Zu meinem 18. Geburtstag habe ich von meinem Opa ein Sparbuch mit einem für mich stolzen Sümmchen erhalten. Danke, Opa! Ein kleines Büchlein, mit dem ich zu meinem Bankberater gehen, eine Summe abbuchen und diese dann in besagtem Büchlein ablesen konnte. So weit so gut. Ehrlicherweise empfand ich es damals aber schon als nervig, nicht jederzeit und ohne menschliche Interaktion auf das Geld zugreifen zu können. In mein Online-Banking konnte ich das „Büchlein“ auch nicht integrieren. So oder so ähnlich hat das anscheinend auch die HYPO Niederösterreich im Jahr 2020 wahrgenommen. Denn als Grund für das „Sparbuch-Aus“ wurden damals „veränderte Kundenbedürfnisse“ angegeben. Dem schlossen sich weitere Banken mit derselben Begründung an – die BAWAG sowie die Volksbank in Wien, in Niederösterreich und in Oberösterreich.
Erwachsene Österreicherinnen und Österreicher haben anscheinend wenig Interesse daran, ein kleines Bank-gebrandetes Buch mit Geld zuhause rumliegen zu haben. Das mag eine Folge der omnipräsenten Digitalisierung sein. Offensichtlich sind auch die Vorteile gegenüber der Umwelt. Es gibt aber auch Bundesländer, wo sehr wohl noch Interesse seitens der Kundinnen und Kunden besteht, ein haptisches Sparbuch zu besitzen. Pauschalaussagen darüber, wie lange es gedruckte Sparbücher in Zukunft noch geben wird, kann man also nicht mit Sicherheit treffen, doch ich behaupte einmal, das haptische Sparbuch hat ein Ablaufdatum. Was übrigens auf keinen Fall etwas damit zutun hat, dass allgemein weniger Geld auf die Seite gelegt wird, sondern nur die Art und Weise, wie gespart wird, ändert sich. Mein Sparbuch von meinem Opa habe ich jedenfalls in ein Sparkonto umgewandelt – ohne Papier (gern geschehen, Umwelt!), in meinem Online Banking abrufbar und ohne die Gefahr, es irgendwo liegen zu lassen und zu verlieren.