„Bezahlen mit der Hand – Chip wurde unter die Haut operiert” stand dieser Tage auf der ersten Seite der Gratistageszeitung „Heute” zu lesen. Und daneben sah der Leser eine Röntgen-Aufnahme von einer Hand und einem zwischen Daumen und Zeigefinger implantierten Chip. Der Bildtext informierte noch: „Der Bezahlchip funktioniert wie eine Bankomatkarte – und muss 2029 getauscht werden”.
Das klingt alles ein wenig spooky, könnte aber in gar nicht allzu ferner Zeit gelebte Realität sein. Haustiere werden schon seit vielen Jahren gechipt, um Daten wie den Namen des Besitzers sowie dessen Adresse und Kontaktdaten darauf zu speichern. Jeder Haustierbesitzer, dessen Hund oder Katze einmal ausgebüxt ist, kann ein Lied davon singen, wie sinnvoll derartige Chips sind. Die Prozedur der Implantation dauert nur wenige Sekunden, das Tier spürt kaum etwas und über Folgeschäden ist nichts bekannt.
Wie besagtem „Heute”-Artikel zu entnehmen ist, stammt der innovative Bezahlchip von einem Unternehmen namens Walletmor Payment Implant. Dieses wirbt auf seiner Website folgendermaßen: „Get It Now and Let Walletmor Assist You with Getting on a Brand New Level of Your Life. It Is Not Only a Payment Implant but a Ticket to the Future. Ultimately Convenient.” 0,5 Millimeter ist der NFC-Chip aus dem Hause Walletmor groß (oder eben klein). Ein wenig größer fällt da schon die Rechnung für den Gechipten aus: Der zahlt nämlich für die fünfminütige Operation stolze 250 Euro. Doch die Geschichte zeigt: Auch das Implantieren von Bezahlchips wird zunehmend billiger werden, wenn die Technologie erst von Otto NormalverbraucherInnen angenommen wird. Trotzdem: Das Ganze klingt doch irgendwie nach Abzocke, schließlich zückt beim Tierarzt niemand auch nur annähernd 250 Euro, den „Schurli” und „Rocky” gechipt werden.
Wird die Masse die neue Payment-Möglichkeit irgendwann akzeptieren? Man wird sehen. Nie wieder Bargeld mitnehmen, nie wieder Plastikkarten einstecken, und sogar das Mobiltelefon könnte man getrost zu Hause oder im Office liegen lassen – das alles klingt verlockend. Was uns heute noch als erster Schritt zum Cyborg erscheint und uns irgendwie Angst macht, wird vielleicht bald schon so normal sein, wie das Bezahlen mit einer auf dem Handy hinterlegten Debitcard an der Supermarktkasse. Aber braucht es den Chip unter der Haut tatsächlich oder genügt nicht auch ein Iris-Scan oder der Fingerabdruck? Ist ein chirurgischer Eingriff nötig, um „more convenient” zu bezahlen? Fragen über Fragen. Die Zukunft wird weisen, wohin die Reise geht.