Gewiss, die Wiener Börse müht sich redlich. Aber der Kapitalmarkt war in Österreich leider viele Jahre lang ein Stiefkind der Wirtschaftspolitik. Von Gesellschaftspolitik ganz zu schweigen. Mittlerweile sind hierzulande Börsekapitalisierung, kapitalgedeckte Vorsorge für das Alter oder Wertpapierengagement der Sparer beziehungsweise langfristig orientierten Anleger auf einem beschämenden Niveau, stets im unteren Teil des unteren Drittels der europäischen Vergleichstabellen. Finanzminister Hartmut Löger scheint das ändern zu wollen. Auf der Basis des Regierungsübereinkommens, in dem der Begriff Kapitalmarkt endlich wieder vorkommt, will Löger Belebungsmaßnahmen setzen. Ein sogenannter Dritter Markt an der Börse soll den KMU die Finanzierung die Eigenmittelzufuhr von außen erleichtern. Die Liquidität ist auch in Österreich beachtlich, an potentiellen Investoren mangelt es sicher nicht. Aber es braucht Rahmenbedingungen, die diese Finanzierungsschiene – parallel zur Fremdfinanzierung durch Banken – als brauchbare Alternative für jene Unternehmen sichern, die als „Hidden Champions“ nicht täglich in der Zeitung stehen. Der Minister will übrigens auch im Herbst dieses Jahres auf internationale Road Show gehen, um den Finanzplatz Österreich stärker im Bewusstsein zu verankern. So ist es zumindest einer Tageszeitung zu entnehmen.
Derzeit schaffen jedenfalls Schladming und Saalbach mit ihren Bewerbungen für Olympia oder Ski-Weltmeisterschaft mehr internationale Aufmerksamkeit als ein Kapitalmarkt, der im Herzen des mitteleuropäischen Aufholprozesses auch vieler CEE–Volkswirtschaften einiges an Phantasie zu bieten hätte. Nichts gegen die massive Lobby der alpinen Skifahrer und der Tourismusfreaks. Aber der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig für das Zustandekommen des BIP (mit Energie und Bauindustrie fast 30 Prozent) ist allemal die Industrie. Die gibt derzeit den Industriemotor. Es wird Zeit, dass der Kapitalmarkt ähnlich die Schlagzahlen erhöht… .