ForumF: Finanzdienstleistungen zählen seit rund 140 Jahren zum Angebot der Österreichischen Post, mit der bank99 haben sie eine hauseigenen Bankdienstleistung gestartet. Welche Vision verfolgen Sie mit der bank99?
Martin Thomas: Die bank99 ist keine Universalbank, denn davon gibt es in Österreich mehr als genug; vielmehr konzentrieren wir uns auf das Angebot von Basisfinanzdienstleistungen, rund um Girokonto und Zahlungsverkehr, wo die bank99 als neue Bank der Post einen klaren strategischen Vorteil hat – wir bieten eine flächendeckende Versorgung in ganz Österreich, durch ein Netz von etwa 1.800 Filialen. In diesen Filialen bieten wir sehr attraktive Öffnungszeiten, im Schnitt steht jedem Kunden der persönlichen Service für etwa 50 Stunden pro Woche zur Verfügung, eine Bank alleine kann dies aber in einer solchen Flächendeckung profitabel für maximal 20 Stunden anbieten, so dass die meisten Banken ja auch konsequent Restrukturierungen und Reduzierung der Filialen und Öffnungszeiten vorantreiben. Zu dem flächendeckenden persönlichen Service vor Ort bieten wir eben auch ein voll integriertes Digital Banking an. Hier ist der Vorteil, dass wir ohne große legacy starten, so ist das Frontend in den Filialen auf der Basis mobile-first entwickelt. Damit liefern wir einfache, verständliche Finanzprodukte, egal ob über das Internet oder persönlich in einer Filiale, und sprechen jene Menschen in Österreich an, die sich gleichzeitig eine Digital- und Filialbank wünschen. Somit bieten wir unseren Kunden das Beste aus zwei Welten – digital und filial.
ForumF: Und wofür steht die Zahl 99 eigentlich?
Martin Thomas: Mit der bank99 sprechen wir 99 Prozent der Menschen in Österreich an, die für ihre Basisfinanzdienstleistungen eben beides wollen; und wissen, dass sie in guten wie in schlechten Zeiten immer einen Partner an ihrer Seite haben, ein Gesicht, das man kennt und persönlich ansprechen kann. Wir bieten 99 Prozent der Bevölkerung eine Bankfiliale in der Nähe sowie einfache und verständliche Bankprodukte – dafür steht die 99.
ForumF: Welche Leistungen umfasst das Angebotsportfolio der bank99?
Martin Thomas: Wir starten mit Girokonten, Zahlungsverkehr, Kreditkarten, Debitkarten und Sparprodukten. Sukzessive bauen wir das Angebot mit strategischen Produktpartnern aus, so ermöglichen wir beispielsweise ab 4. Mai, also dem Start der bank99 bei den Post Partnern, Geldüberweisungen in über 100 Länder via Ria Money Transfer, dem weltweit zweitgrößten Anbieter von Lösungen dieser Art, der immerhin etwa 470.000 Servicestellen anbietet und mit uns den Marktaufbau in Österreich angeht.
ForumF: Gibt es Leistungen, die Sie in weiterer Folge in Ihr Portfolio aufnehmen möchten?
Martin Thomas: Natürlich, aber immer nach dem Motto, die bank99 ist „so klein wie möglich, so groß wie nötig“. Das heißt, wir werden nie eine Universalbank werden, sondern suchen die Zusammenarbeit mit strategischen Produkt- und Servicepartnern, um unseren Kunden dort, wo es für sie sinnvoll ist, jeweils State-of-the-Art Produkte von Best-in-Class Anbietern liefern können. Das werden Angebote wie klassische Kredite, Wohnbaufinanzierungen, Versicherungen etc. sein, die wir sukzessive einführen werden.
ForumF: Mit wie vielen Filialen ist die bank99 – inklusive der Post Partner – österreichweit vertreten?
Martin Thomas: Die Dienstleistungen der bank99 sind aktuell in 413 Postfilialen erhältlich, mit 4. Mai kommen die Post Partner dazu. Damit verfügen wir über ein Netz von knapp 1.800 Geschäftsstellen österreichweit.
ForumF: Neben den zahlreichen Standorten haben Sie auch ein umfangreiches digitales Banking-Angebot eingerichtet. Wie ist dieses aufgebaut und worauf haben Sie hier das Augenmerk gelegt?
Martin Thomas: Natürlich bieten wir alle unsere Bankdienstleistungen online an und gestalten unser Angebot nach dem Prinzip mobile first. Dies ist international ja längst gute Praxis, aber viele Banken kämpfen hier mit einer sehr komplexen legacy. Zum Markstart haben wir uns auf einen MVP (Anm. d. Red.: Minimum Viable Product) konzentriert, einfach, praktisch und verständlich. Der Fokus in der Entwicklung und ein Schwerpunkt unserer Investitionen dieses Jahr ist die Entwicklung eines erstklassigen Online-Serviceangebotes. Zudem arbeiten wir konsequent daran, die User Journeys kanalübergreifend konsistent zu halten. So können unsere Kunden beispielsweise mittels Online-Banking Geld an einen Geldautomaten in unseren Filialen senden. Das ist recht praktisch, wenn beispielsweise die Geldbörse gestohlen wurde oder wenn die Tochter oder der Sohn kein Geld dabei hat und kurzfristig eine „Liquiditätsspritze“ braucht.
ForumF: Was ist das Differenzierungsmerkmal in der Marktkommunikation gegenüber den anderen Marktteilnehmern?
Martin Thomas: Wir setzen auf unsere Stärken: Wir sind die Bank, die in der Nähe der Menschen ist. Unser dichtes Netz mit 1.800 Servicestellen ist daher eine wichtige Kernbotschaft. Wir sind die neue Bank der Post mit fünf ganz klar definierten Markenwerten: praktisch, verständlich, aufrichtig, inklusive und langfristig.
ForumF: Und wie planen Sie dieses in weiterer Folge auszuarbeiten?
Martin Thomas: Wir planen unsere Marktkommunikation situativ und anlassbezogen, sind aber in der Umsetzung des Markenversprechens konsequent. Das Markenversprechen, für 99 Prozent der Menschen in Österreich da zu sein, ist dabei nicht nur ein Thema in der Kommunikation, sondern vielmehr ein Versprechen an unsere Kunden. Daran arbeiten wir stetig weiter.