Der inflationsdämpfende Effekt des erwarteten Ölpreisrückgangs wird durch die nach wie vor robuste Konsumnachfrage und das kräftige Wachstum der Lohnstückkosten ausgeglichen, sodass sich die Inflation bis 2021 insgesamt kaum ändern wird.
Im Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe von „Inflation aktuell – Die Inflationsanalyse für Österreich“ der OeNB werden die Ursachen für die im Vergleich zum Preisstabilitätsziel des Eurosystems seit 2013 niedrige Inflation im Euroraum analysiert. Von 2012 bis etwa 2016 übten rückläufige Rohstoffpreise, vor allem der Ölpreis, einen Abwärtsdruck auf die Euroraum-Inflation aus. Zusätzlich wirkten binnenwirtschaftliche Faktoren, in erster Linie die Rezession nach der Finanzkrise, inflationsdämpfend. Trotz der 2017 einsetzenden Konjunkturerholung hat sich die Inflationsrate allerdings bis heute nicht nachhaltig erhöht, wofür in erster Linie strukturelle Faktoren auf den Arbeitsmärkten einiger Euroraum-Länder verantwortlich sind, die verhindern, dass die Löhne kräftiger steigen.
Inflationsrückgang auf 1,4 %
Die österreichische am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate lag von März bis Mai 2019 bei 1,7 % und ging danach bis August 2019 auf 1,4 % zurück. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf die abnehmende Teuerung von Energie zurückzuführen, während die Teuerungsraten von Nahrungsmitteln sowie von Industriegütern ohne Energie leicht zulegten und jene von Dienstleistungen weitgehend konstant blieben. Somit stieg die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate leicht an und lag im August 2019 bei 1,6 %.
Die OeNB erwartet in ihrer jüngsten Inflationsprognose vom September für das Jahr 2019 für Österreich eine HVPI-Inflationsrate von 1,5 %, gefolgt von 1,6 % in den Jahren 2020 und 2021. Gegenüber 2018 wird die HVPI-Inflationsrate 2019 um 0,6 Prozentpunkte zurückgehen, was hauptsächlich auf den ölpreisbedingten Rückgang des Preisauftriebs von Energie zurückzuführen ist.
Der inflationsdämpfende Ölpreiseffekt überlagert derzeit noch das im historischen Vergleich starke Wachstum der Lohnstückkosten sowie die robuste heimische Nachfrage. Dementsprechend wird die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate von 1,8 % im Jahr 2019 auf 2,0 % im Jahr 2020 ansteigen. Erst 2021 wird die Konjunkturabschwächung auf die Kerninflationsrate durchschlagen und diese auf 1,7 % sinken lassen.
Aufgrund der robusten Inlandskonjunktur und der positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt wachsen die nominellen Lohnstückkosten seit Anfang 2018 kräftig. Die gesamtwirtschaftliche Produktionslücke hat laut Notenbank – Schätzung im vierten Quartal 2018 ihren Höchstwert im aktuellen Konjunkturzyklus erreicht und sollte in den kommenden Quartalen parallel mit der erwarteten Konjunkturabschwächung wieder kleiner werden. Ebenso befindet sich die Kapazitätsauslastung in der Konsumgüterproduktion weiterhin über ihrem langjährigen Durchschnitt.
Download der 21seitigen Studie „Inflation aktuell – Die Inflationsanalyse der OeNB“ steht auf der OeNB-Homepage zur Verfügung.