Es geht um die aktuelle „Bankenkrise“. Wenn man das so nennen kann. Aktuell halten uns insbesondere zwei spezielle Fälle von Bankencrashs interessiert: die Silicon Valley Bank in Kalifornien und der Megacrash der Crédit Suisse. Beide haben ihre spezifischen Gründe, wobei es sicher (einige wenige) Gemeinsamkeiten in den Ursachen und Auswirkungen gibt. Fatale Ereignisse, kein Zweifel und leider nicht verhindert oder vermieden worden.
Es geht um die gebotenen Erklärungen und damit meine ich nicht die üblichen Klagen über Fehlverhalten des Managements oder Fehleinschätzungen der Aufsichtsbehörden. Sondern die basale Erklärung, wie das Bankgeschäft funktioniert, was eine Bank überhaupt ist und wie eine Bank Geld verdient.
In den Interviews und der Berichterstattung wird von den vielen „Wirtschaftsjournalisten“ , „Experten“ und Involvierten nie schlüssig dargestellt, dass eine Bank im Prinzip nicht das „eigene“ Geld verborgt, sondern immer jenes ihrer Kunden. Das eine nennt man Kredit, das andere Einlagen. Es ist eine Binsenweisheit zu wissen, dass die Aufgabe einer Bank ist, die sogenannte Fristentransformation zu bewerkstelligen. Ist das Voodoo oder geheimwissenschaftliche Zockerei? Nein, es ist recht einfach: nimm das Geld von vielen (kurz- bis langfristige Einlagen, viele, auch kleine Beträge) und stelle es wenigen (über Kredite, Wertpapier- und Anleihenkauf, wenige, größere Beträge) auf Basis einer Erwartungsrechnung zu Verfügung. Dafür fallen Zinsen an, die einerseits zu bezahlen sind und andererseits ausgeschüttet werden. Von der Differenz lebt die Bank. Ist das so schwer?
Eigenkapital dient dazu, Kreditausfällen entgegenzuwirken. Nicht Liquiditätsengpässen. Das ist etwas anderes: dazu muss man halt den Unterschied zwischen Kapital (was sind die Mittel, die mir als wirtschaftliche Basis zur Verfügung stehen) und Liquidität (wieviel Geld habe ich „in der Kasse“, um aktuelle Forderungen zu begleichen) verstehen und erklären. Warum kann das nicht und niemand?
Eine Forderung nach mehr Eigenkapital geht also an diesem konkreten Fall ordentlich vorbei. Wenn ein sogenannter Bank-Run (viele wollen gleichzeitig Geld zurück, ausgelöst durch unvorhergesehene Ereignisse, Gerüchte und negativen Markttendenzen) stattfindet, bedeutet das zuallererst, dass es ein Vertrauensproblem gibt. Deshalb tun Verantwortliche alles, um das Vertrauen wieder herzustellen. Und wenn eine Bank „gerettet“ wird, dann vornehmlich die Gelder, die eingesammelt wurden. Das ist doch auch nicht schwer zu verstehen….
Apropos: das wäre ein fundamentales Thema für die vielbeschworene „Finanzbildung“. Nicht nur zu verstehen, dass man langfristig nicht mehr ausgeben kann, als einnehmen oder dass die Höhe von Erträgen aus Veranlagung mit den verbundenen Risiken korrelieren – sondern auch das Verständnis für die Funktionsweise basaler Einrichtungen unseres Wirtschaftslebens.
Aber das ist wieder ein anderes Thema …