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Thomas Steinbauer, Asset & Wealth Management Leader bei PwC Österreich

PwC-Studie: Mindestens jeder sechste Vermögensverwalter wird bis 2027 vom Markt verschwinden

Das weltweit verwaltete Gesamtvermögen (AUM) sank 2022 auf 115,1 Billionen US-Dollar – der größte Rückgang seit einem Jahrzehnt. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Vermögensverwalter erwägen eine strategische Konsolidierung mit einem Wettbewerber.

Die Asset & Wealth Management-Branche steht in den nächsten vier Jahren vor einer weiteren Konsolidierungsphase. Laut Prognose wird bis 2027 weltweit jeder sechste (16 Prozent) Vermögensverwalter vom Markt verschwinden oder von einem größeren Anbieter übernommen. Grund dafür sind die deutlich schwierigeren Rahmenbedingungen: eine Mischung aus Marktvolatilität und hohen Zinssätzen bei weiterhin steigendem Margendruck. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Vermögensverwalter erwägen daher eine strategische Konsolidierung mit einem Wettbewerber, um Zugang zu neuen Segmenten zu erhalten, Marktanteile aufzubauen und Kosten sowie Risiken zu mindern. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Global Asset and Wealth Management Survey 2023 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Der trübe Ausblick ist vor allem den Entwicklungen des vergangenen Jahres geschuldet. 2022 fiel das weltweit verwaltete Vermögen (Assets Under Management, AUM) im Vergleich zum Höchststand 2021 (127,5 Billionen US-Dollar) um knapp 10 Prozent auf 115,1 Billionen US-Dollar. Gründe für den größten Rückgang seit einem Jahrzehnt sind laut Befragung die Inflation, Marktvolatilität sowie der Anstieg der Zinsen. Bis 2027 soll sich der Gesamtwert des verwalteten Vermögens jedoch mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5 Prozent auf 147,3 Billionen US-Dollar erholen. Vor allem der asiatisch-pazifische Raum sowie Schwellenländer in Afrika und im Nahen Osten werden das Wachstum vorantreiben.

Als Folge der Konsolidierung prognostizieren die Studienautoren, dass 2027 die zehn größten Vermögensverwalter der Welt etwa die Hälfte aller Investmentfonds kontrollieren – im Vergleich zu 42,5 Prozent im Jahr 2020. „Die großen Vermögensverwalter wachsen weiter. Hoher Kostendruck und geringere Margen in der Branche zwingen Unternehmen, eine Reorganisation in Erwägung zu ziehen, vor allem, um Skaleneffekte zu erzielen. Es herrscht eine sehr große Dynamik am Markt. Das wiederum erzeugt zusätzlichen Druck auf die Verwaltungsgebühren“, ordnet Thomas Steinbauer, Partner und Asset & Wealth Management Leader bei PwC Österreich, die aktuelle Dynamik der Branche ein.

Vermögensverwalter setzen auf KI und Robo-Berater

Unternehmen setzen auch auf disruptive Technologien, um sich zu transformieren und an Effizienz zu gewinnen. Über 90 Prozent der befragten Vermögensverwalter nutzen bereits Big Data, künstliche Intelligenz und Blockchain, um die Anlageperformance zu optimieren. Laut Prognose werden die von Robo-Berater verwalteten Vermögenswerte bis 2027 5,9 Billionen US-Dollar erreichen, mehr als das Doppelte des Betrags von 2,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2022. Dadurch wird es deutlich weniger aufwendig, Veranlagungen auf die individualisierte Situation der Anleger anzupassen. Insbesondere individualisierte Indizes gewinnen dadurch an Beliebtheit – vor allem bei Anlegern, die Steueroptimierungs-Vorteile suchen oder sich für ESG, Faktor-Investitionen und algorithmische Portfolio-Konstruktion interessieren. Fast 40 Prozent der institutionellen Anleger planen in den kommenden ein bis zwei Jahren, in maßgeschneiderte Indexprodukte zu investieren. Knapp die Hälfte der Vermögensverwalter plant indes, individualisierte Indexlösungen anzubieten. Bis 2027 erwarten die Studienautoren, dass die Vermögenswerte von direkten Indizes auf 1,47 Billionen US-Dollar ansteigen werden, was etwa 1 Prozent der Gesamtvermögenswerte entspricht. Aktive ETFs sollen von 4,6 Milliarden US-Dollar auf 1,1 Billionen US-Dollar steigen und bis 2027 7,5 Prozent des weltweiten ETF-Marktes ausmachen.

Private Märkte treiben Wachstum und Renditen der Vermögensverwaltung an

In Hinblick auf die weltweiten Einnahmen der AWM-Branche ist laut Prognose jedoch Erholung in Sicht. Bis 2027 werden sie 622,1 Milliarden US-Dollar erreichen, und damit die Rekordhöhen von 599,4 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2021 übertreffen. Als Wachstumstreiber gelten private Märkte, die bis 2027 etwa für die Hälfte der weltweiten AWM-Umsätze (49,7 Prozent) verantwortlich sein werden, gegenüber 37,6 Prozent im Jahr 2020. 2022 machten Private Märkte 10,6 Prozent des weltweit verwalteten Gesamtvermögens (AUM)aus. Passive Anlagen hingegen werden bis 2027 nur 6,4 Prozent der weltweiten AWM-Umsätze betragen, obwohl sie 2022 26,4 Prozent der globalen Vermögenswerte ausmachten.

Purpose, Vielfalt und ESG sind entscheidend

Auch Vermögensverwalter setzen auf ESG und die Verbesserung von Diversity, Equity & Inclusion (DEI) in der gesamten Branche. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) gaben an, dass Mitarbeitende Informationen über den Einfluss des Unternehmens auf die Wirtschaft fordern, während 50 Prozent Informationen zu ESG-Themen verlangen. Allerdings gaben nur 37 Prozent an, dass Arbeitgeber in der Branche Maßnahmen zur Verbesserung von DEI ergreifen.

„Es formiert sich eine neue Art von Investmentfirmen: Diese sind durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz erstmalig in der Lage, individualisiert und optimiert für ihre Kunden in die gesamte Palette von Anlagearten zu investieren. Jeder Asset Manager sollte sich daher ehestmöglich mit der Anwendung dieser Technologien beschäftigen, um langfristig die eigene Zukunft selbst gestalten zu können“, schließt PwC-Experte Steinbauer.

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