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BIP-Indikator der Nationalbank signalisiert günstigere Konjunkturprognose für 2020

Die österreichische Wirtschaft erholt sich etwas schneller als erwartet. Die Daten für die vergangenen Wochen signalisieren einen ausgeprägten v-förmigen Konjunkturverlauf.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) führt aktuell jede Woche eine nachfrageseitige Schätzung des BIP auf Basis von Echtzeitdaten durch. Die aktuellen Ergebnisse zeigen eine weitere Verbesserung der Konjunktur in Österreich. Das Aktivitätsniveau der österreichischen Wirtschaft lag in den Kalenderwochen 30 und 31 4,0 Prozent bzw. 3,8 Prozent unter den Vorjahreswerten. Damit erholt sich die österreichische Wirtschaft etwas schneller als erwartet. Die Daten für die vergangenen Wochen signalisieren einen ausgeprägte v‑förmigen Konjunkturverlauf. Unter der Voraussetzung, dass es zu keiner starken zweiten COVID-19-Infektionswelle kommt, könnte Österreichs Wirtschaft 2020 daher weniger stark einbrechen, als im Rahmen der OeNB-Prognose von Anfang Juni erwartet worden war. 

Anzeichen weiterer konjunktureller Erholung in Österreich

Für die Kalenderwochen 30 (20. bis 26. Juli) und 31 (27. Juli bis 2. August) zeigen die Echtzeitdaten eine weitere konjunkturelle Erholung an. Die gesamte LKW-Fahrleistung lag in Kalenderwoche 31 nur noch 1,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, die für die Exporttätigkeit relevante Fahrleistung in Grenzabschnitten 4,5 Prozent. Der Stromverbrauch – ein aussagekräftiger Indikator für die Industrieproduktion – lag im Juli rund 5 Prozent unter dem Vorjahreswert. In den Monaten April bis Juni war der Rückgang noch doppelt so groß gewesen. Die Belebung der Industrieproduktion spiegelt sich auch in den jüngsten Ergebnissen des Einkaufsmanagerindex wider. Mit 52,8 Punkten kehrte der Index wieder in den Wachstumsbereich zurück. Zahlungsverkehrsdaten signalisieren eine weitere leichte Verbesserung des privaten Konsums und im heimischen Tourismus. Insgesamt ist die BIP-Lücke in den Kalenderwochen 30 und 31 auf 4,0 Prozent bzw. 3,8 Prozent gesunken.

Ausgeprägter v‑förmiger Konjunkturverlauf zeichnet sich ab

Für den weiteren Konjunkturverlauf im zweiten Halbjahr 2020 liefert der bisherige Wochenverlauf des neuen Indikators erste wichtige Einblicke. Nachdem das BIP zum Höhepunkt des Lockdowns Ende März/Anfang April um ein Viertel gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war, hatte sich die BIP-Lücke bis zum Ende des 2. Quartals auf 7,5 Prozent verringert. Zu Beginn des 3. Quartals hat sich der Erholungsprozess weiter fortgesetzt. Mit einem Rückgang auf unter 5 Prozent war die BIP-Lücke im Juli niedriger als erwartet. Es zeichnet sich somit ein ausgeprägter v‑förmiger Konjunkturverlauf ab.

BIP-Indikator der Nationalbank signalisiert günstigere Konjunkturprognose für 2020

Die Ergebnisse der aktuellen Schnellschätzung zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) zeigen, dass das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um 13,3 Prozent (12,8 Prozent nicht saison- und arbeitstägig bereinigt) geschrumpft ist. Der wöchentliche OeNB-BIP-Indikator hat diesen Konjunktureinbruch frühzeitig und treffsicher angezeigt – die aus dem Indikator abgeleitete Schätzung des Einbruchs lag bei –14,5 Prozent. Nachdem bisher einzelne Datenveröffentlichungen wie Nächtigungszahlen und Produktionsindizes Teilergebnisse des wöchentlichen OeNB-BIP-Indikators bereits bestätigt hatten, hat er mit der VGR-Schnellschätzung nunmehr seinen ersten echten „Elchtest“ erfolgreich bestanden.

Genaue Schätzung der privaten Konsumausgaben

Als besonders genau hat sich die Schätzung der privaten Konsumausgaben erwiesen. Die wichtigste Nachfragekomponente des BIP wird unter Verwendung der Daten von Zahlungsdienstanbietern und Bargeldeinlieferungen geschätzt. Der bereinigte Rückgang der privaten Konsumausgaben im Jahresabstand laut VGR-Schnellschätzung (–15 Prozent) entsprach fast punktgenau der OeNB-Schätzung (–14,7 Prozent). Nachdem der wöchentliche BIP-Indikator den historischen Konjunktureinbruch treffsicher abbilden konnte, werden die nächsten Wochen nun zeigen, inwiefern dies auch für Konjunktursituationen zutrifft, die deutlich näher bei einem „normalen“ Bereich liegen.

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