„Achtung vor Greenwashing“ warnt die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) in ihrer jüngsten Publikation „Reden wir über Geld“ und stößt sich daran, dass Finanzprodukte mitunter als umweltfreundlich beworben werden, obwohl sie grundlegenden Umweltstandards nicht entsprechen und Begriffe wie „ökologisch“ und „grün“ missbräuchlich verwendet werden. Und das ist natürlich grundsätzlich richtig, da der Trend zu Grünen Fonds und Grünen Konten um sich greift und es einfach undenkbar ist, dass all diese Finanzprodukte tatsächlich alle so grün sind, wie die Finanzinstitute, die hinter diesen Produkten stehen, glauben machen wollen.
Aber: Am Ende des Tages handelt es sich um Marketing, um USPs, um Produktdifferenzierungen, um Imagepflege, um Alleinstellungsmerkmale – es geht schlicht und ergreifend um Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Mitbewerb. Die Finanzmarketingprofis in den Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften überlegen sich einfach, was gerade en vogue und worauf die Konsumenten im Jahr 2021 ansprechen. Und da kommt ihnen natürlich ganz schnell der Megatrend Klima- und Umweltschutz in den Sinn.
Manche Finanzprodukte werden das Siegel „Green Product“ tatsächlich verdienen, manche Finanzprodukte sind so „green“ wie ein Kohlekraftwerk oder ein SUV der ersten Generation und viele, viele Finanzprodukte bewegen sich irgendwo dazwischen. Und dass es „Green Products“ gibt, die mit Klima- und Umweltschutz überhaupt nichts zu tun haben, ist jetzt kein ganz neues Phänomen – das kennen wir auch aus anderen Branchen: vom Waschmittel über das Automobil bis zum Strom. Allerorts gilt: Nicht alles, was grün angemalt wird, ist auch tatsächlich grün im Sinne von förderlich für den Klima- und Umweltschutz. Und ja: Das muss nicht sein. Das soll nicht sein. Das darf nicht sein.
Ein paar Fragen müssen an dieser Stelle allerdings erlaubt sein: Muss sich die FMA mit dem Thema „Greenwashing” von Finanzprodukten beschäftigen oder tun das nicht ohnehin diverse Konsumentenschützer? Und hätte die FMA nicht genug damit zu tun, aufzupassen, dass Bankinstitute wie die Commerzialbank Mattersburg, nicht zahlungsunfähig werden und tausende Sparer mit in den Abgrund reißen? Sollte die FMA nicht den ganzen Tag lang den Marktteilnehmern in Österreich auf die Finger schauen, um Pleiten wie im Burgenland zu vermeiden und sich nicht auf Nebenschauplätzen aufhalten?
14 Antworten
Sehr geehrter Herr Mondel,
die FMA muss sich sogar mit diesem Thema beschäftigen, weil durch die „EU-Taxonomie” das Thema Nachhaltigkeit vom Marketing-Thema zum regulatorischen Thema wird. Dann kann man eben nicht mehr in Kohle investieren und dennoch das Pickerl „grün” draufkleben.
LG, Mario Offenhuber
Danke für Ihren Kommentar! Ist mir bewusst, trotzdem darf man sich die Frage stellen, wie sinnvoll das alles ist. Fast ein Funfact ist ja, dass nach den Plänen der EU-Kommission Anlageberaterinnen und ‑berater den Konsumenten in Zukunft fragen müssen, ob Ihnen ökologische Aspekte bei der Geldanlage wichtig sind …
Den Funfact sehe ich an der Stelle nicht, worin besteht er? Die EU-Kommission hat sich einen Green Deal vorgenommen, da sind FIs ein extrem wichtiges Vehikel für die Veränderung. Zahlreiche Banken bei uns springen auf den Zug auf bzw. fahren bereits, einige sind von der Richtigkeit überzeugter, anderer weniger. Wichtig ist m.E., dass es transparent zugeht, was wirklich grün/nachhaltig ist und was nur so tut.
Dass die EU-Kommission derartige Ziele verfolgt, ist höchst ehrenwert und zu begrüßen. Aber mit einer Frage beim Abschluss eines Finanzprodukts durch den Konsumenten verändert man wenig bis nichts. Was man erreicht, ist folgendes: Auf den Stammtischen wird man sich wieder den Mund darüber zerreißen, was „die in Brüssel” sich wieder ausgedacht habe. Ja, die EU-Offenlegungspflichten für nachhaltige Investitionen gehen weit über besagte Frage hinaus, aber als Einzelmaßnahme ist sie irgendwie kurios.