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Bert Rürup: „Sichere Pensionen gibt es nicht“

Bert Rürup, einer der renommiertesten deutschen Wirtschaftswissenschaftler und Rentenexperten referierte dieser Tage über Wege zum österreichischen Pensionssystem der Zukunft in Wien. Das Thema sei von drei „Trivialitäten“ geprägt, die sich bei näherer Analyse jedoch als komplex herausstellten. Das Langlebigkeitsrisiko, die Tatsache, dass das Individuum allein nicht vorsorgen kann, sondern die Effizienz im Kollektiv braucht sowie die Erkenntnis, dass es im Pensionsbezug immer nur ein Umlageverfahren gibt, denn jede Pension, auch die kapitalgedeckte, ist Teil des laufenden Volkseinkommens.

Auf Einladung der ARGE Zusatzpensionen und des FJF Finanzjournalistenforums diskutierte Prof. Dr. Bert Rürup über seine Visionen und Ansätze für das österreichische Pensionssystem der Zukunft. Rürup war als Gast-Redner der vierten Pensions-Enquete der ARGE Zusatzpensionen in Wien.

Eine Reihe von Anregungen zum heimischen Pensionssystem bietet der deutsche Wirtschaftswissenschafter Bert Rürup in seinen Analysen. Der Rentenexperte räumt mit einem der gängigsten Versprechen diverser Politiker auf: „Sichere Pensionen gibt es nicht. Alle Pensionsansprüche, ob umlagefinanziert oder kapitalgedeckt, müssen aus einer zukünftig erzeugten Wertschöpfung finanziert werden, und die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ist stets mit Unsicherheit behaftet“, so Bert Rürup. Der Wirtschaftswissenschafter ergänzt: „Umlagefinanzierte Pensionen sind Transfereinkommen, die politischen Zugriffen wie Pensionsreformen ausgesetzt sind. Das Kapitaldeckungsverfahren greift auf nationale und internationale Kapitaleinkommen zu – und ist daher mit Kapitalmarkt- und Wechselkursrisiken behaftet.“

Rürup verweist bei seinen Ausführungen auch auf führende britische Ökonomen. Deren Studien sprechen eindeutig für Mischsysteme: „Unter risikodiversifizierenden Gesichtspunkten ist Alterssicherungssystemen, die aus einer Mischung von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen bestehen, der Vorzug vor monistisch finanzierten Systemen zu geben“, betont Rürup.

Österreich hat Nachholbedarf

In Bezug auf die kapitalgedeckte Pension als Unterstützung der staatlichen Pension sieht der Rentenexperte Bert Rürup in Österreich aber noch einen deutlichen Nachholbedarf: „Im Durchschnitt aller Industriestaaten beläuft sich nach Angaben der OECD der Anteil der kapitalgedeckten Alterseinkommen auf 17 Prozent. In Österreich liegt dieser Prozentsatz bei 3,5 Prozent, in Deutschland immerhin bei fast 10 Prozent“. Da gelte es anzusetzen, „auch wenn manche Politiker vor dieser blamablen Relation noch immer die Augen verschliessen“.

Die Arbeitsgemeinschaft Zusatzpensionen umfasst den Fachverband der Pensionskassen, den Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO), die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG).

„Aus Umfragen und den Ergebnissen unserer Veranstaltungen der letzten Jahre lässt sich klar ein Handlungsbedarf für die Politik in Sachen Pensionssystem erkennen. Seitens unserer nächsten Bundesregierung, aber auch bei alle anderen Politikern und Sozialpartnern ist der politische Wille gefragt, ein Konzept für ein integriertes Drei-Säulen-Zukunftsmodell fernab von ideologischen Debatten zu erarbeiten. Wir wollen mit unserer diesjährigen Enquete dazu Anregungen liefern“, unterstreicht Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, als einer der Veranstalter.
„Den Vertretern der ARGE Zusatzpensionen ist ein sachlicher, offener Dialog über den besten Weg zu einem zukunftssicheren Pensionssystem besonders wichtig. Daher haben wir dieses Jahr mit Bert Rürup einen Wissenschafter und Rentenexperten nach Wien geholt, der als Berater mehrerer Bundesregierungen und Leiter von Reformkommissionen dazu beigetragen hat, dass Länder wie Deutschland heute so erfolgreich sind“, so Manfred Rapf, Sektion Lebensversicherung im VVO.

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