Am 4. November 2020 präsentierten Robert Ulm, CEO Hello bank! und Börsen-Experte Robert Halver im Rahmen des „Online Financial Future Media Talk”, ihre persönlichen, den Aktienmarkt und die US-Wahl betreffenden Insights. Aufgrund der konträren Ansichten der beiden Kandidaten – Donald Trump und Joe Biden – sind die Auswirkungen auf den globalen Börsemarkt sehr unterschiedlich. Halver ist laut derzeitiger Einschätzung der Meinung, dass Donald Trump erneut das Rennen um die US-Präsidentschaft machen wird und sich somit seine derzeitige Amtszeit um weitere vier Jahre verlängert . Sollte dies der Fall sein, wäre das für den (amerikanischen) Börsemarkt durchaus positiv. Auf Europa würde sich dies jedoch negativ auswirken, da man laut Halver davon ausgehen kann, dass sich der Handelskrieg weiter zuspitzen wird – besonders für China, aber eben auch in Europa. Wenn der laut Halver eher unwahrscheinliche Fall eintrifft und Biden gewinnt, wäre das in jedem Fall besser für die europäische und chinesische Wirtschaft. Der größte Verlierer bei einem Trump-Sieg wäre Europa, denn es wird unter Trump nicht gelingen, die Vereinigten Staaten wirtschaftlich einzuholen, so Halver.
Auswirkungen auf den Börsenmarkt
Aktuell richten sich die Börsen nach einem Trump-Gewinn, da Biden eher anti-kapitalistisch denkt und seinen Fokus mehr auf die Bekämpfung des Klimawandels legt und weniger auf ein amerikanisches Wirtschaftswachstum. Laut Halver’s Einschätzungen wird der Börsenindex aber volatierend bleiben. Die High-Tech- und Banken-Sektoren würden unter Trump keine zusätzlichen Steuern und Regulierungen erhalten. Im Vergleich zu beispielsweise Deutschland, geht es den amerikanischen Banken also deutlich besser. Spekulationen gibt es außerdem über den Öl-Markt. Hätte die USA nicht die Weltwährung US-Dollar, wären sie aufgrund ihrer extrem hohen Verschuldung, ein Pleitestaat. Doch Donald Trump befürwortet große Investitionen und Ausgaben, um sein eigenes Land zu stärken. Auch die US-Notenbank forderte nahezu dazu auf, Schulden zu machen. Diese Umstände lassen den Rückschluss zu, dass es keine großartigen Zinserhöhungen mehr geben wird.
Die Zukunft von Trump
Auf die Frage, ob Trump nun umgänglicher wird und sich Verbündete suchen wird, um seine Macht zu verstärken, ist sich Halver sicher, dass dem nicht so sein wird. Donald Trump habe seit jeher keinen kooperativen Führungsstil an den Tag gelegt und daran werde sich laut Halver auch nichts ändern. Allerdings könnte es sein, dass Trump tatsächlich etwas „sanfter” wird, ebenso wie seine Vorgänger Ronald Reagan (1981–1989) oder George W. Bush (2001–2009). Letzterer hat beispielsweise durchaus erkannt, dass Europa eine bedeutende Rolle im Weltgeschehen hat. Trump hingegen erwartet laut Halver, dass Europa den USA „zu Kreuze kriecht”. Zu Trump’s Mentalität würde eher ein „Jetzt erst recht” passen und dies spricht gegen Europas Chancen nach dem US-Wahlkampf. Halver ist sich sicher: „Europa muss erwachsen werden.”
Der Umgang mit Corona
Die USA werden realistisch gesehen die ersten sein, die Impfstoffe gegen das Covid-19-Virus für ihre Bevölkerung erhalten. Schon seit Beginn der Verbreitung des Corona-Virus inszeniert sich Trump als „Freund der Bevölkerung” und versucht, das Virus zu verharmlosen. Und das nicht ohne Grund: er hofft so auf die Stimmen jener Menschen, die unter allen Umständen erneute Lockdowns verhindern wollen. Haver ist der Meinung, dass die US-Bürger sich bei der Wahl die Frage stellen, was Trump ihnen als Präsident persönlich bringt. Und das ist das Gefühl der Sicherheit, weniger Steuern und sicherlich kein erneuter Lockdown, da Trump – trotz eigener Erkrankung – nach wie vor den Corona-Virus verharmlost.
Noch gibt es kein endgültiges Wahlergebnis aus den USA. Doch wie auch immer die Wahl ausgehen wird, sie wir mit Sicherheit sowohl den globalen Börsenmarkt, also auch das allgemeine Weltgeschehen immens beeinflussen.