„Die Europäer sind aber keine Japaner, die bis zur Lebensmitte akribisch – unter beträchtlichem Konsumverzicht – ansparen, um dann im Alter von rund 45 Jahren an Wohnraumfinanzierung zu denken,“ so Treichls griffige Analyse der Japanischen Verhältnisse.
Die Sparkassen seien intensiv darum bemüht, Produktideen zu entwickeln, die dem Sparer beziehungsweise Anleger zumindest eine „einigermaßen erkennbare Performance in diesen Zeiten der Nullzinspolitik“ bieten können. Das sei aber im aktuellen Umfeld nicht leicht – etwa im Hinblick auf Negativzinsen bei Staatsanleihen diverser Länder. Sehr zufrieden zeigte sich Treichl hingegen mit dem CEE–Engagement. „Diese Länder werden stärker wachsen als die meisten westeuropäischen Industriestaaten, da fährt die Eisenbahn drüber.“
„Ein Nettogewinn von 732 Millionen Euro im ersten Halbjahr ist ein wirklich gutes Ergebnis mit dem wir sehr zufrieden sind. Vor allem weil dieses Ergebnis auf einem soliden Fundament steht: von den Betriebserträgen über den Verwaltungsaufwand bis hin zu den Risikokosten, unserem Kapital und der Liquidität. Selbstverständlich können wir bei allen Kennzahlen besser werden, aber die Richtung stimmt“, zeigt sich Andreas Treichl, CEO der Erste Group Bank AG, zufrieden.
„Das gesunde Wirtschaftswachstum in unserer Region, die weiterhin der Wachstumsmotor der Europäischen Union ist, spiegelt sich auch in den im Halbjahresvergleich um über 7 % auf 155,3 Milliarden Euro gestiegenen Kundenkrediten wider“, so Treichl weiter.Dennoch gebe es nicht nur Grund zur Freude: „Der Anstieg der Kundeneinlagen um über 8 % auf 169,7 Milliarden Euro macht mir angesichts des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes allerdings Sorgen, denn Wohlstand schaffen können unsere Kunden damit nicht,“ erklärte Treichl.
„Die aktuellen Rahmenbedingungen machen uns ziemlich sicher, die Ziele, die wir uns für das Jubiläumsjahr 2019 gesetzt haben – ein höheres Ertrags- als Kostenwachstum, weiterhin niedrige Risikokosten und eine solide zweistellige Eigenkapitalverzinsung von über 11 Prozent – zu erreichen“, kommentierte Treichl die Ergebnisse. Es werde wohl eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie geben, einer Jubiläumsdividende anlässlich des 200 jährigen Bestandes der Sparkassenidee erteilte er allerding eine vorläufige Absage. Die Rückstellungen für das Rumäniengeschäft, die in den vergangenen Tagen in den Medien ausführlich dargestellt wurden (Gerichtsurteil in Richtung Bausparren in Rumänien) vermasselten vorerst ein Rekordergebnis.
Der Zinsüberschuss stieg – vor allem in Tschechien, aber auch in anderen Kernmärkten – auf 2.329,7 Millionen Euro (2.213,8 Millionen Euro im Vergleichszeitraum Halbjahr 2018). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf 980,4 Millionen Euro (959,3 Millionen). Anstiege gab es vor allem bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen und im Kreditgeschäft. Der höhere Verwaltungsaufwand von 2.146,0 Millionen Euro (+3,3%; 2.076,5 Millionen Euro im Vergleichszeitraum) war vor allem auf gestiegene Personalaufwendungen in Höhe von 1.255,9 Millionen Euro (+3,2%; 1.216,7 Millionen) zurückzuführen. In den Sachaufwendungen wurden bereits fast gänzlich die für 2019 erwarteten Aufwendungen für Beiträge in Einlagensicherungssysteme in Höhe von 92,9 Millionen Euro (80,2 Millionen) verbucht.
Insgesamt stieg das Betriebsergebnis auf 1.446,9 Millionen Euro (+11,5%; 1.297,6 Millionen), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 59,7 Prozent (61,5 Prozent im Vergleichszeitraum 1. Halbjahr 2018). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis ging auf 731,9 Millionen Euro (774,3 Millionen) zurück.
Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf 18,2 Milliarden Euro (17,9 Milliarden Euro). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter belief sich das Harte Kernkapital (CET1, final) auf 16,1 Milliarden Euro (15,5 Milliarden), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) auf 21,8 Milliarden Euro (20,9 Milliarden). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) lag bei 13,5 Prozent (13,5 Prozent), die Eigenmittelquote bei 18,3 Prozent (18,1 Prozent).
Die Bilanzsumme stieg auf 248,3 Milliarden Euro (236,8 Milliarden Euro im Vergleichszeitraum). Die Kundenkredite stiegen auf 155,3 Milliarden Euro (+4,0 %; 149,3 Milliarden). Passivseitig gab es einen Zuwachs sowohl bei den Einlagen von Kreditinstituten auf 19,0 Milliarden Euro (17,7 Milliarden) als auch erneut bei Kundeneinlagen – vor allem in Tschechien und in Österreich – auf 169,7 Milliarden Euro (+4,3 %; 162,6 Milliarden). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag bei 91,5 Prozent (91,8 Prozent im 1. Halbjahr 2018).
Ausblick
Für die Kernmärkte der Erste Group in CEE wird für 2019 ein reales BIP-Wachstum von etwa 3–4 % erwartet sowie für Österreich von etwa 2 %, in erster Linie weiterhin getragen durch robuste Inlandsnachfrage. In CEE sollten Reallohnzuwächse und niedrige Arbeitslosigkeit die Wirtschaftstätigkeit fördern. „Wir gehen davon aus, dass die CEE-Staaten ihre Haushaltsdisziplin beibehalten werden“, so Treichl.
Die Erste Group hat für 2019 ein RoTE-Ziel von über 11 Prozent festgelegt (RoTE – Return on Tangible Equity – ist eine Kennziffer, welche die Ertragslage eines Unternehmens beschreibt und üblicher Weise von Banken verwendet wird: Der Jahresüberschuss wird ins Verhältnis zum von der Bankenaufsicht anerkannten eingesetzten Eigenkapital gesetzt.) Folgende Annahmen werden dafür getroffen: Einnahmensteigerung größer als Kostenanstieg (unter Zugrundelegung eines Nettokreditwachstums im mittleren einstelligen Bereich), höhere Risikokosten jedoch weiterhin auf im langjährigen Vergleich niedrigem Niveau (bis zu 10 Basispunkte), Steuerquote unter 20 Prozent.