Wenn man sich die finanziellen Eckdaten der USA ansieht, kommt man im ersten Moment aus dem Staunen nicht heraus. Das Budgetdefizit lag 2024 bei über sieben (!) Prozent der Wirtschaftsleistung, die Prognose für heuer beläuft sich auf 6,5%. Demzufolge ist die Staatsverschuldung auf 125 Prozent des BIP angestiegen, seit 2015 hat sie sich verdoppelt. In Europa hätte eine Volkswirtschaft mit solchen Horrorzahlen ein ernstes Problem. Die Zinsaufschläge für die Anleihen eines solchen Staates würden in die Höhe schießen, ein Defizitverfahren der EU würde schon lange laufen. Der politische Druck auf die Regierung wäre enorm.
In den Vereinigten Staaten von Amerika passiert – bis jetzt – nichts davon. Im Gegenteil: Die Trump-Administration will den gigantischen Schuldenberg noch stärker wachsen lassen. Man hat den Eindruck, die können das Steuergeld beim Fenster hinauswerfen und die Finanzwelt zuckt mit den Schultern. Der Hauptgrund dafür ist, dass der Dollar nicht nur die Währung der größten Wirtschaftsmacht der Welt ist. Er ist gleichzeitig auch die globale Leitwährung. Die Zentralbanken halten den Großteil ihrer Währungsreserven in Dollar. 80% des weltweiten Rohstoffhandels erfolgt in Dollar. Der größte Finanzmarkt der Welt ist in den USA, alleine das Volumen der dort gehandelten Staatsanleihen beträgt 28 Billionen (!) Dollar (in der EU sind es nur 1,8 Billionen) Dazu passt jetzt das alte lateinische Sprichwort „Quod licet Jovi, non licet bovi.” Auf Deutsch heißt es, was dem Jupiter (dem obersten Gott) erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt. Die US-Regierung darf also offenbar Schulden machen auf Teufel komm raus.
Das Schulden-Drama der Amerikaner
Das schwächt natürlich den Dollar, der heuer z. B. gegenüber dem Euro schon bis zu 15% verloren hat. Dieser Trend wird sich fortsetzen und offenbar bewusst in Kauf genommen, um US-Exporte billiger zu machen und somit zu erleichtern. Doch mit Trumps Steuerpaket „Big beautiful bill”, das gigantische Erleichterungen für Reiche und Konzerne vorsieht, wird die Staatsverschuldung in den USA binnen zehn Jahren noch einmal um über 3 Billionen Dollar auf rund 40 Billionen wachsen! Die riesigen Probleme, die dadurch entstehen, haben bereits jetzt zu einem ersten Vertrauensverlust auf den Finanzmärkten geführt. Die Rating-Agenturen geben den Amerikanern nicht mehr die allerhöchste Bonität. Aktuell liegen die Zinsen für US-Staatsanleihen je nach Laufzeit zwischen 4,3 und knapp unter 5%. Zum Vergleich: Für deutsche Papiere erhält man deutlich unter 2% Zinsen.
Experten befürchten eine dramatische Entwicklung: Durch Trumps erratische Zollpolitik wird die Inflation ansteigen und damit früher oder später auch die Leitzinsen. Das bedeutet, dass das Ersetzen alter, auslaufender Anleihen für die USA teurer wird, sie müssen höhere Zinsen bieten. Gleiches gilt für neue Papiere. Aufgrund der explodierenden Verschuldung muss ein gigantisches Volumen von jährlich zwei Billionen Dollar neu emittiert werden. Der jährliche, stark steigende Zinsendienst ist jetzt bereits höher als die Ausgaben für die Rüstungsindustrie. Die Gretchenfage wird sein, ob die Finanzmärkte bereit sind, diese riesigen Schwemme an neuen US-Staatsanleihen zu kaufen. Tun sie das nämlich nicht, wackelt die Finanzierung des Budgets. Dann droht ein Crash, der sowohl die Anleihen‑, als auch die Aktienmärkte hart treffen könnte. Trump weiß natürlich, dass hohe Zinsen in dieser Situation Gift sind, deswegen seine ständigen Attacken auf Notenbank-Chef Powell. Dass sich dieser weigert, angesichts der beschriebenen Gefahr einer weiter steigenden Inflation die Leitzinsen stark runter zu fahren, ist aber verständlich.
Der Weg in eine globale Wirtschaftskrise
Die sich abzeichnende Entwicklung wird den Dollar weiter schwächen. Ein starker Kursverfall könnte jedoch dazu führen, dass die Zentralbanken sich veranlasst sehen, ihre Dollar-Bestände langsam abzubauen und auf den Markt zu werfen. Das erhöht den Druck auf die US-Währung. Sie wird ihre Position als globale Leitwährung nicht verlieren, weil es keine Alternativen gibt. Der Euro ist die Nummer zwei, aber hat nicht diese Verbreitung. Fatal könnten die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sein. Hohe Inflation und hohe Zinsen in Kombination mit einem niedrigen Dollarkurs schwächen die Kaufkraft der Amerikaner und hätten eine Rezension zur Folge. Schrumpft der größte Markt der Welt, zieht das wohl andere Volkswirtschaften mit, weil auch Europäer und Chinesen weniger absetzen können. Dann wird jeder bemerken, dass die „big beautiful bill” als Turbo für eine (weltweite?) Wirtschaftskrise diente.










