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Die Hälfte der Österreicher erachtet sich als in Sachen Finanzwissen unzureichend gebildet, und das ist wohl historisch bedingt

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Maximilian Mondel
Dass die fast 60 Jahre alte Innovation einer Mischkulanz von zwei ziemlich unterschiedlichen Materien wie Geographie und Wirtschaft wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war und ist, zeigt die Finanzbildungs-Umfrage 2020 des Marktforschungsinstituts Gallup.

Wenn man der Wissensplattform Wikipedia vertrauen darf (und das tun wir), dann ist „Geographie und Wirtschaftskunde der Name eines Unterrichtsgegenstandes, der ausschließlich in Österreich unterrichtet wird“. Wenn es etwas ausschließlich hierzulande gibt und sonst nirgendwo in der zivilisierten Welt, dann kann das einerseits bedeuten, dass wir in Österreich die Geviftesten, Visionärsten und Cleversten überhaupt sind oder dass wir uns gehörig auf dem Holzweg befinden – und zwar seit 1962. Damals hatte man sich im Zuge der Neuordnung des Schulwesens entschlossen, Themen miteinander zu verbinden und eben Fächer wie Geographie und Wirtschaftskunde oder Geschichte und Sozialkunde und in weiterer Folge Biologie und Umweltkunde hervorzubringen. Und wenn Sie jetzt schon seit geraumer Zeit nicht mehr die Schulbank drücken und auch keine schulpflichtigen Kinder haben, dann seien Sie beruhigt: Was immer schon so war, bleibt in Österreich auch so und wird sich wohl so bald nicht ändern.

Dass die fast 60 Jahre alte Innovation einer Mischkulanz von zwei ziemlich unterschiedlichen Materien wie Geographie und Wirtschaftskunde wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war und ist, zeigt die Finanzbildungs-Umfrage 2020 des Marktforschungsinstituts Gallup: 49 Prozent der Österreicher bewerten ihren finanziellen Informationstand als unzureichend. Und ist eigentlich eine gute Nachricht, denn 2017 lag dieser Wert noch bei unterirdischen 55 Prozent. 32 Prozent glauben aktuell, dass die Schule die höchste Relevanz beim Erwerb von Finanzwissen, also Wirtschaftswissen, hat. 40 Prozent schieben die Rolle des primären Wissensvermittlers dem Elternhaus zu, 38 Prozent sehen die Banken und Versicherungen in der Pflicht und 31 Prozent Bekannte und Freunde. 

Dass sich 38 Prozent der Österreicher gerade von jenen Organisationen – nämlich Banken und Versicherungen – Know-how in Sachen Finanzen und Wirtschaft erwarten, mit denen sie im Erwachsenenalter einen zentralen Teil seiner Finanzgeschäfte machen, ist irgendwie skurril. Aber so sind wir halt. Ansonsten wünschen wir uns, dass Mama und Papa uns die Finanzwelt erklären und dass wir bei Unklarheiten in Finanzfragen unseren Freundes- und Bekanntenkreis konsultieren können. Ob das immer verlässliche Quellen sind, sei dahingestellt. Tja, und ein Drittel sieht die Schule als den großen Wissensvermittler in Sachen Finanzen und Wirtschaft. Die kann aber nur bedingt „delivern“, wie es im Economy Speak so schön heißt, den rund 50 Prozent der Unterrichtszeit, die für Geographie und Wirtschaftskunde aufgewendet wird, beschäftigt sich mit – erraten! – Geographie. Und das ist grundsätzlich nicht schlecht, denn auch Geographie ist ein relevantes Wissensfeld für Schüler aller Schulstufen. Eventuell wäre es mal überlegenswert, die Lehrpläne aus den 60er Jahren zu durchforsten, damit jedem der beiden Fächer die Bedeutung zukommt, die es verdient. Dann wüssten die in ihr Erwachsenleben entlassenen ehemaligen Schüler nicht nur über ferne Länder bescheid und könnten Wanderkarten lesen, sondern sie wären auch in der Lage, Kredite zu berechnen und Finanzprodukte miteinander zu vergleichen.

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