In einer berührenden Stellungnahme erzählte die Abgeordnete zum Nationalrat, Kira Grünberg, von ihrem durch einen Trainingsunfall ausgelösten Karriereende und sprach in dem Zusammenhang auch von Vorsorge: „Jeden von uns betrifft das Thema, ob es nun um die Pension oder nur die Vorsorge bei Schicksalsschlägen wie meinem geht. Wer vorsorgt, kann unabhängiger und unbeschwerter in die Zukunft blicken und übernimmt auch ein Stück weit Eigenverantwortung für die eigene Zukunft.“
Dass es beim Vorsorgen Nachholbedarf seitens der Bürger gibt, zeigten die Ergebnisse zur Vorsorge-Umfrage von Telemark-Marketing-Geschäftsführer Robert Sobotka. 42 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 60 Jahre haben keine Lebensversicherung oder Pensionsvorsorge. Dies, obwohl für 89,2 Prozent eine private Vorsorge sehr wichtig beziehungsweise wichtig ist. Die drei wichtigsten Vorsorge-produkte der Österreicher sind die klassische Lebensversicherung (50,2 Prozent), die staatlich geförderte Pensionsvorsorge (45,7 Prozent) und die Fondsgebundene Lebensversicherung (31,4 Prozent). Etwas mehr als 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, für die Pension nicht ausreichend vorgesorgt zu haben. Grund für die fehlende Vorsorge sind in erster Linie fehlendes Interesse (27,8 Prozent) oder zu wenig finanzielle Mittel (25,9 Prozent).
Politik ist gefordert
Mehr als 80 Prozent des Pensionseinkommens der Österreicher kommen aus der staatlichen Vorsorge, ein kleiner Teil kommt aus der privaten Vorsorge und kaum nennenswert sind die Beiträge aus der betrieblichen Vorsorge. In den Niederlanden ist der Anteil von staatlicher Vorsorge und betrieblicher Vorsorge mit jeweils mehr als 40 Prozent sowie gut 10 Prozent privater Vorsorge viel ausgewogener. In Österreich ist die Abhängigkeit von der ersten Säule zu groß, was dazu führt, dass für einen budgetären Anreiz, mehr in betriebliche oder private Vorsorge zu investieren, kaum Budget vorhanden ist.
Der Versicherungsmakler und Alpbach-Referent Fred Fokkink (S & S Versicherungsmakler GmbH, Feldkirch/Vorarlberg) ist überzeugt, dass die Stimulierung der zweiten Säule das Staatsbudget entlasten würde. Zudem ist eine betriebliche Pensionszusage ein Bindungsinstrument, um Fachkräfte zu rekrutieren beziehungsweise an das Unternehmen zu binden. Die Investition in die Mitarbeitervorsorge macht Unternehmen für Mitarbeiter attraktiver und zeigt die soziale Kompetenz und Verantwortung des Betriebes.
Für Michael Miskarik, Leiter der Niederlassung Österreich von der HDI Leben, zeigt der gesellschaftliche Wandel, dass es ein Leben nach herkömmlichen Lebensphasen in der bisherigen Form nicht mehr geben wird: „Staatliche Leistungen in die Ausbildung der Kinder, in das Gesundheitsnetz sowie in die Pensionen werden auf Dauer nicht auf dem heutigen Niveau zu halten sein.“ Dies schon deshalb, weil in den 1970er Jahren die durchschnittliche Erwerbsdauer 43 Jahre und die Phase von Kindheit/Jugend/Pension 34 Jahre betragen haben. 2010 beliefen sich das aktive Berufsleben durchschnittlich auf 35 Jahre, während Kindheit/Jugend/Pension schon 48 Jahre ausmachten.
Vorsorgen für Pflege
Neben der Pensionsvorsorge spielt auch die Vorsorge in eine mögliche Pflege eine immer wichtigere Rolle. Im Durchschnitt fallen im Leben je Österreicher 9,4 Jahre an, die mit abnehmender Gesundheit verbunden sind. Parallel zur wachsenden Lebenserwartung ist daher mit einem Anstieg der Pflegegeldbezieher von 460.000 Personen im Jahr 2018 auf rund 628.000 Personen im Jahr 2028 zu rechnen. Ziel muss es daher sein, die Pflege und Betreuung zu Hause abzusichern.
Zum Thema Berufsunfähigkeit: „Die Vermeidung oder Beseitigung von Invalidität und Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess muss das vorrangige Ziel sein“, unterstrich Miskarik beim traditionellen Makler–Symposium in Tirol. Medizinische-beruflich-orientierte Rehabilitationszentren nach deutschem Vorbild sowie eine betriebliche Gesundheitsförderung zur Aufrechterhaltung von Beschäftigungsverhältnissen seien zwei Maßnahmen zur Verringerung der Zahl von Pflegefällen, die entsprechend schnell umgesetzt werden sollten.