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Trotz hoher Liftpreise Boom beim Winterurlaub

Glaubt man einigen lokalen Medien, so lautet das größte Problem des Wintertourismus „Wann gibt es (wieder) billigere Liftkarten für Einheimische?”. Denn die EU erlaubt keine Diskriminierung ihrer Bürger. Dass z. B. der Tiroler oder Salzburger für die Saison- oder Tageskarte weniger zahlt als ein Tourist (aus dem Ausland oder gar aus Wien…) ist offiziell nicht erlaubt. In der Realität galten jahrelang an der Kassa – ohne große Werbung – niedrigere Tarife für bestimmte Gruppen. Das fiel in Brüssel auf und wurde schließlich offiziell verboten. Nicht alle halten sich daran. Die Seilbahnen-Lobby wünscht sich eine EU-weite Neuregelung mit Sonderrechten für Einheimische. Schließlich könnte das die Nebensaisonen beleben.

Abgesehen davon, dass die Definition eines „Einheimischen” und der Nachweis (was ist mit Zweitwohnungsbesitzern, was ist in Gebieten mit naher Grenze zu einem anderen Bundesland?) höchst problematisch sind, geht die Diskussion am Kern der Sache vorbei. Der Wintertourismus in Österreich mit zuletzt 72 Millionen Nächtigungen (zwei Drittel der Gäste kommen zum Skifahren) ist eine Erfolgsgeschichte, weil die hohe Qualität bei Pisten und Hotels aus ganz Europa zahlungskräftige Urlauber anlockt. 77% der Winter-Touristen kommen aus dem Ausland, in Tirol sind es sogar 93 Prozent!

Die Pro-Kopf-Ausgaben sind im Winter um rund 25% höher als bei einem Sommerurlaub. Natürlich klingt es dramatisch, wenn für Ski-Tageskarten schon bis zu 80 Euro verlangt werden und diese Preise auch noch jedes Jahr angehoben werden. Man darf nicht vergessen, dass ohne die aufwendige Erzeugung von technischem Schnee eine ganze Branche schon tot wäre. Doch die Kunden, an die sich das Angebot richtet, sind die Besserverdiener aus allen Teilen der Welt, die Österreich als Top-Winter-Destination schätzen.

Auf der Strecke geblieben sind schon längst alle Familien, die sich einen Tagesausflug für vier Personen um grob geschätzte 300 Euro (Stunden-Tickets plus Anreise und Verpflegung, Kosten für Ausrüstung nicht mitgerechnet) nicht leisten können. Daran würden „Einheimischen-Tarife”, die um 20–30 Prozent billiger sind, wohl nur wenig ändern. In Umfragen geben 12% an, dass sie regelmäßig Skifahren, 25% tun es gelegentlich. Im Westen unseres Landes sind es bis zu 40%. Ist der Pistenzauber daher noch der „Nationalsport” in Österreich? Für diejenigen, die es sich leisten können, mag das zutreffen. Doch Skifahren hat sich wie Golfen, Reiten oder Segeln in die Liste der teuren Sportarten eingereiht. Darüber kann man wehklagen, aber es ist ein Faktum.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist aber ein volkswirtschaftlicher: Die österreichische Wintersport-Industrie sorgt für sprudelnde Einnahmen und sichert tausende Arbeitsplätze. Das Gästepotenzial aus Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt laut einer Studie bei rund 15 Millionen Wintersportlern, dazu kommen noch Urlauber aus Europas Norden, dem Osten und sogar aus Übersee, die für über 20 Millionen Ankünfte (Saison 2024/25) und einen Umsatz von 13 Milliarden Euro sorgen. Hotels, Seilbahnen und Gastronomie sind großteils von hoher Qualität. Von den Investitionen der Branche leben viele lokale Gewerbebetriebe vom Tischler bis zum Taxiunternehmen.

Das wissen auch die „Einheimischen”, daher ist die Tourismus-Akzeptanz unter der Bevölkerung überwiegend positiv. Die Betriebe müssen nur aufpassen, dass sie es mit der Preisschraube nicht übertreiben. Hohe Lohn- und Energiekosten belasten die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Da es unmöglich ist, alles in den Preisen für die Kunden unterzubringen, sinken die Erträge in der Betrieben. Damit werden die Unternehmer wohl leben müssen. Das ist natürlich kein Trost für jene Bevölkerungsschichten, die sich den Skisport auch in Zukunft nicht werden leisten können.

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