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… und auf einmal gibt es in Österreich unzählige Strommarkt-Profis

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Maximilian Mondel
Der plötzliche Finanzbedarf des Energiekonzerns Wien Energie für Sicherstellungen am internationalen Strommarkt zeigt einmal mehr, dass Krisen-PR nicht nur etwas für die Schublade ist, sondern im Ernstfall zeitgerecht aktiviert werden muss.
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Es ist noch gar nicht so lange her, da beklagten sich die Eliten in unserem Land über die Politikverdrossenheit der Menschen, die vor allem darin zum Ausdruck kam, dass sich die Bevölkerung nur bedingt für das interessierte, was die PolitikerInnen von sich gaben. Den sozialen Medien sei dank, hat sich das Wehklagen über die Politik(erInnen)verdrossenheit der Menschen in unserem Land erledigt. 24/7 teilen die ÖsterreicherInnen, wie übrigens auch die Menschen in vielen anderen demokratischen Ländern, ihre Meinung mit der ganzen Welt – ob die Welt es nun will oder nicht. Alles wird kommentiert: Ob die jüngste politische Enthüllung, die neueste Corona-Entwicklung oder – wie eben dieser Tage – die finanziellen Kalamitäten des Energiekonzerns Wien Energie. 

Die, die eben noch COVID-Fachmänner und ‑Fachfrauen waren und dann auf Außenpolitik-Experte (Stichwort Ukrainekrieg) umsattelten, sind nun Strommarkt-Profis. Der plötzliche Finanzbedarf der Wien Energie für Sicherstellungen am internationalen Strommarkt nötigt so manchen dazu, via Twitter, Facebook oder LinkedIn seine Meinung kundzutun, obwohl oft schon die ersten paar Worte vieler Postings vermuten lassen, dass der Autor/die Autorin überhaupt keine Ahnung vom Strommarkt hat, aber dieses Nichtwissen, mit um so mehr Polemik wettmacht.

Der finanzielle Engpass der Wien Energie zeigt aber auch, dass man sich beim Energiekonzern mit zeitgerechter Kommunikation nach außen eine Menge Brösel erspart hätte. Ja, es mag stimmen, dass man bei der Wien Energie wohl bis zum letzten Mal darauf spekuliert hat, dass sich die Dinge in Wohlgefallen auflösen werden. Und ja, es mag auch stimmen, dass man es als „rot” abgestempeltes Unternehmen tunlichtst vermeiden wollte, den gerade im Aufwind befindlichen Sozialdemokraten zu schaden. Aber: Das mit der Kommunikation rund um die Sicherstellungen hätte man besser hinkriegen können. Und so zeigt sich einmal mehr, dass Krisen-PR nicht nur etwas für die Schublade ist, sondern im Ernstfall zeitgerecht aktiviert werden muss. Obwohl: Wer ein Krisen-PR-Konzept in der Schublade hat, ist den vielen Unternehmen weit voraus, die sich auf Krisen, frei nach dem Motto „Wird schon nix passieren” überhaupt nicht vorbereiten.

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