„Die Konjunkturstimmung in Österreich bleibt angespannt, hat sich rund um den Jahreswechsel jedoch zu verbessern begonnen“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Dezember auf minus 2,5 Punkte gestiegen und spiegelt damit vor allem eine spürbare Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor wider.“
Mit durchschnittlich minus 2,7 Punkten im Schlussquartal 2022 signalisiert der Indikator zwar eine Abschwächung der Konjunktur zum Jahresausklang, ein möglicher Einbruch ist jedoch ausgeblieben. „Die österreichische Wirtschaft zeigte sich diesen Winter bisher sehr widerstandsfähig gegenüber den Belastungen durch die globale Konjunkturabschwächung und den Folgen der hohen Inflation. Die staatlichen Unterstützungen und der überraschend starke Rückgang der Energiepreise sorgten für eine geringfügige Entspannung. Wir gehen für diesen Winter zwar weiter von einer leicht rückläufigen Wirtschaftsentwicklung aus, aber die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Österreich ist mittlerweile spürbar gesunken“, meint Bruckbauer.
Stimmungsaufwind im Dienstleistungssektor
Der Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators zum Jahreswechsel und die damit signalisierte Verringerung der Rezessionsgefahr für die österreichische Wirtschaft ist hauptsächlich auf die Verbesserung der Konjunkturstimmung im Dienstleistungssektor zurückzuführen. Ein weitgehend zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft im Handel und die gute Buchungslage im Tourismus hat die pessimistischen Erwartungen etwas aufgehellt.
„Die Stimmung in Dienstleistungssektor ging im Gleichschritt mit der Konsumentenstimmung zum Jahreswechsel leicht nach oben. Auch in der Bauwirtschaft verbesserten sich die Geschäftserwartungen. Einzig in der heimischen Industrie trübte sich die Stimmung erneut ein. Während aus dem Euroraum und Osteuropa überwiegend Anzeichen einer Verbesserung erkennbar waren, belastete die Entwicklung vor allem in China die Konjunkturerwartungen der heimischen Industrie“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Nach starken Auftragseinbrüchen und aufgrund von Sorgen über die Kostenentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit liegt die Industriestimmung in Österreich mittlerweile deutlich im pessimistischen Bereich.
Erholungstempo bleibt nach schwachem Jahresbeginn gering
Mit der Verlangsamung der Inflation sollte im Frühjahr in Österreich eine Erholung der Konjunktur einsetzen. Das Tempo der Erholung wird maßgeblich durch die Entwicklung der Inlandsnachfrage bestimmt werden. Die Vielzahl an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, wie die Abschaffung der kalten Progression, die Strompreisbremse und der Energiekostenzuschuss sorgen für eine Entlastung der Haushalte und der Unternehmen und werden den privaten Konsum und die Investitionstätigkeit stützen.
„Trotz der Unterstützungen durch Fiskalhilfen wird sich im angespannten Konjunkturumfeld nach unserer Einschätzung ab dem Frühjahr nur ein langsames Erholungstempo durchsetzen, da die Finanzierungsbedingungen belasten werden“, meint Pudschedl und ergänzt: „Nach einer Stagnation der österreichischen Wirtschaft 2023 erwarten wir für 2024 weiterhin ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent.“
Damit wird die österreichische Wirtschaft zumindest eine etwas höherer Dynamik als der Euroraum aufweisen können. Für den Euroraum erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen Anstieg des BIP um 1,0 Prozent im Jahr 2024.
Trotz der Abkühlung der Konjunktur bleibt die Lage am Arbeitsmarkt weitgehend stabil. „Wir erwarten trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung für das laufende Jahr nur einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,4 Prozent. Einer spürbaren Verschlechterung steht nach unserer Ansicht das eingeschränkte Arbeitskräfteangebot gegenüber. Für 2024 ist daher trotz des geringen Erholungstempos wieder eine leichte Verbesserung der Arbeitslosenquote auf 6,3 Prozent zu erwarten“, meint Pudschedl.
Inflationshöhepunkt scheint überschritten, doch nur langsamer Rückgang 2023/24
Nachdem zu Jahresbeginn noch mit zweistelligen Inflationswerten zu rechnen sein wird, sollte im weiteren Jahresverlauf die Entspannung der Energiepreise eine Verlangsamung der Teuerung in Österreich einleiten. Allerdings ist durch relativ hohe Lohnabschlüsse, die fiskalischen Maßnahmen zur Stützung der Kaufkraft und Zweitrundeneffekte der gestiegenen Energiekosten nur mit einer zögerlichen Verringerung der Inflation zu rechnen. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Trend verstärken.
„Wir erwarten einen Rückgang der Inflation im Jahresdurchschnitt 2023 auf 6,5 Prozent nach 8,5 Prozent im Vorjahr. Erst Ende 2024 dürfte die Inflationsrate in Österreich in den Zielbereich der EZB von 2 Prozent sinken, im Jahresdurchschnitt mit rund 3 Prozent jedoch noch klar darüber liegen“, so Pudschedl.
Weitere Zinserhöhungen in der Pipeline, doch Trendwende 2024 erwartet
Da die jüngste Verlangsamung der Inflation ausschließlich auf die Energiepreisentwicklung zurückzuführen war, während die Kerninflation in Österreich und im gesamten Euroraum weiter zunimmt, wird die Europäische Zentralbank die Zügel der Geldpolitik 2023 voraussichtlich weiter anziehen.
„Wir gehen mittlerweile von einer stärkeren Anhebung der Leitzinsen als bisher aus. Der Refinanzierungssatz wird Mitte 2023 voraussichtlich erst bei 4 Prozent und der Einlagensatz bei 3,50 Prozent den Höhepunkt erreichen“, so Bruckbauer und ergänzt: „Mit den erwarteten weiteren Zinsanstiegen bis zum Sommer dürften die Leitzinsen in Österreich dann innerhalb eines Jahres so stark gestiegen sein wie noch nie seit 1945.“
„Für 2024 zeichnet sich jedoch eine Wende in der europäischen Geldpolitik ab. Nach erfolgreicher Inflationsverringerung wird die EZB auf einen Lockerungskurs umschwenken. Wir erwarten eine Senkung der Leitzinsen um 75 Basispunkte in der zweiten Jahreshälfte 2024“, meint Bruckbauer.