Wie die „Wiener Zeitung” berichtete, belasten im Skandal um die Bilanzfälschung bei Wirecard den früheren Chef des Finanzdienstleisters durch E‑Mails und internen Dokumenten schwer. „Süddeutsche Zeitung”, WDR und NDR zitierten am Dienstag aus Unterlagen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die den Verdacht erhärten, der Österreicher Markus Braun habe die Wirecard-Aktionäre getäuscht und so den Kurs des Unternehmens manipuliert. Braun habe „trotz expliziter Warnungen” der Wirtschaftsprüfer im April eine Ad-Hoc-Mitteilung herausgegeben, die den Finanzdienstleister öffentlich von Vorwürfen der Bilanzfälschung entlastete, berichteten die Medien. Die KPMG-Untersuchung habe „bislang keine Belege für Bilanzmanipulation” geliefert, hieß es darin. Der Kurs der Wirecard-Aktie zog daraufhin an. Die Mitteilung stand laut „Süddeutsche Zeitung”, WDR und NDR jedoch im Gegensatz zu den Ergebnissen der bereits mit einer Sonderuntersuchung beauftragten Wirtschaftsprüfer. Sie hatten Belege von Braun unter anderem über die Existenz von 1,9 Milliarden Euro gefordert. Letztlich stellte sich tatsächlich heraus, dass dieses Geld nicht auffindbar ist. Die Vorlage des Sondergutachtens stand damals wenige Tage bevor. Der Herausgabe der Ad-Hoc-Mitteilung durch Braun ging den Berichten zufolge eine Diskussion voran, in der der damalige Wirecard-Chef eindringlich davor gewarnt wurde, unvollständige Nachrichten zu verbreiten. Was der Konzernchef an der Börse zu verbreiten gedenke, „entspricht nicht unserer Wahrnehmung der tatsächlichen Gegebenheiten” und stehe auch nicht im Einklang mit den Ergebnissen der Sonderprüfung, zitierten die Medien.
Was geschah mit 1,9 Milliarden Euro?
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Der Zahlungsdienstleister soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar. Die Staatsanwälte verdächtigen Braun, einer der Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug” zu sein, bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
Braun sitzt in Bayern in Untersuchungshaft und will sich gegenüber der „Süddeutsche Zeitung”, des WDR oder NDR aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht äußern.