„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung”, meinte einst John F. Kennedy. Und wie mit so vielen Zitaten, die der 1963 ermordete US-Präsident tatsächlich von sich gegeben hat oder die ihm zugeschrieben werden, hatte Kennedy natürlich recht. Gerade für die Finanzbildung, die dieser Tage vom Finanzministerium und der OECD kurz in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wurde, gilt, dass dem Einzelnen Nichtwissen teuer zu stehen kommen kann.
Das aktuell laufende und von Finanzminister Gernot Blümel gemeinsam mit Andreas Treichl, Aufsichtsratschef der Erste Stiftung sowie Mitglied und Stifter der „Stiftung für Wirtschaftsbildung“ und der Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek vorgestellte Projekt zur Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie für Österreich, verfolgt gleich mehrere Ziele: das Bewusstsein, die Finanzkompetenzen und das Verständnis der Bürger im Bereich Finanzbildung soll gestärkt werden, eine bessere Ressourcennutzung gefördert, der Anleger- und Verbraucherschutz unterstützt, die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren im Bereich Finanzbildung erleichtert und die Wirksamkeit von bestehenden Finanzbildungsinitiativen in Österreich optimiert werden.
Eine bemerkenswerten Input zu dieser Initiative lieferte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die gemeinsam mit dem Finanzministerium einen Mapping Bericht erarbeitet hat, der bestehende nationale Finanzbildungsmaßnahmen und ‑aktivitäten in Österreich evaluiert und international gebenchmarkt hat. Der Mapping Bericht „Finanzbildung in Österreich: Relevanz, Erkenntnisse und nationale Initiativen“ fördert zu Tage – und jetzt kommt’s, dass „das Finanzwissen von Erwachsenen in Österreich im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist, es aber dennoch vor allem bei gewissen Bevölkerungsgruppen noch wesentliche Rückstände gibt”. Aha, also passt eh alles? Nein, natürlich nicht. Denn überdurchschnittlich heißt nur, dass man über dem Durchschnitt liegt, aber nicht, dass man zu den Besten zählt. Und das sollte für ein Land, dass in Relation zur Einwohnerzahl eine der reichsten Volkswirtschaften der Welt beheimatet, der Anspruch sein. Die OECD konkludiert in ihrem Bericht: „Die Zahl der Akteure, die sich mit dem Thema Finanzbildung beschäftigen, ist bemerkenswert. Allerdings läuft die Bereitstellung von Finanzbildungsangeboten unkoordiniert.” Übersetzt heißt das, dass es einen Fleckerlteppich an Einzelmaßnahmen gibt, die nicht einmal ansatzweise die intendierte Wirkung erzielen. Und jetzt setzt man sich frei nach dem Motto „Wer nicht mehr weiter weiß, bildet einen Arbeitskreis” wieder einmal zusammen und tüftelt Maßnahmen aus, deren Umsetzung die aktuelle Bundesschulsprecherin in ihrer Schulkarriere wohl nicht mehr erleben wird.
Und da das Finanzministerium und die „Stiftung für Wirtschaftsbildung” den Stein der Weisen anscheinend noch nicht gefunden haben, spielen sie den Ball zurück an nachfolgende Generationen und wollen von den Schülern selbst wissen, wie sie sich denn die Finanzbildung in Zukunft so vorstellen: Mittels Ideenwettbewerb mit dem Titel „Financial Literacy – Gemeinsam gestalten wir Finanzbildung in Österreich“ sind Schüler, Klassenverbände und Jugendliche dazu aufgerufen, kreativen Ideen einzubringen, die in weiterer Folge in die Finanzbildungsmaßnahmen einfließen sollen.
Klingt das alles nach einem Masterplan, mit dem man das Finanzwissen von Herrn und Frau Österreicher von gegenwärtig „überdurchschnittlich” in Richtung „gut” oder „sehr gut” aufpoliert? Eben.