„Die Karten werden neu gemischt: Müssen wir jetzt in Werbung und Marktkommunikation komplett umdenken?“ lautete der Titel der Panel-Diskussion im Rahmen des Tages der Marktkommunikation der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien am 11. Oktober live im Accor Novotel Hauptbahnhof Wien unter der Moderation von Barbara Klinser-Kammerzelt (FH St. Pölten/dentsu). Zu dem Thema diskutierten Lisa Reisenberger (Palmers), Suzana Knezevic (WeMake), Jürgen Bogner (biteMe.digital), Pauline Schreuder (Nespresso) und Katharina Scheyerer-Janda (meinungsbild).
Geschwindigkeit hat zugenommen
Bogner: „Es ist ein stetiges Umdenken. Man kann auch mit kleinem Budget viel erreichen.” Schreuder: „Medienkonsum ist sehr volatil und hat sich besonderes seit 2019 stark verändert. Wir müssen einfach immer umdenken, in letzter Zeit aber besonders viel und das hat auch die Digitalisierung stark vorangetrieben.” Knezevic dazu: „Bei uns ist es so, dass das Umdenken auf vielen Ebenen stattfinden muss. Zum einen bei der Kreation, zum anderen auch im Inneren der Agentur, zum Beispiel die Kommunikation zwischen Agenturen und Kunden.“ Scheyerer-Janda: „Oft kommt man bei der Umsetzung an seine Grenzen. Das Umdenken ist aber ein langer Prozess.“ Reisenberger: „Besonders als Retailer waren die vergangenen Jahre sehr herausfordernd. Aber die alten Regeln der Werbung gelten meiner Meinung nach immer noch. Was neu ist, ist auf jeden Fall die Schnelligkeit.” Klinser-Kammerzelt fasste zusammen, dass alles schneller entschieden werden muss, alles ausprobiert werden will und das am besten digital. Reisenberger untermauerte das erneut anhand von einem Palmers-Beispiel, so wie auch Schreuder von Nespresso.
„Wie geht ihr es an, wenn der Kunde sagt, ich will diesen und diesen Kanal”, fragte Klinser-Kammerzelt weiter. Knezevic berichtete über die sie erfolgreiche low budget TikTok-Kampagne, die WeMake für magdas Hotel in Zeiten von Lockdowns umsetzte. „Viele weitere Kunden kamen dann mit den Worten: Wir wollen auch viral gehen und das für wenig Geld”, so Knezevic und weiter: „Es passt nicht immer alles zu einer Marke.” Scheyerer-Janda aus EPU-Sicht: „Bei kleinen Unternehmen kommt es immer auf Persönlichkeit an. Ich betreue zum Beispiel eine kleine Bäckerin, das verkauft sich quasi von selbst. Man muss sich einfach eine Nische suchen und mir Gehör verschaffen.”
Mehr Anpassungen
Bogner: „Man muss sich schnell anpassen. Gerade in Lockdown-Zeiten haben wir zum Beispiel an spannende Streaming-Optionen gearbeitet.” Reisenberger fügte hinzu, dass „KundInnen wieder das Shopping-Erlebnis genießen, das nehmen wir wahr.” Knezevic aus Agentursicht: „Die Kommunikation zwischen Agenturen und Kunden hat sich auch verändert. Es geht vielmehr um den Kern des Unternehmens als vor den Krisen.” Klinser-Kammerzelt wollte von den Panelisten wissen, was sie auf jeden Fall beibehalten wollen und was anders werden soll. Bogner: „Wir wollen die Probleme unserer Kunden lösen und das soll auch so bleiben. Wir wollen neue Wege gehen.” Schreuder: „Wir wollen kurzfristige Briefings noch heuer vermeiden und mehr mit Insights und Marktforschung arbeiten. Außerdem wollen wir mehr Kreativität in unseren Kampagnen zeigen und uns etwas trauen.” Knezevic: „Die MitarbeiterInnen brauchen auch viel mehr Skills und wir wussten nicht, wie wir die erreichen oder was wir eigentlich genau brauchen. Unsere Lösung ist, dass wir potentielle MitarbeiterInnen selbst ausbilden wollen, das soll auch so bleiben.” Scheyerer-Janda: „Ich habe mir vorgenommen, hybride Besprechungen zu vermeiden, das bringt einfach nichts. Beibehalten will ich, mir ein Netzwerk aufzubauen.”