: Sicherheit war nur kurz gefragt
Turbulent verläuft die Situation auch an den Anleihemärkten. “Hier war Sicherheit nur kurz nach dem Ausbruch des Nahost-Konflikts gefragt”, erklärt Dürnberger. Zehnjährige Staatsanleihen legten auf beiden Seiten des Atlantiks zwar zunächst zu, gaben ihre Gewinne aber auch schnell wieder ab. Erst seit einigen Tagen ziehen die Anleihekurse wieder etwas an. Seit Jahresbeginn verzeichnen zehnjährige Staatsanleihen Verluste, insbesondere in den USA. Dürnberger in seinem Ausblick: “Die deutlich gestiegenen Zinsen haben ihnen schwer zu schaffen gemacht und es droht ein weiteres Verlustjahr.”
Rohöl und Gold als Profiteure des Nahost-Konflikts
Andere Asset-Klassen wie Rohöl und vor allem Gold kann man als Profiteure des Nahost-Konflikts bezeichnen. Die Ölpreise zogen an, da befürchtet wurde, dass sich der Konflikt auf die gesamte Region ausbreitet. “Zwar sind die Ölpreise in den letzten Tagen wieder etwas gefallen. Solange kein Ende des Konflikts in Sicht ist, kann aber keine Entwarnung gegeben werden”, so der Asset Manager. Gold war als klassischer sicherer Hafen stark nachgefragt und legte nach dem Ausverkauf im September seit Konfliktbeginn um 150 US-Dollar bzw. über 8 Prozent zu. Dürnberger: “Die Nachrichtenlage aus dem Nahen Osten sowie verstärkte Käufe von Zentralbanken dürften für Gold weiterhin bestimmend bleiben.”
EZB und Fed: Zinshoch erreicht?
Was die Geldpolitik betrifft, scheint es so, als hätten sowohl die US-Fed als auch die EZB ein vorläufiges Zinshoch erreicht. Die Fed sieht sich offenbar auf Kurs, die Inflation in Richtung des 2‑Prozent-Ziels zu drücken. “Allerdings ist die Wirtschaft in den USA zuletzt noch sehr stark gewachsen, sodass eine weitere Zinserhöhung im Dezember nicht ganz auszuschließen ist”, so Dürnberger. Der Markt sehe das ähnlich. In Europa habe er bereits für die nächsten zwölf Monate drei Zinssenkungen der EZB eingepreist. “Diese Erwartung könnte aber zu aggressiv sein, da sich die Inflation vor allem wegen der stark steigenden Löhne hartnäckig zeigt und 2024 über dem 2‑Prozent-Ziel der EZB liegen dürfte”, warnt der Experte.
Positionierung im Spängler Asset Management
Was bedeutet das alles für AnlegerInnen, wie ist das Spängler Asset Management aktuell positioniert? “Wir bleiben bei einer neutralen Aktienquote und gewichten Europa und die USA gleich. Daneben mischen wir den pazifischen Raum, China und Japan währungsgesichert bei”, erklärt Dürnberger. “Im Anleihebereich liegt unser Schwerpunkt im Segment beste Bonität im mittleren Laufzeitenbereich. Dagegen haben wir bei Unternehmensanleihen und High Yield-Anleihen eine verkürzte Laufzeitenstruktur. Schwellenländer-Anleihen in Euro währungsgesichert bleiben vorsichtig beigemischt.