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Das Zeitlimit fehlt

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Milan Frühbauer
Selbst bei einem interkontinentalen Tsunami weiß man, dass nach 48 Stunden die letzten Nachfluten langsam abebben. Auch wenn der Sachschaden schier ins Unermessliche geht – man kann mit den ersten Aufräumarbeiten beginnen. Bei der derzeit herrschenden Pandemie fehlt vorerst das Zeitlimit. Das macht die Sache viel schwieriger… .

Die gegenwärtige, globale Wirtschaftskrise hat erstmals seit vielen Jahrzehnten primär gesundheitliche Ursachen. Ein bisher unbekanntes Virus hat uns zur selben Zeit und naturgemäß völlig unvorbereitet erwischt. Das heißt, es sind derzeit vor allem gesundheitliche Aspekte, die das Geschehen bestimmen. Doch parallel dazu wird von Tag zu Tag klarer, dass es sich gleichzeitig um eine Wirtschaftskrise der Sonderklasse handelt. Nicht ein Wirtschaftszweig ist in Not geraten, nicht eine für die Weltwirtschaft wichtige Region dieser Welt lässt aus, nicht die Banken, oder gar die Finanzwirtschaft insgesamt sind in die Krise geraten. Nein, die öffentliche Hand musste in einem bisher nicht gekannten Ausmaß Wirtschaftsaktivitäten außer Kraft setzen, teilweise unter Strafandrohung verbieten und das öffentliche Leben gleichsam unter Kuratel stellen. Breitflächig wird jetzt die Verbreitung des Coronavirus bekämpft und dabei wird praktisch auf wirtschaftliche Aktivitäten – mit Ausnahme der Obsorge um Arzneien und Lebensmittel – kaum Rücksicht genommen.

Die bange Frage dieser Tage lautet demnach: Wie lange wird das alles noch dauern? Antwort gibt es derzeit keine, denn das erste Ziel der Pandemie-Bekämpfer ist es, dass die Verdoppelung der Virusfälle in der Gesellschaft eines Staates mindestens eine Woche dauert. Derzeit sind es drei Tage.

Zur Bewältigung der wahrlich gravierenden, ökonomischen Folge dieser Pandemie sind schon im Anfangsstadium der mittelfristigen Bewältigung Milliardenbeträge notwendig. Österreich und Deutschland haben die Budgetrestriktionen über Bord geworfen und fluten mit Milliarden an zusätzlichen Ausgaben beziehungsweise Mindereinnahmen die Volkswirtschaften. Alles in der Hoffnung, dass beim nachhaltigen Rückgang der Neuinfektionen die Konjunktur auf breiter Front – so wie sie Anfang März jäh beendet worden ist – wieder anspringt und uns vieles vergessen lässt. Doch je länger es dauert, umso teurer werden die Maßnahmen zur Sicherung der Beschäftigungsstrukturen und des Wiederanspringens der internationalen Arbeitsteilung. Wir werden dieses Frühjahr 2020 wohl noch lange in Erinnerung haben. Als gravierenden Einschnitt in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Der wohl mehr kosten wird als die derzeit budgetierten 38 Milliarden Euro (Stand 19.03.2020). Übrigens, als kleiner Trost: In den Venezianischen Kanälen soll man jetzt wieder Fische sehen!

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