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Was haben die „Dancing Stars“ mit Innovation zu tun?

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Maximilian Mondel
Die Innovationskraft in heimischen Unternehmen ist grosso modo überschaubar. Natürlich gibt es innovative Unternehmen – doch der Prozentanteil der Unternehmen, die radikale Innovationen erschaffen, liegt im einstelligen Bereich.

Keine Angst, Sie müssen den Kommentar nicht zu Ende lesen. Die Antwort auf die im Titel dieses Kommentars gestellte Frage kann ich Ihnen gleich geben: Gar nichts. Hätte man die Frage 2004 oder 2005 gestellt, wäre die Antwort natürlich anders ausgefallen. Denn da lief das damals neue Unterhaltungsformat als „Strictly Come Dancing“ erstmals bei der BBC und ein Jahr später auch im ORF als „Dancing Stars“. Seit 2005 sind mehr als eineinhalb Jahrzehnte vergangen und trotzdem läuft im ORF gerade die x‑te Staffel des mittlerweile in die Jahre gekommenen Formats an. Dem Publikum in unserem Land gefällt’s anscheinend noch immer, denn sonst hätte man die mit B‑, C- und D‑Promis gespickte Hauptabendshow längst eingemottet.

Aber genau da liegt das Problem: Der Leidensdruck des TV-Publikums in Österreich ist anscheinend noch nicht so groß, dass man das altehrwürdige Format durch Wegzappen abstrafen würde. Und während in anderen vergleichbaren europäischen Ländern längst Spin-offs des ursprünglichen Konzepts mit tanzwütigen Stars über die Bildschirme flimmern oder die Tanzshow überhaupt abgesetzt wurde, setzt man beim ORF unbeirrt auf die ursprüngliche Rezeptur und tauscht nach jeder Staffel einfach nur die Personen aus: ein Fußballer ersetzt einen Fußballer, eine Kabarettistin ersetzt einen Kabarettisten, ein Skisportler ersetzt eine Skisportlerin und so weiter und so fort.

Fazit: Innovative Programmmache sieht anders aus, aber wer kann es den Programmverantwortlichen am Küniglberg verdenken. Warum etwas Neues versuchen, dass dann kolossal floppt (wie etwa die Comedy-Serie „Mitten im Achten“ und nahezu jede Samstagabend-Show des ORF), wenn man etwa das 20 Jahre alte „Starmania“-Konzept aus dem ORF-Museum holen und dem Fernsehpublikum als Top-Innovation verkaufen kann?! Die mangelnde Innovationsbereitschaft bei der größten Medienorgel des Landes ist allerdings auch ein Spiegelbild des generellen Innovationsklimas in Österreich. Eine Studie des Austrian Institute of Technology (AIT) aus dem Spätherbst 2020 belegt, dass der Innovations-Output heimischer Unternehmen sehr moderat ist und dass gerade einmal 6 Prozent der österreichischen Firmen mit radikalen Innovationen in den Markt gehen. Ist dies darauf zurückzuführen, dass die Österreicherinnen und Österreicher per se Innovationen gegenüber negativ eingestellt sind? Mitnichten. Sinnstiftende Innovationen werden von den Konsumenten zwischen Boden- und Neusiedlersee nämlich genauso gern angenommen wie in Skandinavien, England, Frankreich oder Deutschland. Aber es fehlt eben hierzulande oft am Mut zur Veränderung und am Willen etwas Neues zu wagen. Und zwar nicht nur bei den Älteren. Auch die jüngeren Generationen übernehmen typisch österreichische Ansagen wie „Wo komma denn da hin?“ und „Das hamma immer schon so g’macht“ von ihren Eltern und Großeltern. Und dann wundern sie sich, dass die „Dancing Stars“ im ORF zum rekordverdächtigen 14. Mal eintanzen.

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