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Warum man nicht bestrebt sein sollte, Geschichte zu schreiben

Maximilian Mondel
Maximilian Mondel
Die Wenigsten, die sich vorgenommen haben, Geschichte zu schreiben, haben dann tatsächlich Geschichte geschrieben: und zwar ganz egal in welchem Metier, sie unterwegs waren.

Aleksadar Dragovic, bis vor kurzem Profifußballer in Diensten des deutschen Bundesligavereins Bayer Leverkusen und seit kurzem beim serbischen Verein Roter Stern Belgrad unter Vertrag, befindet sich aktuell mit der österreichischen Nationalmannschaft in Vorbereitung auf die Fußballeuropameisterschaft. Gegenüber den Medien, die in Bad Tatzmannsdorf tagtäglich auf „Sager“ der Nationalspieler lauern, hat dieser Aleksadar Dragovic erklärt, dass er und seine Teamkollegen im Rahmen der UEFA EURO ab 11. Juni 2021 „Geschichte schreiben wollen“. Dragovic und seine Kollegen haben sich klarerweise nicht vorgenommen, Geschichtsbücher zur verfassen, sondern Sie wollen in den Geschichtsbüchern – zumindest in jenen über Fußball in Österreich – prominent vorkommen: wie etwa die Fußballnationalmannschaft der Weltmeisterschaft 1978 um Hansi Krankl und Herbert Prohaska, die das Nationalteam von Deutschland in Cordoba mit 3:2 aus dem Bewerb gekegelt haben.

Im Fußball wie im Wirtschaftsleben ist man nie gut beraten, wenn man mit dem Ziel losmarschiert, Geschichte zu schreiben. Viel mehr Sinn macht es doch, ein Ziel ins Visier zu nehmen, eine Strategie auszuhecken, entsprechende Maßnahmen zu setzen und dann im Idealfall dieses Ziel zu erreichen oder diesem zumindest nahe zu kommen. Wer sich vornimmt, Geschichte zu schreiben, überspringt all das, was vor der Zielerreichung kommt. Pendants von Aleksadar Dragovic gibt es allerorten: Sie sinnieren darüber, wie es denn sein wird, wenn sie als Helden dastehen, wenn ihnen die Öffentlichkeit zujubelt, wenn sie auf Schultern getragen werden und der tosende Jubel der Massen nicht enden will.

„Wir wollen Geschichte schreiben“ ist eine Wunschvorstellung, aber keine Zielsetzung. Die Wenigsten, die sich vorgenommen haben, Geschichte zu schreiben, haben dann tatsächlich Geschichte geschrieben: und zwar ganz egal, ob sie gemeinsam mit 21 Gleichgesinnten dem runden Leder nachgelaufen sind oder ob sie als Kapitän eines Unternehmens selbiges durch die rauen Gewässer des Abenteuers Wirtschaft manövriert haben. Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit. Erfolg ist nicht das Ergebnis von Wunschvorstellungen.

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