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Was hinter der hohen Sparlust steckt

Auch der Black Friday, eine Black Week und das Weihnachtsgeschäft werden das nicht ändern: Die Österreicher sparen zu viel und konsumieren zu wenig. Jüngste Prognosen erwarten für dieses Jahr eine Sparquote von über zwölf Prozent. Nur im Pandemie-Jahr 2020, als man monatelang nichts ausgeben konnte, lag sie mit 14,4% höher. Seither hat sich aber einiges getan: Die Einkommen stiegen aufgrund der hohen Lohnabschlüsse kräftig, auch netto-real (also unter Berücksichtigung der Inflation) steht mehr Geld zur Verfügung. Trotzdem ist der private Konsum seit drei Jahren rückläufig und trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Konjunktur nicht erholen kann.

Am Anfang konnte man noch argumentieren, dass die (Spar-) Zinsen so hoch wie schon lange nicht waren und sich nach der langen Nullzinsphase das Geld auf dem Sparbuch zumindest rechnerisch vermehrte. Abzüglich der Inflation war es zwar nicht so, aber das ist eine andere Geschichte. Nun hat aber die EZB inzwischen acht Mal die Leitzinsen gesenkt. Die Banken bieten mittlerweile bei Sparprodukten nur mehr mickrige Konditionen von kaum mehr als einem Prozent an, selbst bei einer Bindung von über einem Jahr. Andere (risikoreichere) Anlageformen werden hierzulande nach wie vor nur von einer Minderheit genützt.

Man nimmt es in Kauf, dass das Geld weniger wert wird

Im Klartext heißt das: Bei einer Inflationsrate von rund vier Prozent (die höchste in der Eurozone) nehmen es die Österreicher bewusst in Kauf, dass ihr Geld auf dem Sparkonto real weniger wert wird. Sie tragen im Schnitt trotzdem 12% des verfügbaren Einkommens zur Bank, anstatt mehr auszugeben. Untersuchungen zeigen, dass vor allem langfristige Investitionen etwa in neue Möbel oder ein neues Auto aufgeschoben werden. Jeder klagt über die Teuerung. Sie trifft natürlich überproportional jene, die Niedrigverdiener sind und denen zum Sparen nichts übrig bleibt. Doch auch viele, die sich eigentlich mehr leisten könnten, stehen auf der Ausgabenbremse. Angesichts der politischen Negativspirale, die täglich über uns hereinprasselt, ist das kein Wunder:

  • Da sind die Meldungen über immer höhere Defizite und Schulden der öffentlichen Hand. Man rechnet mit neuen Sparpaketen oder Steuererhöhungen, die jeden treffen.
  • Die steigende Arbeitslosigkeit sollte man nicht unterschätzen. Jeden Monat werden neue Pläne über Personalabbau in großen Firmen bekannt. Die Pleiten im Mittelstand – vor allem im Handel – nehmen zu.
  • Ständig werden Preise erhöht, vor allem im Dienstleistungsbereich. Dazu steigen alle möglichen Gebühren der öffentlichen Hand, vor allem weil Länder und Gemeinden händeringend nach neuen Einnahmequellen suchen.
  • Viele Haushalte bauen sich offenbar vorausschauend einen finanziellen Puffer auf, falls eine der internationalen Krisen (US-Zölle, diverse Kriege) wieder zu uns überschwappt (Lieferketten, Energiepreise) und zu erneuten Kostensteigerungen führt.

Es ist daher die Summe der Unsicherheiten, die dazu führt, dass jeder sein Geldbörsel zweimal umdreht, bevor er mehr ausgibt. Ähnlich ist die Entwicklung in Deutschland und anderen EU-Staaten, nur dass dort die Inflation deutlich niedriger ist.

Damit wäre die Psychologie hinter der hohen Sparquote eigentlich ausreichend erklärt. Wir sitzen wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrt da und fürchten uns vor allem, was noch passieren könnte. Hier kommen jetzt die jeweils Regierenden ins Spiel. Ihre Aufgabe muss es sein, das Vertrauen der Konsumenten zu stärken, indem sie mit starken Reformen einen möglichen Aufschwung unterstützen. Doch was passiert stattdessen? Man redet tagelang darüber, wie sich die Funktionäre in den Kammern die Taschen vollstopfen. Man muss mit Erstaunen erfahren, dass der Finanzminister nicht weiß, warum die Defizite in den Bundesländern explodieren. Weil man zu feig ist, Dinge zu entscheiden, werden neue Kommissionen eingesetzt. Die hohe Sparquote ist schlicht ein gutes Indiz dafür, dass man der Politik nicht zutraut, sinnvolle Reformen zeitnahe umzusetzen.

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