Ein sexy Fintech, 3,2 Milliarden Euro Schulden, Marktmanipulation, ein Verantwortlicher weltweit per Haftbefehl gesucht, der CEO in U‑Haft. Klingt nach einem großartigen Blockbuster – ist aber Realität. Was nicht ausschließt, dass einer der größten Finanzskandale kein gutes Filmmaterial ist. Und das hat sich auch Gabriela Sperl gedacht, die die Geschichte rund um das aufstrebende Fintech Wirecard seit Jahren verfolgte – bis zum Fall. Und diese Story wird nun im Auftrag von Sky Studios und rbb als 90-minütige Dokumentation produziert. Die alles noch einmal gut recherchiert aufrollt, was wir in den vergangenen Wochen, teils staunend und kopfschüttelnd, in den Medien verfolgt haben. Exklusiv für das Projekt konnte Sperl Informanten gewinnen – da wird’s dann für die Zuseher wohl noch einige Schmankerl geben. „Wirecard ist eine globale Geschichte über Korruption und Gier, die unsere Gesellschaften zersetzen. Von Masterminds und Narzissten, von Getriebenen, Traumtänzern, Machtmenschen, die, gefangen in ihrer eigenen Wahrheit, andere antreiben und mitreißen in ihrem unersättlichen Streben nach mehr“, wie die Produzentin Gabriela Sperl erläutert. Und diese Phänomene gibt es wohlgemerkt nicht nur in der Finanzbranche. Aber daran denken wir gar nicht und sehen uns einen Film an, sind gespannt und schockiert zugleich von dem, was täglich so passiert. Wem die Skurrilität des echten Lebens nicht reicht, der kann das gesamte Geschehen noch einmal gut portioniert als Miniserie konsumieren. Denn auch die wird von Sperl produziert und auf Sky Studios ausgestrahlt – allerdings fiktional. Ob diese neue Miniserie rund um den Wirecard-Skandal den sonntäglichen Tatort Konkurrenz machen wird, sei vorerst dahingestellt.
Fazit: Schwerwiegende Fehler bei der Aufsicht, politisches Versagen und ein gut gespinntes Netz aus Lügen sind kein Einzelfall. Die Verfilmung der Geschichte sensibilisiert uns hoffentlich für diese Dinge. Und während wir den Finanzkrimi sehen und uns der Nervenkitzel packt, vergessen Aufsichten hoffentlich nicht weiter Detektiv zu spielen – das war ja schließlich nicht der einzige Finanzskandal in den vergangenen Wochen.