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Bernie Madoff: Ein Image zwischen eiskaltem Existenzen-Killer und Robin Hood der Neuzeit

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Maximilian Mondel
Nach dem Tod von Anlagebetrüger Bernie Madoff stellt sich wieder einmal die Frage, ob das Strafausmaß für Betrüger ähnlich hoch ausfallen darf, wie das Strafausmaß für Mehrfach- und Massenmörder.
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In den USA setzt man bei der Verhängung von Haftstrafen auch und nicht zuletzt auf die Symbolkraft: So bekam Terry Nichols für den fatalen Bombenanschlag in Oklahoma City im Jahr 1995, der 168 Menschen das Leben kostete, eine Haftstrafe von 161 mal lebenslänglich aufgebrummt. Quasi oben drauf verfügte das Gericht dann auch noch, dass Nichols 9.300 Jahre ohne Chance auf Bewährung im Gefängnis abzusitzen habe. Im Fall von Terry Nichols wollte der Richter oder die Richterin also ganz sicher gehen, dass der Bombenattentäter nie wieder auf freien Fuß kommt.

Gegen 161 mal lebenslänglich und 9.300 Jahren ohne Chance auf Bewährung nimmt sich die gegen den Anlagebetrüger Bernie Madoff verhängte Haftstrafe von 150 Jahren nahezu bescheiden aus: Madoff war 2008 im Zuge der weltweiten Finanzkrise aufgeflogen, ein gigantisches Schneeballsystem zu betreiben und 2009 für seinen Anlageschwindel verurteilt worden. Vor wenigen Tagen ist Madoff nun im Gefängnis verstorben – die Nieren hatten ihm in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Dem Vernehmen nach hat Madoff 4.800 Einzelpersonen, Wohltätigkeitsorganisationen, Pensions- und Hedgefonds um unglaubliche 65 Milliarden US-Dollar betrogen. Sein Businessmodell war watscheneinfach: Investoren wurden tolle Renditen versprochen, und da Madoff mit seinem Image als sagenhaften Vermögensvermehrer immer neue Investoren überzeugen konnte, wurde immer frisches Geld in sein System gespielt, mit dem die bestehenden Investoren befriedigt werden konnten. Und hätte die Finanzkrise von 2008 nicht die USA und die ganze Welt erschüttert und hätten damals nicht ungewöhnlich viele Investoren ihr Geld zur gleichen Zeit von Madoff zurückgefordert, dann wären seine Machenschaften eventuell gar nicht aufgeflogen.

Bernie Madoff hat Existenzen zerstört und seine Taten sind durch nichts zu entschuldigen. Bernie Madoff hat eine Heerschar von Menschen um ihr Erspartes erleichtert. Bernie Madoff war ein Großbetrüger, der ab einem gewissen Zeitpunkt an einem „Point of no return“ angelangt war. Bernie Madoff konnte irgendwann nicht mehr anders, als diesen gigantischen Betrug fortzuführen. Bernie Madoff war aber kein Mörder. Bernie Madoff hat womöglich Existenzen vernichtet und so manchen Investor in Unglück und Verderben getrieben (wie nach seiner Verurteilung übrigens auch einige seiner Familienmitglieder), aber er hat nicht im eigentlichen Sinn gemordet.

Natürlich geht es bei Gerichtsurteilen immer auch um viel mehr als das Bestrafen eines straffällig Gewordenen: Es geht um die Symbolik, es geht um die Medienöffentlichkeit, es geht wie immer auch irgendwie um Wählerstimmen, und ein wenig geht es auch um das abschreckende Beispiel, wiewohl jeder weiß, dass sich kein Verbrecher davon abschrecken lässt, dass er im schlechtesten Fall ins Gefängnis kommt oder mittels Giftspritze hingerichtet wird.

150 Jahren Gefängnis sind trotz allem eine ganze Menge, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass ein gewisser Nathaniel White ebenfalls in den USA das exakt gleiche Strafausmaß ausfasste – und der hatte Anfang der 90er Jahre sechs Menschen kaltblütig ermordet. Die Anwälte von Bernie Madoff hatten zuletzt versucht, den gesundheitlich Angeschlagenen, der im Gefängnis von Mitinsassen als eine Art Robin Hood der Neuzeit gefeiert wurde, eine vorzeitige Entlassung des Betrügers zu erwirken. Doch sein Richter wollte davon nichts wissen: „Als ich Herrn Madoff 2009 verurteilt habe, war es meine volle Absicht, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt.“

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