ForumF: Frau Ahammer, Sie sind seit mehr als zehn Jahren in der Finanzbranche – besonders im Zahlungsverkehr – beschäftigt. Was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen bisher?
Stefanie Ahammer: Die neue Position als Country Managerin von Visa Österreich ist sicherlich der bisherige Höhepunkt meiner Berufslaufbahn. Bis vor kurzem war ich bei Visa als Leiterin des Cross-Border-Geschäfts vor allem für Zentraleuropa zuständig. Jetzt darf ich in Österreich den spannenden Gesamtmarkt leiten. Knapp zwölf Jahre Erfahrung in der Payment-Industrie zahlen hier durchwegs ein; etwa bei American Express, wo ich für Business Development und Partnership Management im Corporate Card- und Consumer Card-Segment verantwortlich war. Oder aber auch meine gesammelten Erfahrungen im Produktmanagement, Marketing & Sales, unter anderem in London und München.
ForumF: Partnerschaften und Kooperationen mit anderen Anbietern der Branche waren ein zentraler Aufgabenbereich Ihrer Berufsstationen. Was können Sie davon für Ihre Funktion als Country Managerin in Österreich von Visa mitnehmen?
Stefanie Ahammer: Partnerschaften sind genau der Grund, warum ich die Payment-Branche so spannend finde. Visa alleine etwa verbindet mehr als 15.000 Finanzinstitute und 70 Millionen Händler mit KonsumentInnen in über 200 Regionen weltweit miteinander. Ein solches Netzwerk kann im Kern nur auf Basis solider, langfristiger – und vor allem auch lokaler – Partnerschaften funktionieren. Wie das Streben nach innovativen Lösungen ist daher auch Partnerschaftlichkeit seit jeher Teil der DNA von Visa – und ein wesentlicher Fokus in meiner neuen Position als Country Managerin in Österreich.
ForumF: Visa hat ja bei Kreditkarten eine starke Ausgangsposition. Was haben Sie sich für den österreichischen Markt vorgenommen?
Stefanie Ahammer: In erster Linie: den Markt, unsere Partner kennenlernen und vernetzen. Große Themen für den österreichischen Markt sind derzeit E‑Commerce, Mobile Payment und Kontaktloszahlungen. Diese und andere Innovationen im österreichischen Payment-Umfeld freue ich mich, gemeinsam mit unseren Kunden, Partnern und meinem Team weiter voranzutreiben. Und natürlich haben wir Visa Debit im Fokus: Weltweit 2,3 Milliarden ausgegebenen Visa Debitkarten sprechen hier für sich. In Österreich launchen wir Visa Debit in Kürze in Zusammenarbeit mit einem Fintech – es ist also von Anfang an spannend.
ForumF: Derzeit bleibt im Zahlungsverkehr kein Stein auf dem anderen. Können Sie zu den aktuellen Entwicklungen Insights mit uns teilen?
Stefanie Ahammer: Kontaktlos- und Online-Zahlungen steigen – nicht zuletzt zusätzlich beschleunigt durch die globale Pandemie – derzeit enorm. Neueste Visa Zahlen zeigen: Mehr als 80 Prozent aller Visa Zahlungen in Europa sind derzeit kontaktlos. Über 600 Millionen zusätzliche Kontaktloszahlungen gab es europaweit bei Visa alleine seit der Limit-Anhebung für PIN-Authentifizierungen im Frühjahr 2020. Und E‑Commerce-Transaktionen sind in 15 Ländern in ganz Europa um 25 Prozent oder mehr gestiegen. Die Pandemie hat die Digitalisierung – in vielen Bereichen, nicht nur beim Bezahlen – weiter angefacht. Entwicklungen, die sonst durchaus Jahre gedauert hätten, wurden auf nur wenige Monate verkürzt.
ForumF: E‑Commerce und Kontaktloszahlungen sind, wie Sie sagen, rapide im Vormarsch. Sehen Sie das auch in Österreich?
Stefanie Ahammer: Durchaus. In Österreich legten Kontaktloszahlungen in den letzten Monaten um knapp 25 Prozent zu. E‑Commerce Transaktionen verzeichneten hierzulande jüngst einen Zuwachs von etwa 20 Prozent. Dieser Trend ist generell nicht neu. Neue Bezahlformen bei E‑Commerce und Mobile Payment wurden von den ÖsterreicherInnen schon vor der Corona-Krise sehr gut angenommen. Die Pandemie hat diese Entwicklung in Österreich, wie in Europa, weiter beschleunigt. Kontaktlose Zahlungen sind nicht länger nur bequem, sondern notwendig – und immer mehr Händler bieten diese Bezahlmöglichkeit.
ForumF: Wird dieser Trend Ihrer Meinung nach anhalten?
Stefanie Ahammer: In Österreich und ganz Europa sehen wir, dass diejenigen KarteninhaberInnen, die während Corona erstmals kontaktloses und mobiles Bezahlen ausprobiert haben, auch dabeibleiben. Und wie allgemein bekannt, dauert es in etwa 21 Tage, um eine neue Gewohnheit zu etablieren und weitere 90 Tage, um eine dauerhafte Änderung des unbewussten Denk- und Handelsmusters zu verankern. Wir bei Visa gehen daher davon aus, dass der Trend zum kontaktlosen Bezahlen anhaltend sein wird.
ForumF: Visa hat einen Aktionsplan für KMU gestartet. In Österreich gibt es eine eigene Online-Plattform mit der Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützt werden. Wie wird das Angebot angenommen?
Stefanie Ahammer: Klein- und Mittelbetriebe haben es derzeit besonders schwer. Nicht einmal jedes zweite Kleinunternehmen in Europa ist bisher in der Lage, Online-Zahlungen zu akzeptieren. Mit unserem Aktionsplan wollen wir speziell diese Unternehmen unterstützen: mit dem Aufbau digitaler Kompetenz und Digital Commerce über unser Online-Portal für Händler, dem Ausbau der Kartenakzeptanz am Point-of-Sale und indem wir generell ermuntern lokal einzukaufen. Das Angebot kommt gut an – wir erhalten sehr viel positives Feedback.