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Josef Trawöger, ÖBV: ‚Wir setzen die LV neu auf!‘

Die Österreichische Beamtenversicherung (ÖBV) ist mit rund 90 Prozent Anteil am Gesamtvolumen ein klassischer Lebensversicherer. In der Lebensversicherung (LV) wird 2018 ein neues Produktkonzept aufgesetzt. In der Unfallversicherung gibt es bereits neue Produkte. Josef Trawöger, Vorstandsvorsitzender der ÖBV und somit Chef eines „Versicherungsvereines aus Gegenseitigkeit“, über strategische Vorhaben im Interview mit dem ForumF.

„Wir sind ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit mit Überzeugung und Leidenschaft, denn die Kunden sind damit gleichzeitig unsere Mitglieder und die Geschäftstätigkeit wird nicht von Renditevorgaben aus einer Konzernzentrale, sondern vom Kundeninteresse bestimmt“, betont Trawöger, der sein Institut „hervorragend aufgestellt“ sieht. Das Prämienvolumen liegt bei rund 180 Millionen Euro, wobei die Lebensversicherung die tragende Säule darstellt. Die ÖBV, die das Gros ihrer Kunden im öffentlichen Sektor hat, wird im heurigen Jahr die LV völlig neu konzipieren. „Unsere Klientel ist traditionell vorsorgeorientiert, auch wenn jene – die arbeitsrechtlich noch im Beamtenstatus sind – über eine solide Altersvorsorge verfügen.“

Mittlerweile werde aber der Anteil jener, die nach den Regeln des ASVG pensionsversichert sind größer und somit gewinne die lebenslange, private Zusatzpension deutlich an Bedeutung. „Die klassische Lebensversicherung ist und bleibt die beste Absicherung des langen Lebens, das kann kein Sparplan oder Wertpapierdepot“, unterstreicht Trawöger. Im Vorjahr sei das Volumen bei der LV – wie übrigens in der gesamten heimischen Versicherungswirtschaft – gesunken. In der ÖBV vor allem wegen des Rückganges der Einmalerläge, die seit geraumer Zeit nicht mehr forciert würden.
Das neue LV–Konzept sei aus Marktgründen notwendig, weil die Kunden mehr Flexibilität und Wahlmöglichkeiten auch bei diesem Produkt verlangen. So seien etwa die frühzeitigen Teilentnahmen durchaus ein Thema. Der Schwerpunkt bleibt jedoch auch bei der neuen Produktgeneration die „Klassische“, doch der Innovationsschub werde auch die „Fondsgebundene“ umfassen.

Die ÖBV wird bei der Zinsgarantie bleiben und kann derzeit die 2,5 Prozent Gesamtverzinsung beim Deckungsstock halten. Die Aktienquote liegt aktuell zwischen 4 und 5 Prozent, der Immobilienanteil ist deutlich zweistellig. Gegenwärtig hat der VVaG (Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit) rund 300.000 Mitglieder und verwaltet etwa 400.000 Versicherungsverträge.

Was den Vertrieb betrifft so gibt es auch bei der ÖBV einen Strukturwandel. „Der Anteil der öffentlich Bediensteten, die den Vertrieb nebenberuflich managen nimmt ab. Das berufliche Engagement der Einzelnen nimmt zu und viele wollen dann auch in der Freizeit zur Familie. Es bleibt also für den Nebenberuf viel weniger Zeit.“ Nur in Niederösterreich gäbe es interessanterweise noch den traditionellen, nebenberuflichen Vertrieb in nennenswertem Umfang.

Das heißt in Konsequenz: „Wir bauen den hauptberuflichen Außendienst aus, um die Vertriebskraft zu stärken“. Trawöger betont in diesem Zusammenhang, dass bereits zwei Drittel der Neuprämie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses hauptberuflichen Außendienstes stammen. Die Zusammenarbeit mit Maklern sei durchaus gewollt, doch konstatiere man bei Versicherungsmaklern eine gewisse Scheu sich auf die Lebensversicherung zu konzentrieren. Auch mit Versicherungsagenten werde zusammengearbeitet.

In den vergangenen Monaten sei viel in die digitale Unterstützung der Vertriebsmitarbeiterinnen und ‑mitarbeiter investiert worden, um vor allem den qualitativen Beratungsprozess zu unterstützen. Die Umsetzungsarbeiten für die Implantierung der Erfordernisse der IDD (Insurance Distribution Directive – EU-Versicherungs-Vertriebsrichtlinie) sind ebenfalls weitgehend abgeschlossen.

Grundsätzlich beklagt der ÖBV–Chef – wie viele seiner Branchenkollegen – den regulatorischen Wust, der sich nach der Finanzkrise nunmehr in mehreren Wellen auch über die Assekuranzen ergießt. „Man hat die verschärften Regularien für die Banken einfach auch über die Versicherungen drüber gestülpt, obwohl diese Branche von der Finanzkrise überhaupt nicht betroffen war.“ Das koste beträchtlichen Verwaltungsaufwand und zusätzliche Mittel. Aus den USA kam die Finanzkrise, aber „Basel III exekutieren vor allem wir, die Europäer“.

Von Milan Frühbauer

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FMVÖ

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