Top-Themen:
In Kooperation mit
© ForumF/Gerhard Bögner

Pensionskonto: Die beinharte Realität

Ein Jahr lang mühte sich Martin Kwauka, Chef des Finanzjournalistenforums, um die konkreten Zahlen: Wie hoch sind die aktuellen Gutschriften auf den Pensionskonten, die für jeden Pensionsversicherten ab dem Geburtsjahr 1955 von der PVA gelistet werden? Die Zahlen liegen nun vor. Kwauka diskutierte die gesellschaftspolitische Relevanz mit GD Manfred Rapf von der s–Versicherung, mit VÖIG–Präsident Heinz Bednar und mit dem „Kontoverwalter“ Winfried Pinggera, Generaldirektor der PVA.

Die Daten sind für die meisten auf den ersten Blick wohl desillusionierend und erfordern eine präzise Interpretation. Winfried Pinggera, Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), machte den konkreten Versuch. Am Beispiel von Frauen des Jahrgangs 1978 zeigte er wie sich die Pensionshöhe durch den Übergang von der alten zur neuen Rechtslage, also der Pensionsreform vor rund 15 Jahren, verändert hat. Pinggera sprach von einer Verminderung der Medianpension von 2.263 Euro auf 1.773 Euro als einem Effekt der lebenslangen Durchrechnung der Erwerbseinkommen. Früher gab es ja bekanntlich eine Präferenz für die „besten Jahre“. Pinggera wies auch auf die Auswirkungen unterschiedlicher Karriereverläufe hin, vor allem wenn Frauen länger in der Familienbetreuung bleiben. Der Frage eines konkreten Beitragsausgleichs vom Mann hin zur Frau aber „stellen wir uns nicht so gern“, erläuterte Pinggera. Dieses Problem führe in der einschlägigen Debatte über die Pensionserwartungen der Frauen noch ein Schattendasein.

Es gehe es darum zu analysieren, wie die individuellen Erwerbskarrieren aussehen. „Das Pensionssystem spiegelt nur die Gesellschaft wieder“, so Pinggera in Interpretation des Zahlenwerkes. Eine Hochrechnung der künftigen Pension für einen heute 30-Jährigen ist angesichts unterschiedlicher und nicht vorhersehbarer Karriere- und Gehaltsverläufe praktisch unmöglich. Jedenfalls könne längeres Arbeiten eine Alternative zu den aus dem Pensionskonto allfällig ersichtlichen, mageren Werten sein. Der PVA–Chef meinte einschränkend, dass dies auch eine Frage der jeweiligen Arbeitsmarktsituation sei.
„Der Versicherte bekommt eine Idee von der Höhe der Alterspension“, meinte der Chef der s Versicherung, Manfred Rapf. Gleichwohl sei es nur „ein erster“ Schritt. Interessant wäre etwa eine Hochrechnung, was eines Tages an Pension ausgezahlt werden wird. Rapf würde sich auch wünschen, dass es am Konto den Hinweis „auch auf andere Formen der Vorsorge“ gibt.

Rapf bekräftigte zwar abermals sein Bekenntnis zum österreichischen Pensionssystem; nichtsdestoweniger müsse man davon ausgehen, dass es nur mit einer „Reduktion der zu erwartenden Leistungen“ reagieren können werde.

Rapf, oberster Interessenvertreter der Lebensversicherer im VVO, plädierte deshalb neuerlich für einen „Schulterschluss“ der drei Säulen der Eigenvorsorge. Er würdigte einmal mehr die tragende Bedeutung des staatlichen Umlageverfahrens. Doch auch die 2. und 3. Säule der Eigenvorsorge verdienten mehr steuerpolitische und gesellschaftspolitische Beachtung: „Sie können einander ergänzen.“

Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) und Geschäftsführer der Erste Asset Management GmbH formuliert knapp: „Die Zeiten ändern sich“, so der Fondsexperte. In Niedrigzinsphasen müsse man sich in der Veranlagungspolitik danach orientieren, was überhaupt noch Zinsen abwirft. Wenn sich die Situation wieder ändert, dann „wird man sich umorientieren müssen“. Die dritte Säule hält Bednar für zu eng in der Struktur. Sie sei zu stark auf den heimischen Aktienmarkt angewiesen. Garantien seien kostspielig, sinnvoller wäre Diversifikation. Dies habe auch in der zweiten Säule „zum Erfolg geführt“. Dabei seien nicht nur Aktien ein Thema, sondern auch Immobilienfonds.

„Kann man die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge mit neuen Veranlagungsparametern wieder flottkriegen?“, fragte Kwauka die illustre Runde bei der Podiumsdiskussion. Generaldirektor Rapf meinte, der ursprüngliche „Konstruktionsfehler“ – bei rigorosem Sicherheitsdenken gleichzeitig einen hohen Aktienanteil vorzuschreiben – sei durch Reformen bereits verringert, aber nicht beseitigt worden. Aktuell werde über einer Öffnung der Veranlagung in Richtung Infrastruktur und leistbares Wohnen nachgedacht. Bednar wiederum ventilierte in diesem Zusammenhang eine Alternativforderung: Neben der garantierten Form sollte auch eine Zukunftsgarantie ohne Garantie angeboten werden können. Dabei könnten Fonds eine wichtige Rolle spielen.

In Kooperation mit

FMVÖ