Dieser Indikator, der erstmals verschiedene Parameter der Wohlstandsverteilung und ihre Veränderungen in 53 Ländern misst und in einem Indexwert bündelt, ist für die Alpenrepublik wenig schmeichelhaft. Österreich rangiert dabei lediglich auf Platz 41 und liegt damit hinter Ländern wie Brasilien oder Mexiko. Schwacher Trost: Die Vermögensverteilung in Deutschland (Rang 48) ist sogar noch unausgeglichener. „Die Österreicher sparen viel, aber mit sehr unterschiedlichem Erfolg, was die Vermögensungleichheit weiter fördert. Nachhaltige Verbesserungen dieser Situation lassen sich nur durch ein verändertes Anlageverhalten in breiten Bevölkerungsgruppen erzielen“, kommentiert Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG, den alarmierenden AWEI-Wert.
Leichte Verbesserungen
Das mittlere Geldvermögen der Österreicher liegt bei 19.015 Euro pro Kopf (Medianwert), was dem Land immerhin Platz 17 im globalen Vergleich einbringt. Seit der Jahrtausendwende ist dieser Wert um 3,9 % p.a. und damit um 0,1 Prozentpunkte stärker als der Durchschnittswert gewachsen. Ein Indiz für eine tendenziell erfreuliche, aber nur extrem langsam voranschreitende Verbesserung des Vermögensungleichgewichtes, wie die Autoren der Allianz Studie betonen. Ein weiterer Beleg dafür, dass Österreich in der richtigen Richtung, aber eher im Schneckentempo unterwegs ist: In den letzten 17 Jahren ist der Vermögensanteil des reichsten Bevölkerungszehntels hierzulande um drei Prozentpunkte auf nunmehr 55,3 Prozent zurückgegangen.
Als entscheidende Stellschraube für eine ausgeglichenere Vermögensverteilung erweist sich ein langfristig orientiertes Anlageverhalten, beispielsweise durch die breite Förderung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge. Fazit: „Es wird Zeit, dass sich die Österreicher von ihrem geliebten Sparbuch verabschieden. Bei Nullzinsen und steigender Inflation laufen sonst die Sparanstrengungen weiter ins Leere und eine nachhaltige Verbesserung der Vermögenssituation ist nicht zu erreichen“, so Bruckner.
Deutschland und Skandinavien mit Nachholbedarf
Im internationalen Vergleich haben sich die Unterschiede im Vermögensbesitz zwischen den Ländern in den letzten Jahren deutlich verringert, in erster Linie dank des rasanten Aufstiegs Chinas. Viele andere Ergebnisse des AWEI sind überraschend. Neben den „üblichen Verdächtigen“ USA, Südafrika, Indonesien oder Großbritannien gehören auch Dänemark und Schweden zu den Ländern mit einer stark verzerrten nationalen Vermögensverteilung. Dafür dürfte in erster Linie die hohe Verschuldung weiter Teile der Bevölkerung mit Immobilienkrediten verantwortlich sein. In Deutschland wiederum machen sich die Folgen der Wiedervereinigung und das weitgehende Fehlen einer kapitalgedeckten Altersvorsorge bemerkbar. Auf der anderen Seite finden sich in der Gruppe der Länder mit einer relativ ausgeglichenen Vermögensverteilung viele europäische Länder aus Ost und West – auch Eurokrisenländer wie Italien, Spanien und Griechenland.
Berechnung des AWEI
Der AWEI beruht auf verschiedenen Parametern der Vermögensverteilung, wobei sowohl Ausprägung als auch Veränderungen berücksichtigt werden; dazu zählen die Anteile der nationalen Vermögensklassen am gesamten Netto-Geldvermögen; das Verhältnis von Median- zu Durchschnittswerten des Netto-Geldvermögens sowie das Wachstum des Netto-Geldvermögens pro Kopf seit dem Jahr 2000.