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Gottfried Haber ist Vize-Gouverneur der Österreichischen Nationalbank
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Vize-Gouverneur Oesterreichische Nationalbank, Gottfried Haber

OeNB: Höhere Zinssätze bewirken Rückgang im Kreditgeschäft

Aktuelle Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen, dass im Jahr 2023 die Kredit- und Einlagenzinssätze der österreichischen Banken weiter anstiegen.
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Dieser Anstieg führte zu einem Rückgang im Kreditgeschäft mit Kunden. Bei privaten Haushalten gingen insbesondere Kredite für Wohnbauzwecke im Jahresvergleich um ‑2,6 Prozent auf 131 Milliarden Euro zurück, nachdem sie in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen waren. Die höheren Marktzinsen schlugen stark auf die variabel verzinsten Wohnbaukredite durch, was zu vermehrten Umschichtungen hin zu fix verzinsten Krediten führte. Bei Einlagen sind bereits bei kurzer Bindung deutlich höhere Zinssätze lukrierbar, was viele Österreicherinnen und Österreicher dazu bewog, ihre Einlagen in gebundene Sparprodukte umzuschichten. 

Im Rahmen einer Pressekonferenz erläuterte OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber, dass sich die EZB-Leitzinsanhebungen deutlich auf die Marktzinssätze im Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken übertrugen: „Die Leitzinsanhebungen der EZB waren der bestimmende Faktor für die Entwicklung der Markzinssätze im letzten Jahr, sowohl auf der Einlagenseite als auch im Kreditgeschäft.“ 

Im Neugeschäft mit privaten Haushalten und den Unternehmen erreichten die Zinssätze Ende 2023 sowohl bei Krediten (November: 5,10 Prozent) als auch bei Einlagen (Oktober: 3,66 Prozent) die höchsten Niveaus seit der Finanzkrise 2008. Seitdem sanken die Kreditzinssätze im Jänner 2024 leicht auf 4,99 Prozent und die Einlagenzinssätze auf 3,48 Prozent. Im Zuge der gestiegenen Kreditzinsen ging das Wachstum von Kundenkrediten (mit Unternehmen und Haushalten) im Jahr 2023 stark zurück und betrug im Jänner 2024 nur mehr 0,1 Prozent. Während das Kreditwachstum bei Unternehmen weiterhin im positiven Bereich (2 Prozent) lag, kam es bei privaten Haushalten erstmals seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998 zu einer rückläufigen Entwicklung (-1,8 Prozent). 

„Die rückläufige Entwicklung von Krediten privater Haushalte ist insbesondere auf Wohnbaukredite zurückzuführen, welche sich in Österreich im vergangenen Jahr um ‑2,6 Prozent auf Milliarden Euro reduzierten,“ ergänzte Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Während diese in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen waren, kam es aufgrund der gestiegenen Zinsniveaus und der daraus resultierenden schwierigeren Finanzierbarkeit seit der Zinswende zu deutlichen Rückgängen bei den Neukreditvergaben. Das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite an private Haushalte erreichte mit 10,4 Milliarden Euro (verglichen mit 23,2 Milliarden Euro im Jahr 2022) den geringsten Wert seit 2011. Gottfried Haber verweist darauf, dass diese markanten Reduktionen auch im gesamten Euroraum zu beobachten waren. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, ging in weiterer Folge auf die Zinssätze für Wohnbaukredite ein. 

„Variable Verzinsung bei neuen Krediten ist aktuell teurer als mit Bindung,“ erläuterte er. Der durchschnittliche Zinssatz eines neu vergebenen variablen Wohnbaukredites lag im Jänner 2024 bei 4,34 Prozent, jener für neue gebundene Kredite bei 4,02 Prozent. Bei der Verzinsung des aushaftenden Kreditbestandes schlugen die höheren Marktzinsen bei österreichischen Wohnbaukreditnehmern aufgrund des weiterhin überdurchschnittlich hohen Anteils variabel verzinster Kredite stark durch. „Die Österreicher reagierten jedoch auf die steigenden variablen Zinssätze und schichteten ihre bestehenden variablen Kredite in Produkte mit längeren Zinsbindungsfristen um,“ erläuterte Johannes Turner. 

Waren 2018 mit 73 Prozent der aushaftenden Wohnbaukredite noch rund drei Viertel variabel verzinst, so ging dieser Wert bis Ende 2023 kontinuierlich auf 43 Prozent zurück. Somit wiesen am aktuellen Rand bereits 57 Prozent der bestehenden Wohnbaukredite einen (über ein Jahr) gebundenen Zinssatz auf. Auf der Einlagenseite legten die Zinssätze im Neugeschäft im Jahr 2023 deutlich zu. Von Privaten neu abgeschlossene Einlagen mit vereinbarter Laufzeit erreichten im Oktober 2023 mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,52 Prozent den höchsten Wert seit 2008. 

Seither ist (wie bei den Kreditzinssätzen) ein leichter Rückgang zu erkennen. Im Jänner 2024 belief sich der Wert auf 3,18 Prozent, wobei man bereits für kurze Bindung deutlich höhere Zinsen (3,25 Prozent für 1 Jahr) als für täglich fällige Spareinlagen (1,75 Prozent) erzielen konnte. Folglich nahm auch die Nachfrage privater Haushalte nach gebundenen Einlagen stark zu, während täglich fällige Einlagen abgebaut wurden. Insgesamt wurden im Jahr 2023 von österreichischen Haushalten 54,8 Milliarden Euro neue gebundene Einlagen bei inländischen Banken veranlagt. Dies war der höchste Wert seit 2013.

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