Im Mittelpunkt des Best-Practice-Cases in der Kategorie IT, erklärt Alexander Gradl-Noll, Geschäftsführer Euronet Services Österreich, wie sich technologische Entwicklungen durch tatsächliche Nutzungserfahrungen durchsetzen und dass sich letztendlich nicht die komplexeste Lösung, sondern die akzeptierteste Lösung am Markt durchsetzen wird.
ForumF: Wo sehen Sie derzeit die größten technologischen Herausforderungen in der Finanzbranche?
Gradl-Noll: Die Finanzbranche steht vor der Aufgabe, sich technologisch weiterzuentwickeln, ohne dabei den Fokus auf ihre zentrale Stärke – die Kundenbeziehung – zu verlieren. Die größte Herausforderung besteht darin, bestehende Strukturen zu hinterfragen und neue technologische Möglichkeiten so einzusetzen, dass sie echten Mehrwert schaffen. Innovationen müssen den Kundennutzen steigern und gleichzeitig die Stabilität im System gewährleisten. Technische Serviceanbieter wie Euronet können dabei unterstützend wirken, doch die inhaltliche Gestaltung der Kundenbeziehung liegt weiterhin bei den Banken und Versicherungen selbst.
Die Geschäftsfelder von Euronet sind sehr divers. Welches Geschäftsfeld entwickelt sich derzeit am stärksten, und wo sehen Sie Potenzial in Österreich?
Euronet verzeichnet in allen Geschäftsfeldern starkes Wachstum, das jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt ist. In Ländern mit einer hohen Cash-Versorgungsdichte fungiert das Unternehmen zunehmend als Partner zur Kostenoptimierung und als Technologieanbieter für neue Services – das gilt auch für Österreich. In anderen Regionen tritt Euronet als Anbieter nationaler Transaktions-Backbones oder als Partner für FinTechs auf. Besonders wichtig ist zudem der Beitrag zur Sicherstellung der Zahlungsresilienz, der die Rolle des Unternehmens in der Stabilität des Zahlungsverkehrs unterstreicht.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihr IT-Backbone auch zukünftige Anforderungen von Banken, etwa durch neue digitale Services, abbilden kann?
In diesem Bereich setzen wir auf die Partnerschaft und den intensiven Austausch mit Banken. Selbstverständlich fließen auch die Erfahrungen aus unseren anderen Firmen epay, RIA, cardooz, dandelion ein und sind somit ein stetiger Motor für Innovation. Da wir in unserer Betriebs- und Softwareplattform über alle Unternehmen homogen aufgestellt sind ergibt sich hier ein sehr großes Momentum.
Die Pläne zum digitalen Euro werden konkreter. Wie bewerten Sie dieses Vorhaben und die möglichen Auswirkungen?
Digitale Währungen werden die Finanzwelt grundlegend verändern. Die zugrundeliegenden Technologien stellen bestehende Geschäftsmodelle auf den Prüfstand und werden langfristig die Strukturen der Branche beeinflussen. Zugleich verschieben sich die Erwartungen der Kund:innen in Richtung Benutzerfreundlichkeit und Transparenz. Der digitale Euro bietet zahlreiche Chancen, bringt jedoch auch Herausforderungen für etablierte Marktteilnehmer mit sich. Insgesamt überwiegt die Einschätzung, dass digitale Währungen neue Möglichkeiten eröffnen und langfristig zu einer modernen, kundenorientierten Finanzwelt beitragen können.
Können Sie mir die Key-Takeaways des Best-Practice-Cases vorstellen?
Euronet zeigt mit seinem internationalen Ansatz, dass der stark regulierte europäische Bankenmarkt langfristig nur durch globale technologische Strukturen wettbewerbsfähig betrieben werden kann. Diese internationale Aufstellung ermöglicht Synergien und kommerzielle Vorteile, die sich zunehmend positiv auf regionale Märkte auswirken. Damit schafft das Unternehmen die Voraussetzungen, Innovationen schnell und effizient in verschiedenen Ländern umzusetzen.Technologien, die zwar faszinierend, aber für die Kundschaft unpraktisch sind, verschwinden wieder vom Markt. Es setzt sich nicht zwingend die technisch beste Lösung durch, sondern jene, die die höchste Akzeptanz erreicht. Dieser Gedanke mag auf den ersten Blick banal wirken, ist in der Praxis jedoch hochrelevant.
Vielen Dank für das Gespräch!















