Die Politik ist nicht schlauer als der Markt. Dafür gäbe es unzählige Beispiele. Aber bleiben wir beim aktuellen Parade-Fall, der europäischen Autoindustrie und ihren Zulieferern. Ein paar Fakten vorweg: Allein in Deutschland gingen in der Branche zuletzt 100.000 Jobs verloren. Am wichtigen chinesischen Markt verliert man immer mehr an Boden. Die Gewinne und die Aktienkurse der großen Hersteller brachen massiv ein, die Umsätze der weltweit 19 größten Autobauer stagnierten im ersten Halbjahr 2025.
Das alles verwundert niemanden. Denn der Versuch der europäischen Politik, die Energiewende von oben zu verordnen, indem man die Konsumenten zwingen wollte, auf umweltfreundlichere Elektro-Autos umzusteigen, ist kläglich gescheitert. Der Beschluss, Verbrenner-Autos mittelfristig zu verbieten und die Hersteller unter Androhung von milliardenschweren Strafzahlungen zu zwingen, alles auf die Karte e‑Mobilität zu setzen, stammt aus einer Zeit, als Strom noch sehr billig und der CO2-Ausstoß der Diesel- und Benzin-Motoren sehr hoch waren. Dass die chinesische Konkurrenz mittlerweile beim Preis-Leistungs-Verhältnis von E‑Autos die Nase vorne hat, konnte man nicht erahnen, aber zumindest befürchten. Die Zollpolitik der USA war das nächste Ärgernis für die Hersteller.
Die Autokäufer sind noch immer verunsichert und zögern
Man hat eines jedenfalls geschafft: Die Konsumenten zu verunsichern und eine Vorzeige-Industrie zur Krisenbranche zu machen. Viele Private zögern beim Autokauf, weil sie die Entwicklung abwarten wollen. Ein E‑Auto erwerben? Die Lade-Infrastruktur in Europa ist vor allem im städtischen Bereich weiterhin lachhaft. Die Preise für den Strom sind intransparent und teuer, wenn man nicht zu den wenigen Glücklichen gehört, die im Einfamilienhaus ihre Energie selber erzeugen können. Neue E‑Autos sind noch immer preislich unattraktiv, einen Gebrauchtmarkt gibt es defacto kaum. Den Kauf mit Steuergeld zu fördern ist ein wirtschaftlicher Unsinn. Das CO2-Thema sollte man einmal nüchtern betrachten. In Afrika, Südamerika und weiten Teilen Asiens wird es noch Jahrzehnte dauern, bis es marktreife Alternativen zu Verbrenner-Motoren gibt. Das „Aus für Verbrenner-Autos“ in Europa war ein Schuss ins eigene Knie, das sowohl der eigenen Industrie schadet als auch den Importeuren aus China hilft.
Freie Antriebs-Wahl statt Verbrenner-Verbot
Einige kluge Köpfe haben schon festgestellt, dass es auch künftig mehrere Antriebsformen für Autos parallel geben wird müssen. Der CO2-Ausstoß bei Benzin und Diesel kann weiter reduziert werden. Die Reichweite der E‑Autos und die Ladezeit kann man wohl noch verkürzen. Dass man für Batterien gewisse seltene Rohstoffe benötigt und ihre Entsorgung nicht gerade umweltfreundlich ist, hat man inzwischen verstanden. Daher wird jeder Käufer in Zukunft abwiegen, welchen Antrieb er fahren will. Er will die freie Wahl zwischen Benzin, Diesel, Hybrid, Elektro oder sogar Wasserstoff. Niemand möchte sich das von der Politik vorschreiben lassen.
Die hat ein wichtigeres Thema: Die De-Industrialisierung der EU schreitet zügig voran, dank zu hoher Energie- und Personalkosten. Angeführt von BMW, Mercedes und dem VW-Konzern schaffte es die Autoindustrie in den letzten Jahrzehnten, weltweit führend beim Know-How zu sein. 13 Millionen Menschen werden EU-weit in der Branche beschäftigt. Ihre Zukunft kann man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Da gilt es jetzt, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Industrie auch in Zukunft ein konkurrenzfähiger globaler Player sein kann. Dabei helfen weder Verbote noch Strafzahlungen. Produziert wird heutzutage ohnedies überall auf der Welt. Aber die Forschung und Entwicklung und die Bedienung des lokalen Marktes muss in Europa bleiben. Das hat auch für Österreich große Bedeutung. In unserer Zulieferindustrie für den Fahrzeugsektor, angeführt vom BMW-Motorenwerk in Steyr und dem Autocluster von Magna in der Steiermark, arbeiten über 200.000 Beschäftigte.