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Kreditkunden profitieren vom Banken-Wettbewerb

Im zweiten Quartal 2019 konnten sich Unternehmen und private Haushalte in Österreich aufgrund der Konkurrenzsituation auf dem Kreditmarkt zu niedrigeren Zinsen als im Vorquartal verschulden. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden.

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken gaben an, dass der anhaltende Wettbewerbsdruck zu geringeren Margen bei neu abgeschlossenen Krediten an Unternehmen und neu abgeschlossenen Wohnbaukrediten an private Haushalte geführt hat. Margen sind Aufschläge auf Referenzzinssätze (wie zum Beispiel den Euribor – Euro Interbank Offered Rate – in der ersten August-Woche zwischen ‑0,392 Prozent (1 Monat) und ‑0,304 Prozent (12 Monate)) und bestimmen gemeinsam mit diesen die Höhe der Kreditzinsen. Niedrigere Margen senken die Kreditzinsen und begünstigen die Kreditkunden, drücken aber die Zinserträge der Banken. Dies meldet die Oesterreichische Nationalbank.

Günstiger gewordene Kreditkonditionen kommen allerdings nur Kunden mit entsprechender Bonität zugute. Für risikoreichere Kredite sowie für Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte haben die Banken die Margen nicht gesenkt.

Auch wenn die Margen ab 2016 kontinuierlich reduziert worden sind, werden die derzeit im langfristigen Vergleich außergewöhnlich niedrigen Kreditzinsen jedoch vor allem durch die Geldpolitik des Eurosystems verursacht. Das Zinsniveau hat sich – infolge der Senkungen der Leitzinsen ab Oktober 2008 und der unkonventionellen Maßnahmen des Eurosystems – deutlich nach unten verschoben. Die Zinsen für Neukredite an Unternehmen sowie an private Haushalte für Wohnbau sind seit Oktober 2008 um etwa 4 Prozentpunkte gefallen. Der Referenzzinssatz Euribor, an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, ist seit Februar 2016 in allen Fristigkeiten negativ.

Die Kreditrichtlinien (interne Kriterien der Banken für die Kreditvergabe) für Unternehmenskredite wurden seit Mitte 2015 kaum geändert. Hier kam es aber im zweiten Quartal 2019 zu einer Verschärfung der Richtlinien für Kredite an private Haushalte (Wohnbaukredite sowie Konsum- und sonstige Kredite) aufgrund einer gesunkenen Risikotoleranz der Banken. Bei Wohnbaukrediten waren die Richtlinien auch schon im ersten Quartal 2019 verschärft worden.

Die Jahre von 2016 bis 2018 waren nicht nur von sinkenden Margen gekennzeichnet, sondern auch von einer äußerst starken Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Die sich derzeit abschwächende Investitionsdynamik schlägt sich auch in der Entwicklung der Kreditnachfrage nieder. Im ersten Quartal 2019 kam es – ausgehend von einem hohen Niveau – zu einem Rückgang, im zweiten Quartal stagnierte die Nachfrage nach Unternehmenskrediten auf dem Niveau des Vorquartals. Für das dritte Quartal 2019 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken eine Fortsetzung der Stagnation.

Im Privatkundengeschäft (Wohnbaukredite, Konsumkredite und sonstige Kredite) hat sich die Kreditnachfrage seit Ende 2017 kaum verändert. Für das dritte Quartal 2019 wird jedoch ein Anstieg der Nachfrage nach Wohnbaukrediten erwartet.

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die OeNB – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch. Dabei wurden zuletzt 144 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q3/2019 auf der OeNB-Website veröffentlicht mit weiteren Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage – siehe bitte hier.

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