Sustainable Finance gilt sowohl für Banken und Versicherungen, als auch für viele andere Unternehmen unterschiedlichster Branchen als große Herausforderung der kommenden Jahre. Sustainable Finance ist der Überbegriff für einen umfassenden, aus mehreren Verordnungen bestehenden EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, der auf dem Pariser Klimaabkommen 2015 und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen basiert. Deloitte Österreich hat im Frühjahr 2021 über 150 österreichische Unternehmensvertreterinnen und ‑vertreter aus dem Banken- und Versicherungsbereich sowie aus anderen Branchen zu den kommenden Anforderungen von Sustainable Finance befragt und bemerkenswerte Ergebnisse zu Tage gefördert.
Ein Drittel der Unternehmen gibt an, sich bereits intensiv mit den Themenfeld Sustainable Finance auseinandersetzen – für die anderen zwei Drittel ist das Thema noch relativ weit weg. Trotzdem glauben 48 Prozent der heimischen Unternehmen, dass sie bereits jetzt sehr gut oder zumindest gut auf den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums vorbereitet sind. Laut Adam Riese glauben also rund 15 Prozent, dass die super toll auf das Thema Sustainable Finance vorbereitet sind, obwohl sie sich kaum bis gar nicht mit dem Thema auseinandersetzt haben. Das Motto lautet also: Know-how-Gewinn durch Nichtbeschäftigung bzw. grobe Auseinandersetzung mit einem Thema.
Auf die Frage, wie lange sie sich bereits mit dem Thema auseinandersetzen, meinen 13 Prozent aller Befragten: „Sustainable Finance ist bisher kein Thema in unserem Unternehmen.“ Darunter sind übrigens auch Banken und Versicherungen. Auch interessant: 6 Prozent der befragten Banken, Versicherungen und sonstigen Unternehmen haben keinen blassen Schimmer, worum es beim Thema Sustainable Finance geht und ob das eigene Unternehmen überhaupt davon betroffen ist. Nicht gerade euphorisch ist eine Einschätzung der Befragten, was denn Beitrag von Sustainable Finance zur Bewältigung des Klimawandels anbelangt: 53 Prozent gehen davon aus, dass der Beitrag mittelmäßig, niedrig oder nicht relevant ist. Die eigentliche Pointe ist aber, woher die Befragten den größten Umsetzungsdruck zu Sustainable Finance erwarten: von der Finanzmarktaufsicht (67 Prozent bei Banken und 81 Prozent bei Versicherungen) und nur in viel geringerem Ausmaß von den Kunden (14 Prozent bei Banken und 6 Prozent bei Versicherungen). Und das bedeutet im Umkehrschluss, dass es den Konsumenten ziemlich wurscht sein wird, ob die Banken und Versicherungen nachhaltige Produkte konzipieren und nachhaltig investieren – glauben die Entscheidungsträger der Finanzindustrie.