FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl ist und war ein Meister der Reaktion. Und er ist ein Meister darin, dem Volk auf’s Maul zu schauen und zu antizipieren, wie es auf dieses oder jenes Thema reagieren könnte. Worin er kein Meister ist: Belastbare Konzepte für Kommunen, Regionen, Bundesländer oder gar die Republik auf den Tisch zu legen. Braucht er auch nicht. Er kapert sich stets ein Thema, das gerade aufpoppt, und erzählt dann den Medien und damit auch dem Volk, wie mies die Ansätze der gerade herrschenden Parteien und der EU als Ganzes sind und welch glorreiche und vor allem einfache Lösungen er parat hätte.
Das wäre nicht weiter problematisch, wenn es diesem Land aktuell nicht so gestrickt wäre, dass alle linken und rechten Kräfte insgeheim und weniger insgeheim auf Kickl schielen, weil sie Angst davor haben, dass sie links und rechts von ihm überholt werden. Und dann brabbeln sie auch irgendwas daher, nur damit der Herbert Kickl das Thema nicht allein besetzt und schon haben wir – auf gut Wienerisch – den Pallawatsch beinand’.
Angesichts der Pläne der EU, den Digitalen Euro einzuführen, konstatiert Kickl: „Unter dem Vorwand der Korruptions- und Terrorismusbekämpfung sind Obergrenzen für Bargeldzahlungen geplant, bis unsere Geldscheine und Münzen endgültig vom Digitalen Euro ersetzt werden.” Und dann führt er, der laut Eigenaussage schon seit Jahren vor der schleichenden Abschaffung des Bargelds warnt, noch weiter aus: „Bargeld ist gedruckte Freiheit, Selbstbestimmung und Sicherheit. Der einzige Schutz dieser Freiheit und Sicherheit ist die Verankerung unseres Bargelds und des Rechts auf Bargeldzahlung in der Verfassung – eine ‚Festung Bargeld’.” Uff.
An solchen Tage wäre man gerne Mäuschen unter den Stammtischen zwischen Boden- und Neusiedlersee und würde sich anhören, wie der Volksmund sich darüber erbost, dass die da oben uns jetzt auch noch das Bargeld wegnehmen wollen. Mit einer Presseaussendung/einer Pressekonferenz hat sich Kickl eines hochkomplexen Themas angenommen, dass auch die ORF-Korrespondenten aus Brüssel in den diversen ZIB-Ausgaben nur vage und nebulös erklären können, und präsentiert sein Narrativ: „Zuerst wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft, jetzt will die EU-Kommission eine Obergrenze von 10.000 Euro bei Bargeldzahlungen, das EU-Parlament sogar nur 7.000 Euro, und am Ende soll unser Bargeld durch den Digitalen Euro ganz ersetzt werden.”
Eine ernsthafte Diskussion oder eine gedankliche Auseinandersetzung in gewissen Teilen der Bevölkerung über den Digitalen Euro wird so im Keim erstickt. Bleibt zu hoffen, dass die demokratischeren Kräfte in unserer Republik das Thema sinnvoll aufgreifen und den Menschen die Dimensionen des Digitalen Euro so erklären, dass sie verständlich und nachvollziehbar sind. Fakt ist: Würde man für jedes Mal, dass dieser Tage hierzulande auf einem Stammtisch einer/eine „Nur Cash ist fesch” grölt, nur einen Euro bekommen, wäre man ein gemachter Mann oder eine gemachte Frau.