10.000 Mal pro Jahr kommen auf Österreichs Straßen Personen zu Schaden, weil sich AutofahrerInnen während der Fahrt ablenken haben lassen. Mit einem Anteil von 29,5 Prozent ist Ablenkung die häufigste Ursache von Straßenverkehrsunfällen mit Personenschaden – noch vor Geschwindigkeitsübertretungen. Wie eine aktuelle Studie des Allianz Zentrums für Technik (AZT) zeigt, ist vor allem die Nutzung moderner Technik als Quelle der Ablenkung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dennoch erfährt die Ablenkung am Steuer immer noch nicht die soziale Ächtung, die zum Beispiel dem Autofahren im alkoholisierten Zustand entgegengebracht wird. Immer mehr AutofahrerInnen empfinden die Nutzung technischer Devices, die nicht der Fahrzeugführung dienen, als selbstverständlich. Der Kern des Problems sei, dass vielen AutofahrerInnen die Gefahr zwar bekannt ist, diese Einsicht aber fatalerweise nicht auf den Alltag übertragen wird.
In Österreich wurden zuletzt fast 130.000 Handyverstöße pro Jahr beim Autofahren registriert. Das heißt, alle vier Minuten wird entdeckt, dass irgendwo in Österreich jemand sein Handy während der Fahrt in unsachgemäßer und höchst gefährlicher Weise verwendet. Konkret zeigt die neue Allianz-Studie, dass sich der Anteil an AutofahrerInnen, die das Mobiltelefon in die Hand nehmen und eine Textnachricht schreiben oder lesen, zwischen 2016 und 2022 von 15 auf 24 Prozent – also um fast zwei Drittel – erhöht hat.
Während national und international schon seit Jahrzehnten Awareness-Kampagnen gegen Alkohol am Steuer lanciert werden, ist das Texten am Steuer deutlich seltener Inhalt von Kampagnen mit gesellschaftlichem Anliegen. Ja, es gibt diese Kampagnen, aber da vor allem im angloamerikanischen Raum. Und meist arbeiten diese Kampagnen in den USA, in Australien, in Neuseeland oder in UK mit schockierenden Bildern. Im Normalfall werden die Konsequenzen des SMS-Schreibens während der Autofahrt drastisch dargestellt. Ziel ist es, dass sich der Betrachter bei der nächsten Autofahrt zweimal überlegt, ob er bei 130 km/h eine SMS lesen oder schreiben soll. Leider ist die Tradition schockierender Werbekampagnen im deutscher Sprachraum keineswegs so verbreitet wie in den englischsprachigen Ländern. Und das ist schade, weil mit plakativen und aufrüttelnden Kampagnen Leben gerettet werden könnten. Und weil dann die nächste Allianz-Studie zum nämlichen Thema schon etwas freundlicher aussähe.