ForumF: Warum gab es bislang noch keinen Buchtitel „Finanzbildung“?
Gerhard Weibold: Bei der Eintragung des Buches in das „Verzeichnis Lieferbarer Bücher“ war es auch für uns überraschend, dass es das erste Buch mit dieser auf das Wesentliche reduzierten Bezeichnung ist. Denn immerhin sind dort rund 2,5 Millionen Bücher gelistet und das Thema ist seit vielen Jahren in aller Munde. Diese Titellücke hatte vermutlich einen einfachen Grund: Wenn am Cover „Finanzbildung“ steht, dann sollten viele Anlage‑, Finanzierungs- und Versicherungsthemen enthalten sein. Und so ein umfassendes Themenspektrum ist gar nicht so leicht zu verwirklichen.
ForumF: Ist das Erscheinen eines gedruckten Buches eigentlich noch zeitgemäß?
Weibold: Wir sind zuversichtlich, dass die Gegenständlichkeit eines Buches für viele Zielgruppen einen ersten Anlass zur Befassung mit wichtigen Finanzthemen schaffen kann und wird. Darüber hinaus haben wir zwei Brücken in die virtuelle Welt der Finanzbildung, in der wir uns inzwischen seit über zwei Jahrzehnten bewegen, gebaut: Die erste Brücke ist die Verfügbarkeit einer virtuellen Version des Buches mit identischen Inhalten hier. Dort kann man die rund 260 Seiten durchblättern und sich einen informativen Überblick über das Themenspektrum verschaffen. Die zweite Brücke ist die enge Verzahnung mit den Bildungsportalen auf finanzbildung.com, finanzbildung.eu, finanzbildung.at und finanzbildung.de. Dort stehen interaktive und multimediale Instrumente zur Wissensvermittlung, die mit dem Buch über QR-Codes korrespondieren, zur Verfügung. Das analoge Medium führt demnach direkt zum digitalen Bildungsangebot im Internet hin. Wir denken, damit Jung und Alt noch besser ansprechen und einen Beitrag zur umfassenden und standardisierten Finanzbildung leisten zu können. Gleichzeitig sehen wir uns auch als „Game-Changer“, die sich für Richtungsänderungen in der Finanzbildung engagieren.
ForumF: Was ist mit „Game-Changer“ konkret gemeint?
Weibold: Obwohl das Thema der Finanzbildung schon vor 15 Jahren von der Europäischen Kommission als wichtig erkannt und proklamiert wurde, ist seither nur wenig Konkretes geschehen. Wir möchten mit zumindest drei Änderungsvorschlägen zu einem „Game-Changing” in der Finanzbildung beitragen. Der erste Richtungskorrektur betrifft die Zielgruppe. Der Fokus von Initiativen zur Finanzbildung ist bislang sehr stark auf Kinder und Jugendliche sowie auf den sorgfältigen Umgang mit Geld gerichtet. Das ist grundsätzlich lobenswert, denn mit Finanzbildung kann man bekanntlich gar nicht früh genug beginnen. Diesem Fokus ist es jedoch geschuldet, dass die Inhalte zur Vorbereitung auf das wirkliche Finanzleben weitgehend ausgeklammert werden, denn Kinder und Jugendliche leasen keine Autos, sie finanzieren keinen Wohnraum, sie investieren nicht in den Kapitalmarkt, sie versichern keine Sach‑, Personen- oder Vermögensrisiken und sie betreiben auch keine Altersvorsorge. Dieser Fokus auf die Jugend geht an der um ein Vielfaches größeren Zielgruppe der Erwachsenen, der Studierenden, der Adoleszenten und der Schüler/-innen der Oberstufe komplett vorbei. Eine Neufokussierung ist daher dringend geboten. Der zweite Korrekturbedarf besteht bei den Themen. Wie bereits vorher erwähnt, darf sich Finanzbildung nicht nur auf den sorgfältigen Umgang mit Geld beschränken, sondern muss auf das tatsächliche Finanzleben mit seinen vielfältigen Entscheidungen Bezug nehmen. Da geht es um Anlagethemen, also vom Sparen bis zum Wertpapier. Dann geht es um Finanzierungsthemen, also vom Kredit bis zum Leasing. Und es geht um Versicherungsthemen, also von Personen- und Sach- bis zu Vermögensrisiken. Wir hoffen, dass sich umfassende und substanzhaltige Finanzbildung durchsetzt und ein Umdenken stattfindet. Die dritte Änderungsabsicht bezieht sich auf die Verbreitungsform von Finanzwissen. Wenn man dieses möglichst flächendeckend verbreiten möchte, kommt man mit persönlicher Face-to-Face-Kommunikation nicht besonders weit. Zu den wenigen Ausnahmen zählen Bildungseinrichtungen, die über qualifizierte und engagierte LehrerInnen und TrainerInnen manchmal viele Adressaten lokal erreichen können. Wesentlich mehr Erfolg versprechen hingegen digitale Bildungsangebote, die zur Befassung mit wichtigen Finanzthemen anregen. Die im Buch bei allen Finanzthemen enthaltenen QR-Codes sehen wir als wichtige „Trigger“.
