Von den insgesamt rund 218 Milliarden Euro in österreichischen Fonds verwaltetem Vermögen sind bereits 53 Milliarden Euro unter Nachhaltigkeitskriterien veranlagt – ein Anteil von 24,3 Prozent. 347 der insgesamt 1.974 Fonds sind so einzustufen. Dies ergab eine von der Finanzmarktaufsicht durchgeführte Analyse, im Rahmen der die Nachhaltigkeit österreichischer Fonds von Kapitalanlagegesellschaften (KAG) sowie von konzessionierten Managern Alternativer Investmentfonds (AIFM) zum Stichtag 30. Juni 2021 gemäß der Kriterien der nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten der Europäischen Union erhoben wurde. Ein gemäß den Vorgaben der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA in verschiedenen Szenarien durchgeführter Klima-Stresstest hat außerdem gezeigt, dass trotzdem für den österreichischen Fondsmarkt je nach Annahme in den kommenden fünf Jahren aus Nachhaltigkeitsrisiken Wertverluste von etwa 3 bis 9 Prozent drohen können.
„Diese neuen EU-Offenlegungspflichten zur Nachhaltigkeit von Finanzprodukten sind für alle Marktteilnehmer von großer Bedeutung, insbesondere aber für unerfahrene und Kleinanleger. Denn nur gut informierte Konsumenten können auch eine fundierte Anlageentscheidung gemäß ihrer Ertrags‑, Risiko- und auch Nachhaltigkeitspräferenzen treffen“, so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller.
Boom nachhaltiger Vermögensverwaltung
Besonders erfolgreich unter den österreichischen Nachhaltigkeitsfonds sind jene nach dem „Österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte“. So waren zum 30. September 2021 bereits 103 Fonds mit einem verwalteten Vermögen von 23,6 Milliarden Euro nach dem Umweltzeichen veranlagt, ein Zufluss von 10,1 Milliarden Euro bzw. 74,8 Prozent innerhalb eines Jahres. Zusätzlich werden zwei Immobilienfonds mit einem Volumen von zusammen 609 Millionen Euro nach dem Umweltzeichen gemanagt.
Nach wie vor signifikante Nachhaltigkeitsrisiken
Um bewerten zu können, wie hoch die Exponiertheit der österreichischen Fonds gegenüber Nachhaltigkeitsrisiken nach wie vor ist, hat die FMA diese einem Klima-Stresstest nach den Kriterien und dem Layout der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA unterworfen. Gemessen und analysiert werden dabei insbesondere die Transitionsrisiken, also jene, die durch den Übergang zu einer klimaneutralen und resilienten Wirtschaft und Gesellschaft entstehen und so zu einer Abwertung von Vermögenswerten führen können. Die ESMA-Stressszenarien unterscheiden dabei drei relevante Bereiche:
- Politik, wo etwa die Einführung einer CO2-Steuer oder Änderungen der Bauordnungen und Flächenwidmungen Auslöser sein können.
- Technologie, wo etwa Innovationen zur CO2-Reduktion oder bei erneuerbaren Energiequellen Abwertungen bestehender Technologien hervorrufen können („stranded assets“).
- Verbraucherpräferenzen und ‑vertrauen, wo sich etwa das Verhalten von KonsumentInnen oder InvestorInnen zu CO2-intensiven Produkten und Dienstleistungen bzw. deren Anbieter ändern kann.
Die Stresstests in den verschiedenen Stressszenarien haben gezeigt, dass die Materialisierung von Transitionsrisiken bereits innerhalb von fünf Jahren zu substanziellen Wertverlusten führen kann, und zwar aggregiert auf den gesamten Markt zwischen ‑3 und ‑9 Prozent. Bei einem Politik-Schock um ‑4,9 Prozent, einem Technologie-Schock um ‑3,1 Prozent, bei einem Schock der Verbraucher- oder Investoren-Präferenzen um ‑7,2 Prozent, bei einem gleichzeitigten Politik- und Technikschock gar um ‑9 Prozent. Umgelegt auf das aktuelle Fondsvolumen ergäbe das Verluste von 6,6 Milliarden Euro bis 19,7 Milliarden Euro „Grüne Fonds“ (geringeres Exposure zu CO2-intensiven Investitionen) sind dabei besser geschützt als „braune Fonds“ (höheres Exposure zu CO2-intensiven Investitionen).