Derzeit dümpelt die österreichische Wirtschaft bei rund 85 Prozent des Leistungsniveaus vor dem Ausbruch der Coronakrise. Laut dem UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator wurde nach dem Lockdown im März das wirtschaftlich historische Allzeittief im April erreicht. Im Mai stieg der Indikator auf minus 2,2 Punkte. Die weiterhin angespannte Konjunkturstimmung verdeutlicht jedoch, dass die österreichische Wirtschaft erst langsam wieder hochfährt.
Die Bauwirtschaft, das entschärfte internationale Umfeld und die Industrie hatten den stärksten positiven Einfluss. Der Dienstleistungssektor ist weiterhin schwer beschädigt – einziger Lichtblick: Die Stimmung unter den Konsumentinnen und Konsumenten zeigt nach oben und kann rückblickend als robust bezeichnet werden, auch wenn sich ihre Werte krisenbedingt verschoben haben.
Bedingt durch den Beginn des Lockdowns schrumpfte die heimische Wirtschaft trotz eines guten Starts um fast drei Prozent im Jahresvergleich. „Nach dem Rückgang des BIP im ersten Quartal hat sich im zweiten Quartal der Einbruch der heimischen Wirtschaft infolge der Coronakrise erst so richtig manifestiert. Die Wirtschaftsleistung ist voraussichtlich um mehr als 15 Prozent im Jahresvergleich gesunken, sodass sich im ersten Halbjahr ein Einbruch um mehr als 10 Prozent ergeben hat“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Erholung ab dem zweiten Halbjahr mit vielen Unsicherheitsfaktoren
Durch die geringe Zahl der Neuerkrankungen und der Lockerungsmaßnahmen ist Österreich weniger stark betroffen als andere europäische Länder. Als exportorientierte Wirtschaft ist das Land jedoch stark vom internationalen Handel abhängig. Bruckbauer geht davon aus, dass „der Aufschwung im zweiten Halbjahr 2020 beginnt. Damit sollte sich der Rückgang des BIP in Österreich im Gesamtjahr 2020 auf rund neun Prozent begrenzen lassen.” Für 2021 ist ein Aufholprozess mit einem Wirtschaftswachstum von rund acht Prozent denkbar.
Ein Dämpfer bleibt weiterhin die hohe Arbeitslosigkeit, die seit Mitte März abrupt anstieg und im April mit 12,7 Prozent ein Allzeithoch erreichte. Bedingt durch die allmähliche Lockerung und der Wiederaufnahme der Arbeit auf den Baustellen sank die Quote im Mai auf 11,5 Prozent. Bei der UniCredit Bank Austria rechnet man auch im Rest des Jahres mit einer zweistelligen Arbeitslosenquote. „Das Erholungstempo der Wirtschaft wird nachfragebedingt zu gering sein, um einen rascheren Rückgang zu ermöglichen. Zudem befinden sich derzeit noch über eine Million Menschen in Kurzarbeit.“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Im Jahresdurchschnitt geht man von einer Inflationsrate von 1,3 Prozent aus. In den ersten fünf Monaten lag sie um 0,4 Prozent höher, der niedrige Rohölpreis verursachte einen Abwärtstrend. Im Sommer könnte dadurch die Inflation sogar auf unter ein Prozent im Jahresvergleich sinken.
Hier finden Sie die aktuellen Tabellen des Konjunkturindikators.