ForumF: Was sollte man über die Verfasser von „Finanzbildung“ wissen?
Weibold: Mit dem Satz auf der Rückseite des Buches „Ein Betriebswirt, ein Volkswirt und eine Bildungsmanagerin machen Nägel mit Köpfen“ ist eigentlich schon alles gesagt. Die AutorInnen haben jahrzehntelange Lehrerfahrungen an Universitäten, Fachhochschulen, Akademien oder Schulen und fühlen sich ausschließlich der interessenunabhängigen und substanzhaltigen Finanzbildung verpflichtet. Mit zahlreichen Essays, die den Fachinhalten vorangestellt sind, nehmen sie auf die Entwicklungen der Finanzbildung Bezug und runden damit das Buch ab.
ForumF: Wie könnte die Finanzwirtschaft davon profitieren?
Weibold: Das virtuelle Buch kann als unaufdringliches und innovatives Bildungspräsent per Mausklick im ganzen Land verbreitet werden. An neue oder an bestehende Kunden, anlässlich einer Beratung oder des Weltspartages oder einfach so. Darüber hinaus ist die Verteilung auf elektronischem Weg jedenfalls kostenminimal und klimaneutral. Wir schließen dabei zwar jede inhaltliche Einmischung von vornherein aus, ermöglichen jedoch Widmungen der Sponsoren nach dem Motto „Unabhängige Finanzbildung finden wir gut, da machen wir mit.“ Würden sich die Finanzwirtschaft entschließen, unabhängige und substanzhaltige Finanzbildung in den Vordergrund zu stellen, könnten sie den Beispielen anderer Organisationen, mit denen wir seit langer Zeit erfolgreich zusammenarbeiten, ganz einfach folgen.
ForumF: Und mit welchen Kosten haben Mitwirkende zu rechnen?
Weibold: Beim Buch „Finanzbildung“ wird es so sein, dass Kooperationspartner die gedruckte Version bei großen Stückzahlen als Sondereditionen ungefähr zum Preis einer Tasse Kaffee und die virtuelle Version bei großen Stückzahlen um das Trinkgeld für diesen Kaffee beziehen können. Das könnten Schritte zur großflächigen Verbreitung von Finanzbildung sein.
ForumF: Wo und wie kann man sich schon jetzt informieren?
Weibold: Ich empfehle, sich schon jetzt auf https://buch.finanzbildung.com über „Finanzbildung“ zu informieren und dort das Buch durchzublättern. Nach dem Erscheinungstermin wird man die teilweisen Abdeckungen der Inhalte mit einem Kennwort entfernen können.
Das gedruckte Buch „Finanzbildung“ (ISBN 978–3‑00–074887‑5 ist im Shop von www.finanzbildung.com ab 1.12.2023 um 19,90 Euro bestellbar, im Internet ist es mit der Titelsuche auf www.buchhandel.de leicht aufzufinden. Anfragen institutioneller Interessenten werden an erbeten.