Nach der Begrüßung durch FMVÖ-Präsident Erich Mayer eröffnete Flora Erdei, Produktmanagerin Wiener Städtische Versicherung, den Reigen an Vorträgen. Dabei ging sie auf eine Problematik ein, die nach wie vor zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit findet – die Vorsorge bei Frauen: „Die Alterspensionen von Frauen in Österreich sind im Durchschnitt ein Drittel geringer als jene der Männer. Uns ist es ein Anliegen, Frauen in ihren Vorsorgebemühungen zu unterstützen und damit Altersarmut zu bekämpfen. Ziel unserer Kampagne #frausorgtvor ist es, neben einer verstärkten Bewusstseinsbildung auch konkrete Lösungsansätze – ganz nach den Bedürfnissen der Frauen – anzubieten. Denn starke Frauen bedeuten eine starke Gesellschaft“, erläuterte Erdei.
Im nachfolgenden Impuls ging Michael Kaupe, Landesdirektor Wien & NÖ bei der Grazer Wechselseitigen auf die Vertriebs- und Marketingstrategie ein, die das Unternehmen zum Erfolg geführt hat: „Die GRAWE orientiert sich im Marketing und im Vertrieb an den Bedürfnissen unserer KundInnen. Denn wir sind als Versicherer nicht nur in der Beratungssituation mit bedarfsgerechten Lösungen für unsere KundInnen da, sondern auch in weniger schönen Situationen und das braucht Vertrauen. Unser Vertrieb und unsere Marketingaktivitäten stärken dieses Vertrauen durch sorgsamen Umgang damit und garantieren unseren KundInnen Sicherheit. Das bezeugt auch der FMVÖ-Recommender-Award und unser darauf basierender Slogan ‚GRAWE – die meistempfohlene Versicherung Österreichs‘“, so Kaupe.
Herausforderungen bei der Ansprache von KundInnen
Martin Janzen, Managing Partner der Ntsal Strategieberatung sprach über den Spagat zwischen Regulatorik und Automatisierung, der sich bei Personalisierung und Kundenzentrierung 2.0 ergibt. „Fakt ist: Kunden erwarten personalisierte Ansprache und Interaktion. Das gilt sowohl für die Kommunikation als auch für Produkte, Preise und Services. Versicherer, die Personalisierung mit hoher Priorität in der Vorstandsagenda stehen haben, werden vor allem junge Kunden erfolgreich ansprechen. Alle anderen werden verlieren. Auch bei striktestem Datenschutz gibt es erfolgreiche Strategien und Datenmodelle, um Kundenzentriertheit praktisch umzusetzen“, lautete die Schlussfolgerung von Janzen.
Michael Janicek, Geschäftsführer der Smile Versicherung – einer Tochter der Schweizer Helvetia Versicherung – widmete sich in seinem Impuls der Herausforderung beim Aufbau einer digitalen Marke: „Um neue Zielgruppen zu erreichen, muss man auch bereit sein, neue Wege zu gehen. Die digitale Transformation der Branche ist keine Frage des ob sondern des wann. Durch eine Zwei-Marken Strategie können wir den digitalen Channel als komplementäres Geschäftsmodell betrachten und damit schneller und effizienter neue Innovationen und Maßnahmen testen. Somit kombinieren wir die Innovationsstärke einer neuen Marke mit dem Vertrauen eines bestehenden Mutterkonzerns.“
Transformation mittels Künstlicher Intelligenz
„Nutzen schaffen mit AI“ lautete der Vortragstitel von Lukas Nolte, Director strategische Partnerschaften, vtmw – IT-Beratung für Versicherungen. Seiner Einschätzung nach machen alle Daten deutlich, dass eine Transformation des Versicherungsgeschäfts zwangsläufig notwendig ist. „Praktischerweise sind wir genau in der richtigen Zeit, um diese mit Hilfe neuester Technologien wie AI umzusetzen. Damit AI-Projekte erfolgreich sein können, werden allerdings bestimmte Fähigkeiten benötigt, die über reine Modellentwicklung hinausgehen, wodurch ein neues Jobprofil entsteht: der AI Business Analyst.“
Diese rechtlichen Aspekte bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz beleuchtete Alexandra Ciarnau, Rechtsanwältin bei DORDA Rechtsanwälte und Vorstandsmitglied Women in AI Austria. Ihre Conclusio lautete: „Compliance beginnt bereits bei der Konzeption von KI-Projekten. Dabei müssen KI-Input wie Korpus und Trainingsdatenpool sowie der KI-Output als Ergebnis der Automatisierung rechtlich beleuchtet werden. Im Mittelpunkt stehen neben der künftigen KI-Regulierung vielfach der Datenschutz, Urheber- und Datenbankschutz sowie Haftungsfragen.“
Versicherungen und Klimawandel
Der Frage, ob Versicherungen nachhaltig sein können, ging Florian Weikl, Chief Marketing Officer der Zürich Versicherung nach, die er für sein Institut wie folgt beantwortete: „Das Ziel von Zurich – ‚gemeinsam eine bessere Zukunft zu schaffen‘ – inspiriert uns, unser Geschäftsmodell zu nutzen, um positive Auswirkungen für uns alle zu erzielen. Als Versicherer, Investor, Arbeitgeber und in der Gesellschaft. Wir wollen mit anderen zusammenarbeiten, um transformative Veränderungen voranzutreiben, damit wir alle heute und in Zukunft erfolgreich sein können.“
Darüber wie CO2-neutrale Mediaplanung gelingen kann, referierte Martin Distl, Managing Director, [m]STUDIO Austria & Switzerland: „Admosfy ist eine Lösung des Responsible Media Framework der GroupM, das Medieninvestitionen mit ökologischer und sozialer Verantwortung in Einklang bringt. Innerhalb des Nachhaltigkeitsportfolios fungiert Admosfy als CO2-Rechner, der Kunden hilft, Mediapläne auf Emissionstransparenz hin zu bilanzieren und zu analysieren, um zukünftige Kampagnen (öko‑)effizienter zu gestalten. Darüber hinaus bietet Admosfy die Kompensation durch Klimaschutzprojekte an“, so Distl.
Den Abschluss der Langen Nacht der Versicherungen machte Erika Krizsan, Managing Director Insurance Factory Consulting & Training. Sie gab einen Überblick über die 25 wesentlichen Trends, die für die Versicherungsbranche relevant sind. „Einer der wesentlichen Technologietrends ist Künstliche Intelligenz. Es lohnt sich die Wertschöpfungskette der Gesellschaft zu analysieren, um mit KI eine Kostensenkung zu erreichen, mehr Kundenerlebnisse ‚von der Reparatur – zum Vorbeuge-Prinzip‘ zu generieren und Betrugsfälle zu erkennen“, sagte Krizsan.