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Die Reform der Wirtschaftskammer wird scheitern

Die folgende Prognose ist nicht besonders riskant: In einem Jahr wird es noch immer neun Landeskammern geben mit über 40 Vizepräsidenten und zehn Präsidenten, die Funktionärsentschädigungen kassieren. Noch immer werden zwei Milliarden Euro an Rücklagen auf den Konten der diversen Teilorganisationen liegen. An der Pflichtmitgliedschaft wurde sowieso nicht gerüttelt. Denn die Wirtschaftskammer-Organisation ist zu einer großen Reform nicht fähig.

Was sind die Gründe dafür? Über Jahrzehnte hat sich eine Funktionärs-Kamarilla gebildet, die vor allem eines perfekt beherrscht: Sie ist zutiefst überzeugt von den Segnungen des Kammer-Staates und hat auf jede Kritik sofort Argumente parat, mit denen sie ihre Strukturen verteidigt. Nehmen wir die unglaubliche Geschichte von den zwei Milliarden Euro an Geldern der Mitglieder, die auf der hohen Kante liegen. Da heißt es zum Beispiel, die Mittel seien verteilt auf die Landeskammern und die 93 (!) Fachverbände, da könne die Bundes-WKO nicht zu greifen.

Dämmert es eigentlich niemandem dort, wie intransparent so eine Struktur ist? Wäre eine große Firma vorstellbar, in der jede ihrer hundert Abteilungen eigene Rücklagen hat? Weiß ein normales Kammermitglied Bescheid, wieviel Geld „sein” Fachverband hortet? Eine konsolidierte Bilanz für die gesamte Wirtschaftskammer-Organisation wäre das Gebot der Stunde. Doch die Funktionäre werden schon argumentieren können, warum das alles nicht geht und man so weiter macht wie bisher.

Besonders lustig finde ich auch das Argument, man musste die Aufwandsentschädigungen für Funktionäre erhöhen, weil sich sonst niemand finden würde, der den Job macht. Zunächst einmal sei festgehalten, dass Vizepräsidenten von Landespräsidenten genauso unnötig sind wie die meisten Staatssekretäre unserer aufgeblasenen Regierungstruppe. Doch es gibt in unserem Land genug Interessenvertretungen mit freiwilliger Mitgliedschaft wie die Industriellen- oder die Hoteliervereinigung. Die Funktionäre dort erhalten kein Gehalt wie in der WKO, sondern nur eine Aufwandsentschädigung für tatsächlich entstandene Kosten. Trotzdem finden sich genug Unternehmer, die bereit sind, für diese Organisationen zu arbeiten.

Natürlich erkennen wir gerne an, dass an der Basis die WKO ein gutes Service für ihre Mitgliedsbetriebe bietet, die Außenhandels-Organisation mit Zweigstellen auf der ganzen Welt arbeitet hervorragend. Doch der gesamte Überbau mit seiner krakenartigen Bürokratie und der in Österreich überall krankhaften Verpolitisierung ist nicht mehr zeitgemäß.

Ein paar Schritte wird man schon machen müssen. Da wird seit Jahren eine Senkung der Lohnnebenkosten gefordert. Dabei ist ein Teil der Kammerumlage an die Lohnsumme gekoppelt, die aufgrund der hohen Abschlüsse der letzten Jahre Rekordeinnahmen bringt. Diese wird man aufgrund des öffentlichen Druckes jetzt wohl reduzieren und sich auf die Schulter klopfen. Bezeichnend für die Art und Weise, wie der Kammerstaat agiert ist aber der Umstand, dass zunächst ein Bundesland (Salzburg) mit der Ankündigung einer Senkung vorpreschte. Warum kann man da nicht akkordiert österreichweit vorgehen?

Als es um die Verteilung der (zu hohen) Einnahmen in Form der unanständigen Erhöhung der Präsidenten-Gehälter ging, da war man schnell einer Meinung, quer durch alle Parteien, die in den Gremien der Kammerorganisation sitzen. Daher sind übrigens sämtliche Landespräsidenten vorbelastet und in Wahrheit ungeeignet, die Führung der WKO nach Harald Mahrer zu übernehmen. Gesucht wird eine Unternehmerpersönlichkeit, die einen neuen Stil in die Interessenvertretung bringt. Das würde zwangsläufig zu einem Konflikt mit der alteingesessenen „Funktionärs-Mafia” führen. Wenn sich trotzdem jemand diese Herkules-Aufgabe antun will, verdient er (oder sie) größten Respekt. Wahrscheinlicher ist jedoch die eingangs erwähnte Variante, dass unabhängig davon, wer an der Spitze steht, möglichst wenig geändert wird, sobald sich die erste Aufregung gelegt hat.

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