Laut der Mitte November 2021 von der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting präsentierten Studie „Green Banking: Machen oder Marketing?“ wünschen sich 62 Prozent der BankkundInnen in Österreich, dass sich ihre Bank stärker für das Thema Nachhaltigkeit interessiert. Jetzt ist schon klar, dass bei einer derartigen Fragestellung die sogenannte „soziale Erwünschtheit“ im Rahmen der Befragung eine große Rolle spielt, aber 40 bis 50 Prozent der ÖsterreicherInnen werden es schon sein, die sich grundsätzlich eine nachhaltige Bank wünschen. In der Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen wollen gemäß EGC-Studie erwartungsgemäß sogar 74 Prozent der Befragten, dass sich ihre Bank mit wahrhaftigem Green Banking hervortut und nicht etwa mit Greenwashing-Aktionen. Folgerichtig geben 9 Prozent der im Rahmen der Studie befragten BankkundInnen an, die Bank wechseln zu wollen, wenn ihre Bank nicht auf das Sustainability setzt. 9 Prozent der ÖsterreicherInnen stellen ihrer Bank also quasi ein Ultimatum: Werde Du grüner, sonst bin ich weg! Mit öffentlichkeitswirksam installierten Bienenstöcken am Dach von Bankinstituten oder Photovoltaikanlagen, die vom Generaldirektor unter Blitzlichtgewitter eröffnet werden, lassen sich vor allem die jüngeren Zielgruppen längst nicht mehr abspeisen.
Was bedeutet aber Nachhaltigkeit im Bankengeschäft? Am Ende des Tages kommt es darauf an, ob eine Bank primär oder ausschließlich Unternehmen Kredite gewährt, die nachhaltig agieren, wobei es für Nachhaltigkeit schon heute klare Kriterien gibt und diese Kriterien in den kommenden Jahren nicht zuletzt auf europäischer Ebene immer mehr verfeinert werden. Aber woher wissen die BankkundInnen, die eine Aversion gegen Nachhaltigkeitsmuffel und Greenwashing haben und im schlimmsten Fall ihrer Bank den Rücken kehren wollen, ob gerade ihre Bank schon heute im besten Sinn des Wortes nachhaltig agiert? Richtig, sie können es nicht wissen, weil sie die Geschäftsgebarungen ihrer Bank nicht bis ins letzte Detail kennen: BankkundInnen haben im Normalfall keine Ahnung, ob ihre Bank Kredite an Co2-Sünder, Energieverschwender und Regenwaldabholzer vergibt. BankkundInnen wissen auch nicht, ob ihre Bank Kredite an nahöstliche Warlords, afrikanische Diktatoren oder andere Bad Boys vergibt. Was BankkundInnen haben, ist ein Bauchgefühl. Und was BankkundInnen sehen, sind die hübschen Heile-Welt-Kampagnen ihrer Banken, in denen vitale junge Menschen durch die satte grüne Natur stapfen.
Noch ein Detail aus besagter Studie gefällig? Die Hälfte der Befragten gibt an, bei ihrer Bank noch gar keine Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit wahrzunehmen. Ein eigentlich vernichtendes Urteil. Daraus folgt, dass es in Sachen Green Banking in Österreich in vielerlei Hinsicht noch unglaublich viel zu tun gibt. Die bunten Werbekampagnen, die die frohe Botschaft vom Green Banking verbreiten, sind dabei übrigens nicht das Allerwichtigste. Ganz im Gegenteil.